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Bötticher, Carl
Bericht über die Untersuchungen auf der Akropolis von Athen im Frühjahr 1862 — Berlin, 1863

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https://doi.org/10.11588/diglit.670#0187
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178

dem entgegen. Einmal wäre die Tiefe der Stoa um 1 F ge-
ringer als ihre Fortsetzung in den Seitenstoen; ein solches
Versehen im Maafse für gleich tiefe Stoen ist bei den Alten
kaum denkbar. Zweitens hätte auch jede Säule um 5 Z schwä-
cher sein müssen als die Säule der Seitenstoen, denn die Plin-
thenreihe der Parastasschwelle welche den Stylobat gebildet
hätte, ist um dieses Maafs schmaler als der Stylobat jener
Stoen; das haben aber Penrose, Paccard mit allen Andern
gleicher Meinung, nicht in Betracht gezogen. Drittens ist der
Plinthenschnitt in seiner Fugentheilung durchaus gegen einen
Stylobat, weil die Plinthen der Schwelle einander in der Länge
vollkommen ungleich sind; es ist keine so grofs als die an-
dern, ihre Differenzen steigen nach und nach bis auf 8 Z. Auch
dieses ist von Penrose (PI. 4) eben so vollständig übersehen.
Bei gleichen Abständen der Säulen und dem beständigen Zu-
sammentreffen einer Säulenaxe mit der Stofsfuge zweier Plin-
then, wie dies nicht nur in den Seitenstoen sondern im ganzen
Gebäude auf das Genaueste befolgt ist, wäre das ein ganz
Unmögliches, denn es würde ein jedes Intercolumnium eine an-
dere Breite haben als das andere. Unmöglich ist es hier, weil
die Axen der Säulen, also die Centra ihrer Sohlen, auf das
Genaueste das Maafs der Stylobatplinthen vorschreiben, letz-
tere also hiernach bemessen, geschnitten und verlegt wurden.
Sähe man indefs auch von dieser ungewöhnlichen Anomalie ein-
mal ab, nähme man eine ganz willkührliche Basirung der Säu-
len nur in gleichen Axenweiten an, dann würden viertens diese
Axenweiten, mithin auch die Intercolumnien, jede um 6 Z ge-
ringer geworden sein als bei den Seitenstoen; das wäre wie-
derum ebenso beispiellos wie unbegreiflich in seiner Ursache.
Hätte man die drei Stoen zu einer einzigen vereinigen wollen,
würde man von gleichen Maafsen und gleichen Formen in allen
dreien niemals abgewichen sein. Alle diese technischen Wahr-
zeichen sind es in welchen der untrügliche Beweis vorliegt
wie die Schwelle der Parastas frei, niemals mit Säulen bestan-
den oder als Stylobat vorgerichtet gewesen ist. Ich enthalte
mich jedes weiteren Eingehens auf die Sache.

Von der andern Seite geben die aufgedekkten beiden Thü-
ren in der Opisthodomwand ein gewichtvolles Zeugnifs für den
Standort des grofsen Agalma; ohne Weiteres beweisen näm-
 
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