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112 XVI. Zu den Aetoi.

nur für eine solche dicht an die Wand des Tympanon anschliessende Stel-
lung vorbereitet ist: es erscheint die ganze Masse des Rükkens genau nach
dem Lothe abgeglichen, die ganz platt und breit gedrükkten Falten der Ge-
wandung sind bloss durch den möglichst flachen Eindrukk in die lothrechte
Fläche gebildet. Endlich verrieth noch ein anderes wenn auch bloss äusser-
liches Kennzeichen in der Gewandung, die gleiche Abkunft mit den übrigen
Gestalten in beiden Aetoi: nämlich die gekrauste Sahlkante des wollenen
Peplos, welche neben der charakteristischen Unterscheidung des Stoffes der
Chitonen von dem der Peplen, allen Werken am Parthenon gemeinsam er-
scheint. Der Hals mit dem Kopf und beide Arme waren eingesetzt, man
erkennt das in der Arbeit an den betreffenden Stellen. Mit einem blossen
Widerspruche wie der (S. 170. 171) Bötiichers Meinung ist unhaltbar . . .
die Falteiibehandlung an der l. Schulter weicht von der Art des Phidias ab,
beseitigt man gegenüber jenen Merkzeichen diese Meinung nicht; der andere
zweifelnde Einwurf, wie sich dann die äusseren Schikksale des Kolosses erklä-
ren Hessen, wird hinlänglich durch die gleichen Schikksale der attalischen
Gruppen [Abg. No. 514 flg.] erledigt.

Folgerecht jener Theophanie Athenas in Attika, war in der liegenden
mit ihrem Kopfe noch erhaltenen Heroengestalt [Abg. No. 468] Theseus,
nur in allegorischer Bedeutung als concreter Ausdrukk des gesammten athe-
nischen Volkskörpers wahrscheinlich gemacht [Paus. 1, 3, l]. Die Chlamys
wie das gleichfalls untergebreitete Löwenfell, [Abg. No. 96, 215] — die
breiten Tatzen können nur Löwentatzen sein — sprach dafür: ebenso das Merk-
zeichen einer ehemaligen besonders gearbeiteten Keule, welche dicht über
dem Knöchel des r. Fusses angestiftet und mit dem oberen dünnen Ende in
die r. Hand gestekkt war die sich mit ihrem Arme auf die Waffe stützte.
Ms sieht (S. 169) einen Dionysos in dieser nervigen Gestalt, einen Thyrsos
in dessen Hand: Phidias habe hier eine Mittelstufe zwischen dem bärtigen
der älteren und dem weichlichen bartlosen Gott der folgenden Kunstschulen
vorgebildet u. s. w. Dem widerstrebt das Bildwerk. An dem ringsum ganz
kurz gehaltenen Haar des Kopfes ist die ursprüngliche Anlage nicht gestört,
es ist ohne Bruchstellen und bloss stark überscheuert, es liegen Hals, Nakken
und Schultern durchaus glatt und frei da: vom ehemaligen Vorhandensein der
Fülle wohlgepflegten Haares in weiblicher Tracht mit einem Halbknoten am
Hinterhaupte, von lokkigen Haarsträngen oder Tanienzipfeln die auf Schul-
tern und Brust herunterfallen, wie jene späteren Kunstschulen das lieben,
ist keine Spur vorhanden, auch hat Ms bei der genauen Analyse der Ge-
stalt (S. 173) das stark ausgesprochene Schaamhaar dieses Dionysos über-
sehen. Meint er jedoch nächst Dionysos hat wohl der attische (!) Gott
Herakles die nächsten Ansprüche auf diese Figur, so würde Phidias auch
diesen noch so unbärtig gebildet haben wie er im vorderen Aetos des Tem-
pels auf Aegina erscheint: ob man aber schon die Gegenwart des Dionysos
und Herakles bei der Genesis oder ersten Erscheinung der Athena im Kreise
 
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