526 Der erste Cultustcmpel als Prototyp der statnmeigenon Bauweise. §. G5.
Stiftung der Panarkadischen Megalopolis betrachtet; obwohl dieses Beispiel,
mehr die gänzliche Versezung des Cultus von seiner Stätte, als die Aphi-
drysis desselben betrifft.
In der Verbreitung eines Cultus durch Aphidrysis, bilden die Sacra und
heiligen Bräuche allein den Nerv, mag das Mutterheiligthum nur als um-
schlossene Altarstätte, oder als Tempelhaus mit Cultusbild bestehen. Schwerlich
aber wird anzunehmen sein, dass bei Entlehnung von Sacra, welche in einem
Tempelhause gepflegt werden, die ganz strikte Nachbildung desselben in
Grösse des Planes und Aufbaues bedingt sei. Denn zur Ausrichtung der
entlehnten gottesdienstlichen Gebräuche, kann es sich nur um die im allgemeinen
anflehe Einrichtung des Tempels im Nachbilde handeln: die Bauweise desselben
bezüglich der Kunstformen, ob Dorisch, ob Ionisch, versteht sich ganz von
selbst. Diese ist im voraus von dem Stamme bestimmt welcher die Stiftung
macht, weil eben die Aphidrysis nur den Genossen des gleichen, nicht aber
denen eines fremden Stammes vergönnt wird.
Von jenem Aphidryma des Tempels der Ephesischen Artemis zu Mas-
salia wird nur gesagt, es sei dasselbe in der Einrichtung nicht aber in der
Grösse ein Abbild des Tempels zu Ephesos gewesen; unbedingt nur wird
die Ionische Kunstform des Urbildes wiedergegeben sein. Der Cultus der
Ephesischen Artemis war nämlich unhellenisch, er wurzelte ursprünglich auf
der Stätte. Als aber die Ionier Ephesos eroberten und den Cultus zu dem
ihrigen machten bauten sie den ersten Tempel dieser Artemis in Ionischer
Kunstform, welche man auch bei dem zweiten Tempel festhielt.
Auch für übertragene Sacra lässt sich der Ursprung der stammeigenen
Tempelbauweise erkennen. In der tempellosen (und bilderlosen) Phase be-
schränkt sich die Verbreitung des Cultus auf dessen heilige Gebräuche,
mit Stiftung eines Altares, Tisches und Pflanzung des heiligen Baumes der
betreffenden Gottheit, innerhalb eines Temenos unter freiem Himmel. Tritt
auf dieser Stätte dann späterhin ein erstes Tempelhaus zur Ausrichtung der
Sacra des Tisches vor einem Cultusbilde hinzu, dann ist dies der Ursprung
des Prototypes der dem Nationalstamme eigenen Bauweise, welche dann
auf alle nachfolgenden Cultustempel des Stammes übertragen wird. So war,
wie schon erwähnt, die Stiftung des Athenacultus im Herkos des Kekrops
zu Athen mit Pflanzung des heiligen Ölbaumes eine vielleicht von Delos
herübergekommene Niederlassung der Sacra. Stiftet Erichthonios lange nach-
her das Tempelhaus sammt dem Bilde der Göttin in diesem Herkos, dann
konnte dieser noch keinem Urbilde nachgeahmt, sondern musste hier ein
ursprünglich Gewordenes sein. Die stammeigene Ionische Bauweise mag
sich an demselben zum ersten Male bethätigt haben.
Wenn dagegen Teukros den Cultus der Athena-Polias und der Agraulos
entlehnte und nach Salamis auf Kypros übertrug (§. ßl, 3), so folgt von selbst
für den Bau des Tempelhauses der Göttin hier, die Attisch-Ionische Kunst-
formweise des Urbildes. Merkwürdig genug finden sich an dem sogenannten
Stiftung der Panarkadischen Megalopolis betrachtet; obwohl dieses Beispiel,
mehr die gänzliche Versezung des Cultus von seiner Stätte, als die Aphi-
drysis desselben betrifft.
In der Verbreitung eines Cultus durch Aphidrysis, bilden die Sacra und
heiligen Bräuche allein den Nerv, mag das Mutterheiligthum nur als um-
schlossene Altarstätte, oder als Tempelhaus mit Cultusbild bestehen. Schwerlich
aber wird anzunehmen sein, dass bei Entlehnung von Sacra, welche in einem
Tempelhause gepflegt werden, die ganz strikte Nachbildung desselben in
Grösse des Planes und Aufbaues bedingt sei. Denn zur Ausrichtung der
entlehnten gottesdienstlichen Gebräuche, kann es sich nur um die im allgemeinen
anflehe Einrichtung des Tempels im Nachbilde handeln: die Bauweise desselben
bezüglich der Kunstformen, ob Dorisch, ob Ionisch, versteht sich ganz von
selbst. Diese ist im voraus von dem Stamme bestimmt welcher die Stiftung
macht, weil eben die Aphidrysis nur den Genossen des gleichen, nicht aber
denen eines fremden Stammes vergönnt wird.
Von jenem Aphidryma des Tempels der Ephesischen Artemis zu Mas-
salia wird nur gesagt, es sei dasselbe in der Einrichtung nicht aber in der
Grösse ein Abbild des Tempels zu Ephesos gewesen; unbedingt nur wird
die Ionische Kunstform des Urbildes wiedergegeben sein. Der Cultus der
Ephesischen Artemis war nämlich unhellenisch, er wurzelte ursprünglich auf
der Stätte. Als aber die Ionier Ephesos eroberten und den Cultus zu dem
ihrigen machten bauten sie den ersten Tempel dieser Artemis in Ionischer
Kunstform, welche man auch bei dem zweiten Tempel festhielt.
Auch für übertragene Sacra lässt sich der Ursprung der stammeigenen
Tempelbauweise erkennen. In der tempellosen (und bilderlosen) Phase be-
schränkt sich die Verbreitung des Cultus auf dessen heilige Gebräuche,
mit Stiftung eines Altares, Tisches und Pflanzung des heiligen Baumes der
betreffenden Gottheit, innerhalb eines Temenos unter freiem Himmel. Tritt
auf dieser Stätte dann späterhin ein erstes Tempelhaus zur Ausrichtung der
Sacra des Tisches vor einem Cultusbilde hinzu, dann ist dies der Ursprung
des Prototypes der dem Nationalstamme eigenen Bauweise, welche dann
auf alle nachfolgenden Cultustempel des Stammes übertragen wird. So war,
wie schon erwähnt, die Stiftung des Athenacultus im Herkos des Kekrops
zu Athen mit Pflanzung des heiligen Ölbaumes eine vielleicht von Delos
herübergekommene Niederlassung der Sacra. Stiftet Erichthonios lange nach-
her das Tempelhaus sammt dem Bilde der Göttin in diesem Herkos, dann
konnte dieser noch keinem Urbilde nachgeahmt, sondern musste hier ein
ursprünglich Gewordenes sein. Die stammeigene Ionische Bauweise mag
sich an demselben zum ersten Male bethätigt haben.
Wenn dagegen Teukros den Cultus der Athena-Polias und der Agraulos
entlehnte und nach Salamis auf Kypros übertrug (§. ßl, 3), so folgt von selbst
für den Bau des Tempelhauses der Göttin hier, die Attisch-Ionische Kunst-
formweise des Urbildes. Merkwürdig genug finden sich an dem sogenannten