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Allgemeine Anlage.

Die ägyptische Landeshauptstadt war dauernd seit Menes' Zeiten die später Memphis
genannte, ihre Residenzstadt aber wechselten die jeweiligen Könige nach einem auch im
Mittelalter noch im Orient bestehenden, leicht erklärlichen Brauche häufig. Die der Könige
der fünften Dynastie, etwa um 2600 v.Chr., muß irgendwo am Wüstenrande nordwestlich vom
heutigen Abusir gelegen haben, wenn bis heute auch noch keine Spur davon ermittelt werden
konnte. Zu ausgedehnt und großartig dürfen wir sie uns nicht vorstellen. Ihre zerfallenen
Ziegelhäuser liegen noch unbemerkt wegen der regelmäßigen Auf höhung des Niltals wohl
4—5 m tief im Sand und Schlamm. Mindestens'vier aufeinander folgende Könige, S'a3hu-rec,
Nefer-ir-kea-re, Neferf-rec und Ne-user-rec, dürften hier residiert haben, wahrscheinlich war der
erste von ihnen, König S'a3hu-rec, ihr Begründer. Wie Chufu, der Begründer der Residenzstadt
der vierten Dynastie bei Gise, so hatte auch S ashu-re' hier bei Abusir die erste Wahl für sein
Grabdenkmal, das diese Könige nach der Sitte ihrer Zeit in nächster Nähe der Residenz
auf dem dahinterliegenden Plateau des Randes der libyschen Wüste errichteten.

So einfach und nur für kurze Dauer bestimmt eine solche Residenzstadt auch immer
gewesen sein mag, das für ewige Dauer berechnete Grabdenkmal des in ihr residierenden
Herrschers wurde mit allem Prunk und vor allem mit der massigsten Festigkeit ausgeführt,
deren die damalige Baukunst ■—• und seitdem die keiner anderen Zeit wieder — fähig war. Die
Errichtung der königlichen Grabdenkmäler war eine der wichtigsten, vielleicht die wichtigste
Aufgabe des ägyptischen Staates dieser Zeit, eine Aufgabe, in der sicher ein sehr beträcht-
licher Teil des Nationalvermögens zum Nutzen und auch nur zum imaginären Nutzen eines
Einzigen1 verwendet'wurde. In der uns hier beschäftigenden Zeit war allerdings der Gipfel-
punkt der Übertreibung in der Lösung dieser Staatsaufgabe schon überschritten, die Könige
der fünften Dynastie haben nicht mehr versucht, ihre Vorgänger, die Snofru, Chufu und Chefren,
in der Größe ihrer Grabdenkmäler zu erreichen. Ihre Anlagen zeigen sich uns kleiner, jedoch
verfeinert. Es herrschen aber dabei noch in allem dieselben Prinzipien, die bei jenen obwalteten.
Das geht so weit, daß man sogar in der Wahl der Bauplätze zwischen Gise und Abusir
einen bis in Einzelheiten zutreffenden Vergleich ziehen kann. An beiden Stellen hat der

O

zuerst den Bauplatz aussuchende Architekt den beide Male zufällig nördlich gelegenen, iso-
lierten, niedrigeren Teil des ganzen Plateaus ausgewählt, auf dem er seine Anlage ohne

1) Vgl. Herodot II, 128; Plin. hist. nat. 36, 75 usw.
 
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