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Grabdenkmal des Königs S'a3hu-re', I: Der Bau.

Abb. 132: Zur Nachbildung mit Quadratnetz überlegtes Relief aus dem

Nebeneingang.

des Lysakos", auf einem zweiten gleichen Bauteil mit ebensogroßen, aber flüchtiger einge-
kratzten Buchstaben: ^AIOOOPOS 2| AI02K0P0Y „Diophoros, Sohn des Dioskoros" und ein
weiterer Name(?): TPAA'g, ein drittes kleines Bruchstück hat noch die Buchstaben 'g@NE§.

Prof. Dr. Hiller v. Gärtringen, dem
die Photographien dieser Inschriften
vorgelegt wurden, setzt sie wegen
der Form des n in die Zeit nicht vor
100 v. Chr. und wegen der des 2
wahrscheinlich nicht viel später als
dieses Datum. Der Sechmet-Tempel
ist also noch im letzten Jahrhundert
vor Christi Geburt ein Wallfahrtsort
gewesen.

Zerstörung. Während der
Totentempel des Ne-user-rec schon
im neuen Reich dem Abbruch ver-
fallen war1, andere Totentempel der
fünften und sechsten Dynastie, wie
neuere Funde in Lischt gezeigt haben,
bereits im mittleren Reiche ihre Reliefs als Baumaterial abgeben mußten, ist der S'ajhu-rec-
Tempel ungewöhnlich lange verschont geblieben. Wir wir soeben sahen, sind noch griechische
Besucherinschriften an den Wänden nachweisbar.

Die eigentliche Zerstörung des Tempels dürfte mithin erst in römischer Kaiserzeit
oder gar erst unter oströmischer Herrschaft eingesetzt haben. Hierbei scheint man es zuerst
auf den Granit abgesehen zu haben, der als Material zu Mühlen aller Art nicht zu verachten
ist. Die Palmensäulen brauchte man nur in flache Trommeln zu zersprengen, so waren die
Mühlsteine fertig. Man begann also, nachdem die Säulen des Torbaues schon erledigt
waren, wohl die vordersten des Säulenhofes herauszureißen. Das Resultat war, daß die
ganze Säulenstellung, deren Architrave, wie wir oben gesehen hatten, keine Verbindung zu
den Umfassungswänden hatten, nach Osten umklappte. Wahrscheinlich kostete dieser Ein-
sturz einigen der Steinhauer das Leben und verleidete den übrigen das Wiederkommen, denn
es ist Tatsache, daß von der ganzen Säulenstellung nur die paar Säulen im Osten fehlen,
deren Herausnahme eben den Einsturz veranlaßte. Die gestürzten Säulen und Architrave
ließ man so gut wie unberührt. Sie wurden bald vom Bau einer koptischen Kapelle, von
der sogleich die Rede sein wird, bedeckt und so bis auf unsere Tage geschützt. Ge-
rade daß die Säulen noch so intakt unter der Kapelle lagen, macht es wahrscheinlich, daß
der Einsturz nicht lange vor dem Bau der Kapelle erfolgt ist. Sonst hätte man in der
Zwischenzeit, wenn sie länger gewesen wäre, doch wohl die so bequem erreichbaren Mühl-
steine, die in den Säulenschäften steckten, geholt.

Aber die Kapelle deckte nur einen Teil des Bauwerks. Das übrige wurde weiter
zerstört und ausgebeutet. Granit und Basalt wurden zu Mühlsteinen verarbeitet. Mehrere

1) Ne-user-re' S. 159 ff.
 
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