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Braun, Joseph
Praktische Paramentenkunde — Freiburg i. Br., 1924

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https://doi.org/10.11588/diglit.2048#0065
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sich damit zu begnügen, auf der Fahne in einfacher
Stickerei ein Monogramm, umgeben von leichten
Ornamenten, anzubringen oder, wenn es sich um ein
Kinderfähnchen handelt, ihm lediglich mit passenden
Börtchen ein Kreuz aufzunähen.

Wie zur Fahne,- soll man auch zu den Quasten
und Fransen nur solides Material nehmen. Auch
hier gilt, daß das Beste stets das Billigste ist.

2. Der Baldachin oder Traglihnmel. Es gibt zwei
Baldachinformen. Bei der einen besteht er aus
einem auf Stangen getragenen, viereckigen, festen,
deckenartigen Gerüst, das mit Zeug überzogen und
ringsum mit Behängen versehen ist, bei der
andern aus einem auf Tragstangen los aus-
gespannten, mit Behängen ausgestatteten Tuch.
Die Zahl der Stangen wird bei beiden durch die
Größe des Baldachins bestimmt. Beide Formen
haben ihre Vorteile, aber auch ihre Nachteile.
Die zweite ist in Italien gebräuchlich; in
Deutschland finden fast nur Baldachine mit
fester Decke Verwendung.

Die Größe des Baldachins hängt von den
Umständen ab. Schreitet der Priester allein
unter dem Traghimmel, so sind 1,50 m im
Geviert oder besser 1,30 X 1,50 vi für ihn
völlig ausreichend. Ist der Priester vom Diakon
und Subdiakon begleitet, so sind die Maße
auf etwa 1,80 m im Geviert oder 1,60 X 1,80
bis 2,00 m zu erhöhen. Man soll den Baldachin
nicht größer als nötig machen, damit er für
die Träger keine übermäßige Last sei.

Zur Herstellung der Decke und der Behänge
muß man mit Rücksicht auf den Zweck des
Baldachins stets weiße Seide, weißen
Brokatell oder Goldstoff nehmen1.
Auf der Oberseite versieht man ihn zum
Schutze gegen Sonne, Regen und Staub mit
einem Überzug. Für die Form der Be-
hänge bieten die Skizzen auf S. 46 Vorbilder.
Am edelsten wirken Behänge, welche unten geradlinig
abschließen.

Als passende Motive zur Verzierung des Bal-
dachins empfehlen sich für die Decke beispielsweise
ein Kreuz, die Monogramme Jesus oder Christus, an-
betende Engel, das Lamm Gottes, die Evangelisten
bzw. deren Symbole, der gute Hirt, der Heiland mit
dem heiligsten Herzen und ähnliches; für die Behänge
Weinranken, untermischt mit Ähren, Rosen-, Eichen-
und sonstige Ranken symbolischer Bedeutung, In-
schriften , die auf das heiligste Sakrament Bezug
nehmen, Einzelfiguren, Medaillons mit dem Bilde des
Heilandes, dem Gotteslamm, den Vorbildern der hoch-
heiligsten Eucharistie (Manna, Schaubrottisch), den

Symbolen des heiligsten Altarssakramentes (Pelikan,
Kelch) oder auch mit Darstellungen ganzer Szenen,
wie des Mannaregens, der Speisung des Propheten
Elias, des Wunders zu Kana, der Speisung der Fünf-
tausend, des letzten Abendmahles, des Mahles zu Em-
maus und ähnlicher. Aber auch in dem Fall, wo man
sich mit gewebten Behängen begnügen muß, sollte man
darauf achten, nur solche zu nehmen, deren Musterung
irgendwie auf das heiligste Sakrament hinweist, und
wäre es auch nur durch den Namen Jesus.

Dringend anzuraten ist, von festen Baldachinen alles
fortzulassen, was sie unnötigerweise schwer macht,





















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Bild 23. Typen von Kirchenfahnen.

also eine hölzerne Bekrünung. massige Knäufe, mas-
sives Rahmenwerk, ein schräg oder in geschwungenen
Linien ansteigendes Dach und ähnliches. Man hat dann
nicht nötig, zu einer neuerdings angepriesenen Bal-
dachinform seine Zuflucht zu nehmen, bei welcher der
Priester sich unter dem Baldachin wie in einem Käfig
befindet, weil maji die Tragstangen unten an allen
Seiten mit Querstangen verbunden hat.

3. Der Kauzelbehang. Man macht den Kanzelbehang
aus Seide oder Wolle. Behänge für die höchsten
Feiertage versehe man mit Stickereien; den unteren
Saum besetze man mit Fransen oder Quästchen. Um
den Behang an der Innenseite der Kanzel befestigen
zu können, näht man am besten am oberen Rande in

Caerem. Episc. I. 1, c. 14, nr. 1.
 
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