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Braun, Joseph
Praktische Paramentenkunde — Freiburg i. Br., 1924

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https://doi.org/10.11588/diglit.2048#0080
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60

Zweitor Teil. Spitzen and Stickereien.

bezeichnet werden, wofern sie nur mit angemessener
Musterung versehen, 3olid gearbeitet und genügend
dicht sind, Eigenschaften, auf die freilich nicht immer
Innreichendes Gewicht gelegt wird.

Das Muster muß groß angelegt sein, klar in die
Erscheinung treten und alle unruhige, willkürliche

Bild 30. Irische Spitze in romanischem Stil ('/» natflrl. Größe).

Linienführung streng vermeiden. Daß es aus Ranken-
werk bestehe, ist keineswegs nötig, damit die Spitze
für Paramente Verwendung finden künne. Es lassen
sich auch Spitzen mit rein linearen Gebilden sehr wohl
zur Verzierung von Paramenten gebrauchen.

Die Litzen erheischen keinen bestimmten Stil. Wohl
tragen sie, wenn sie mit stilisiertem Muster versehen
sind und nicht ein stilloses Bandgewirr darstellen, in
der Regel Renaissancecharakter an sich; doch hindert
nichts, auch schöne Litzenspitzen gotischen und ro-
manischen Stiles herzustellen. Namentlich eignet sich
der romanische Stil wegen
der weichen, runden und
vollen Formen seiner Orna-
mente in hervorragendem
Maße für irische Spitzen
(Bild 30).

Die bei irischen Spitzen
zur Verwendung kommen-
denLitzon werden eigens
zu diesem Zwecke fabri-
ziert. Man kann sie in
verschiedenen Breiten und
Ausführungen haben.

2. Technik der irischen
Spitzen, a) Die Vorbe-
reitungen. Behufs Her-
stellung irischer Spitzen
werden die Litzen oder
Bändchen auf Pauslein-
wand oder zähes Papier
aufgenäht, auf dem der
Gang der Litzen durch
parallele Linien, die ver-
bindenden Stäbchen aber
durch Striche angegeben
sind. Am besten, weil bei
der Arbeit für die Augen
am angenehmsten, ist eine
Unterlage aus hellbraunem
Papier. Man bringt auf
ihm die Zeichnung an, in-
dem man das Muster — ein
Beispiel bietet Bild 301 —
auf dasselbe mit blauem
Pauspapier aufkopiert und
dann die blauen Linien be-
hufs besserer Erkennbar-
keit mit Tinte oder Tusche
nachzieht. Natürlich darf
man hierzu keine Tinte gebrauchen, welche abfärbt.

Das Aufnähen erfolgt mittels kurzer, oben wie
unten gleich langer Heftstiche. Wo die Litze Krüm-
mungen macht, muß sie, soweit das nötig ist, an der
Innenseite eingehalten und in feine Fältelten gezogen,

1 Für den Uand sind etwas breitere Litzen zu nehmen wie für das Muster. Zwischen den heiden Litzen des unteren Randes sind Würfel
anzubringen, wie- es die Vorlage andeutet. Don gestrichelten Raum zwischen den Litzen des Mustors fülle man mit enggcßtclltem
Zickzack oder etwa mit einem der auf Bild 31 unter f, k oder n dargestellten Stiche. Dio das Muster verbindenden SUbchen und Spinnen
sind durch Striche und klcino Kreise ausgedrückt. Für die durch gewellte Linien und durch Rauten bezeichneten Teile innerhalb des
Musters benutze man einen der auf Bild 32 (S. G2) eich findenden Fullatiche. Den Kreis füllo man nach Bild 6 auf Tafel II aus.
 
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