Universitätsbibliothek HeidelbergUniversitätsbibliothek Heidelberg
Metadaten

Braun, Joseph
Das christliche Altargerät in seinem Sein und in seiner Entwicklung — München, 1932

DOI Page / Citation link: 
https://doi.org/10.11588/diglit.2142#0428

DWork-Logo
Overview
loading ...
Facsimile
0.5
1 cm
facsimile
Scroll
OCR fulltext
406 VASA SACRA. DRITTER ABSCHNITT. DIE MONSTRANZ

sondern auch auf den Palmwedeln am Fuß und den Ähren und Trauben am Schaft mit
Brillanten, Granaten, Amethysten, Chrysolithen und anderen Edelsteinen verzierte Sonnen-
monstranz im Herz-Jesu-Kloster zu Lissabon u. a. Die Zahl der Edelsteine der Monstranz zu
Limburg belauft sich auf 3i35, darunter viele von bedeutender Größe sowie 3600 größere
und kleinere Diamanten. An der Monstranz zu Cadix gibt es über 3ooo Edelsteine und
Perlen; auf den Strahlen der Prager Monstranz zählt man etwa 4ooo— 45oo Diamanten.
Die Monstranz zu Salzburg weist als Schmuck 1792 Diamanten, 24 Smaragde, 4o5 Rubine.
16 Saphire, 1 Hyazinth, 8 Amethysten, 1 Aquamarin, 2 Granaten und 9 Chrysolithen auf.
Die genannten sind nicht die einzigen ihrer Art, die entstanden, doch waren sie naturge-
mäß Ausnahmen, da nur in seltenen Fallen die Mittel vorhanden waren, die zur Herstellung
derartiger Monstranzen erforderliche Menge von Edelsteinen und Perlen zu beschaffen.
Immerhin war auch bei anderen Monstranzen, die keine so gewaltige Fülle von Edelsteinen
und Perlen aufwiesen, die Zald dieser letztem oft sehr beträchtlich. Übrigens waren es,
namentlich bei den Monstranzen des 18. Jahrhunderts, keineswegs immer echte Steine,
oder doch wenigstens Halbedelsteine, was man als Schmuck an denselben anbrachte, oft
waren es unechte Steine, geschliffene farbige Glaspasten, die nach Farhe und Form Edel-
steine vortäuschten und namentlich auch durch ihre Größe wirken sollten.

Daß zur Verzierung der gotischen Monstranzen auch Email und Emailbildchen
verwendet wurden, ist zweifellos. Gelegentliche Angaben der Inventare bekun-
den das. Es wäre auch auffallend, wenn das nicht geschehen wäre, zumal in
Italien, Frankreich und Spanien, wo ja in Email ausgefültrte ornamentale und
figürliche Darstellungen im i4- und i5. Jahrhundert ein beliebter Schmuck der
Kelche waren. In welchem Umfang Email zur Ausstattung der Monstranz her-
angezogen wurde, läßt sich jedoch nicht feststellen. Die Inventare geben dar-
über keine Auskunft.

Von den gotischen Monstranzen, die sich erhalten haben, weisen nur wenige Email auf
und auch diese meist kaum anderswo als an den Zapfen des IVodus. Emailscheibchen mit
den 'Evangelistensymbolen und zwei Halbfiguren von Heiligen begegnen uns auf dem Fuß
der aus Rothschildschem Besitz stammenden italienischen Monstranz im Louvre (Tafel 63).
Reichst ist mit Maleremail, ornamentalen und figuralen Grisaillen, auf blauem Grund,
eine pyxidenförmige Monstranz der ehemaligen Sammlung Basilewsky in der Eremitage zu
Leningrad geschmückt (Tafel 6&). Es bedeckt nicht nur den Fuß und den Schaft, sondern
auch die obere und untere Einfassung des Behälters des heiligsten Sakraments, eines
stehenden Kristallzylinders, sowie die über diesem sitzende achtseitige geschweifte Flach-
kuppel. Mit aufgelegtem Email sind bemalt die Apostelfiguren, die Engel und Engelköpf-
chen der von Emmanuel I. gestifteten Monstranz im Schloß d'Ayuda zu Lissabon. Auf-
fallend ist, daß das Drahtemail, das doch in Ungarn seit Ausgang des 15. Jahrhunderts
so beliebt war und uns an so vielen gotischen und gotisierenden Kelchen ungarischen Ur-
sprungs begegnet, zur Verzierung von Monstranzen nicht verwendet worden zu sein scheint.
Wenigstens ist mir keine Monstranz bekannt geworden, die solches aufwiese. Alles in
allem dürfte Emailschmuck an den gotischen .Monstranzen nicht gerade häufig angebracht
worden sein.

Audi bei den Monstranzen der Folgezeit spielen Emails als Schmuck dersel-
ben keine irgendwie namhafte Rolle. Ein wenig aufgelegtes Email findet sich
am Nodus der schon erwähnten Prachtmonstranz von i658 im Dom zu Köln.
Reichste Emailauflage weist eine Sonnenmonstranz im Schatz des Breslauer
Domes auf, eine Stiftung des Bischofs Sebastian von Rostock (i664— i"?1)
(Tafel 75). Nicht nur ihr Fuß und Schaft, sondern selbst die den Bebälter für
das Allerheiligste umgebenden Strahlen sind mit Email bedeckt. Ein- oder
mehrfarbige, in Maleremail ausgeführte Scheibchen mit Szenen aus dem Leben
 
Annotationen