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Braun, Joseph
Das christliche Altargerät in seinem Sein und in seiner Entwicklung — München, 1932

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https://doi.org/10.11588/diglit.2142#0476

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454 VASA NON SACRA. ERSTER ABSCHNITT. DER HOSTIEHBEHÄLTER

der Schale mit dem gleichen Monogramm verzierte 2 2 cm lange Löffel und die in derselben
Weise als christlich gekennzeichnete Umhängflasche. (3) Der Seiher hat ca. io cm im Durch-
messer. Anstatt mit einem Stiel ist er mit einer kurzen Handhabe ausgestattet.

Von den beiden früher erwähnten angeblich syrischen Seihern ist der in der Sammlung
Abukasem zu Port Said befindliche ca. 23 cm lang. Am Ende seines quergerillten Stieles
ist ein großer beweglicher Ring angebracht. Seine strahlenförmig durchlöcherte Schale hat
eine Weite von nur etwa ,'t,5 cm, für einen liturgischen Seiher wohl allzuwenig. Der zweite,
den Weißen Vätern zu Jerusalem gehörende, hat eine Schale von 7,5 cm Weite und einen
7,5 cm langen Stiel mit der Inschrift Toä ivio'j Stfrrfou. (4)

DER BEHÄLTER ZUR AUFBEWAHRUNG DER
UNKONSERVIERTEN HOSTIEN

ERSTES KAPITEL

DER HOSTIENBEHÄLTER ALS LITURGISCHES GERÄT

In den Riten des Ostens gibt es keine Hostienbüchse, das ist keinen Behälter
zur Aufbewahrung der zur Konsekration bestimmten Hostien, da in ihnen nur
Hostien zum Konsekrieren gebraucht werden dürfen, die am gleichen Tage ge-
backen wurden, für ein Gerät zu ihrer Aufbewahrung also kein Bedürfnis
vorliegt. Im Westen dürfte man bereits früh begonnen haben, die Hostien auf
Vorrat zu backen, namentlich wohl dank der Einführung und Zunahme der
Privatmessen, die im Osten nie üblich wurden, im Westen aber bereits im
frühen Mittelalter große Verbreitung gefunden hatten und häufig geworden
waren, wie auch der immer mehr zunehmenden, in der Karolingerzeit die Regel
werdenden Verwendung von ungesäuertem Opferbrot.

Von einem besonderen, zu den liturgischen Geräten zählenden Behälter zur
Aufbewahrung der auf Vorrat gebackenen Hostien ist erst im 12. Jahrhundert
die Rede. Zwar hat es von jeher einen Behälter zu diesem Zwecke gegeben, doch
hatte dieser zunächst noch keinen liturgischen Charakter. Er erhielt diesen um
die Zeit, als an Stelle der großen Opferbrote in Form von Kuchen, Kränzen
oder Bretzeln, die zur Kommunion gebrochen werden mußten, die heutigen
in Form dünner, runder, mit einem Bilde Christi oder einem heiligen Symbole
geschmückter münzenartiger Scheibchen sich einbürgerten und zwar, wie es
scheint, nicht ohne allen Zusammenhang mit eben dieser Neuerung, die nach
des Honorius Gemma animae (1) und einem Briefe des Bischofs Ernulph von
Rochester (f 1124) (2) zu urteilen, schon im Beginn des 12. Jahrhunderts weit-
hin Eingang gefunden haben muß.

Seine früheste Erwähnung als liturgisches Gerät findet der Behälter in des
Abtes Guibert von Nogent Schrift De pignoribus sanctorum und in der Schrift
Gilberts von Limerick De statu ecclesiae. In der Schrift Guiberts (f 1126) ist
von einer Pyxis mit Hostien die Rede, die zum Altare gebracht worden und dort

(3) Proceedings of the Society of Antiq. of Scotland LIV (1920) 105 f.

(4) Nach gütiger Mitteilung des Herrn Prof. Dr. Ad. Rücker zu Münster.
(1) L.1, c.35 (M.172, 555). (2) D'Achehy, Spicilegium III, 471.
 
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