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Rückenmark.

Der hier an dem Beispiel einiger Fasersysteme geschilderte Grundplan des
Rückenmarkes findet sich auch beim Menschen: der Eigenapparat mit den
,,kurzen'' Bahnen der Strangzellen, und der Integrationsapparat mit den ..langen"
Bahnen, welche zum Gehirn auf- und absteigen. Je mehr dieser Integrations-
apparat entwickelt wird, ein Prozeß, der mit der weiteren Ausgestaltung des
Gehirns Hand in Hand geht, desto mehr engt er die selbständige Funktion des
Elementarapparates ein, „übertönt" sie, so daß bei den Säugetieren und be-
sonders beim Menschen, der Elementarapparat des Rückenmarkes zu eigener,
vom Gehirn unabhängiger Leistung nicht mehr befähigt ist. Das geköpfte
Huhn läuft noch der Küchenmagd davon, der Stier hingegen stürzt unter dem
Nackenstich des Stierkämpfers augenblicklich zusammen, und beim Menschen
genügt die Zerstörung der vom Großhirn zum Rückenmark absteigenden
Pyramidenbahn durch einen „Schlaganfall" zur schlagartigen, zunächst voll-
ständigen Lähmung.

3. Graue und weiße Substanz des Rückenmarkes.

Im Rückenmark des Menschen sind wie in dem aller Wirbeltiere die Gan-
glienzellen, Wurzelzellen der Vorderwurzelfasern wie Strangzellen, zur central
gelegenen grauen Substanz zusammen geordnet, um welche sich die Faser-
bündel als weiße Substanz peripher herumlagern.
Form der jy[e nrraue Substanz hat etwa die Form wie die H-Träger unserer Technik

grauen ö °

Substanz (Abb. S. 41). Die Flanschen stehen in dorso-ventraler Richtung und werden
*g3^32/35^' als Vorder- und Hint ersäulen (Columnae ventrales et dorsales) benannt.
m55 201.,,. Streckenweise, besonders im Brustmark, aber nicht durchgehends. erhebt sich im
dorsalen Teil der Vordersäule eine lateral vorspringende Leiste, die Seitensäule,
Columna lateralis. Innerhalb des querstehenden Mittelstückes liegt der enge
Canalis centralis. Nach Zahl und Anordnung der Ganglienzellen haben Vorder -
und Hintersäulen in verschiedenen Querschnittshöhen des Rückenmarks ver-
schiedene Mächtigkeit und Gestalt. Im Brustmark, dessen peripheres Körper -
gebiet, die Rumpfwand, arm an Muskeln ist, sind sie schmächtig (Abb. S. 201),
im Bereiche der Extremitätennerven in Hals- und Lendenmark bauchig
(Abb. S. 32, 54), besonders die Vordersäulen, welche die motorischen Wurzel-
zellen enthalten, während die Strangzellen ihrer Mehrzahl nach in den mittleren
Teilen zwischen Vorder- und Hintersäulen und in den Hintersäulen liegen.
Uber ihre Anordnung im einzelnen siehe S. 42 f.

Der Kante jeder Hintersäule ist eine gehöhlte Leiste aufgesetzt, welche
im Querschnittsbilde durch ihre abweichende Farbe und Konsistenz auffällt
(Abb. S. 43. 32). Sie wird als Substantia gelatinosa Rolandi bezeichnet
und ist ein Teil der grauen Substanz, dessen Neuroglia sehr reich entwickelt ist,
und der in dorso-ventraler Richtung von vielen markhaltigen Fasern durch-
zogen wird. Die Substantia gelatinosa enthält außerdem in geringer Zahl sehr
kleine spindelige Ganglienzellen (Gierkesehe Zellen). An die Substantia gelati-
nosa schließt sich nach außen die Zona spongiosa an, wTelche in weit-
maschiger Glia zahlreiche Ganglienzellen enthält.

weiße p)ie ^-eiße Substanz wird von den markhaltigen Fasern des Elementar-
substanz &

Abb. s. 32, und des Integrationsapparates gebildet, welch letzterer beim Menschen wTeit
%xi'Ii1'überwiegt. Die Grenze gegen die graue Substanz ist im allgemeinen glatt,
Tab. s. 36 wenn auch kleine Zacken der grauen Substanz an ihrer Ventralfläche in allen
Querschnittshöhen in die weiße Substanz vorragen. An der lateralen Fläche
der grauen Substanz, am Übergang von Vorder- und Hintersäule im Winkel
zwischen Hinter- und Seitensäule, laufen einzelne kleine Bündel der weißen
Substanz innerhalb der grauen, so daß diese im Querschnittsbild netzartig
 
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