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Rückenmark.

werden sie beim Eintritt der Extremitätennerven und bedingen zusammen
mit der erhöhten Zahl der Zellen in der grauen Substanz die Intumescentia
lumbalis et cervicalis. Gegen die außen anschließenden Fasern des Integrations-
apparates sind sie nicht scharf begrenzt, die Querschnittsbezirke greifen in-
einander über. Auch die Dicke ihrer Fasern unterscheidet sie nicht von
anderen Systemen, so daß am Querschnitt des gesunden Rückenmarks der
Mantel der Grundbündel nicht näher abgrenzbar ist.

Zu den Grundbündeln kommt als Teil des Eigenapparatmantels die Zona
terminalis hinzu. Sie enthält die unmittelbaren Fortsetzungen von Hinter -
wurzelfasern mit ihren Kollateralen, welche im Dienste des Elementarapparates
stehen (siehe S. 48). Andere solche Wurzelfasern verlaufen nicht in der weißen,
sondern in der grauen Substanz, zwischen Hintersäule und Substantia gelatinosa
(Längsbündel der Hintersäule, S. 48). Die Fasern des Elementarapparates
sind also nicht auf den Markmantel der grauen Substanz beschränkt.

Auch außerhalb der Grundbündel verlaufende Fasern der weißen Substanz
gehören dem Elementarapparat zu. Dieses gilt von absteigenden Asten der
Hinterstrangfasern, welche sich zu dem kommaförmigen Bündel und zu
dem Tractus descendens posterior (siehe S. 54) aneinander schließen.
Weiterhin ist hier zuzurechnen der an der Peripherie des Vorderstranges
gelegene Fasciculus sulco-marginalis, gebildet aus Neuriten von Hinter-
säulenzellen, welche jeweils durch 6— 7 Segmente aufsteigen (Abb. S. 60).

Auf dem Wege der Leitungsbögen, welche den Elementarapparat aufbauen,
werden Reize, welche die Körperperipherie treffen, über die Grenzen der Einzel-
segmente der betroffenen Hinterwurzelfasern hinaus ausgebreitet und größere
Muskelgebiete zu gemeinsamer Tätigkeit zusammengeschlossen. In gleicher Art
werden Reize auch von den Sinnesflächen des Kopfes auf den Körper über-
tragen durch den Elementarapparat des Gehirnes, welcher im Anschluß an
die afferenten Kopfnerven ähnlich wie der des Rückenmarks aufgebaut ist
(siehe S. 96) und in das Rückenmark sich erstreckt, zum Teil sogar bis zum
Ende des Rückenmarks durchläuft. Vom Gesichtspunkt des Ganzen be-
trachtet gibt es nur einen einheitlichen großen Elementarapparat des ganzen
Centrainervensystems, dessen Leitungsbögen jede Eintrittspforte eines Reizes,
am Rumpf wie am Kopf, mit der Körpermuskulatur (und den vegetativen
Organen) verbinden.

In der Fortsetzung des Elementarapparates des Rückenmarks gegen das
Gehirn hin treten demnach Wurzelfasern oder anschließende Strangzellen von
afferenten Gehirnnerven in ihn ein, worüber des Näheren S. 96f. berichtet
wird. Hier sei nur angeführt, daß im oberen Halsmark die Zona terminalis
vorwiegend die absteigenden Fasern des N. trigeminus enthält, daß bis in das
obere Brustmark hinab in das Vorderstranggrundbündel nahe der Median-
ebene sich der Fasciculus longitudinalis medialis erstreckt (Abb. S. 49),
ein Bündel von Strangzellneuriten, welches im Anschluß an den Gleichgewichts-
nerven hauptsächlich Augen- und Nacken-, aber auch die übrige Körpermusku-
latur zu gemeinsamer Tätigkeit verbindet (,,Stellreflex").

Lagern sich die beiden genannten Systeme in die Grundbündel der weißen
Substanz ein, so bilden andere Strangzellneuriten des Gehirns Bestandteile
der übrigen weißen Substanz.

Eines der elementarsten und stammesgeschichtlich ältesten solcher Bündel
zieht im Anschluß an den Nerven des Gleichgewichtorgans, den N. vestibularis,
in das Rückenmark: Tractus vestibulo-spinalis (HELüsches Bündel, Abb.
S. 49, 59). Seine Ganglienzellen liegen im DEiTERSschen Kern der Medulla
oblongata (siehe S. 105), welcher als ein Teil des motorischen Haubenkerns
 
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