etwa der fränkische Herr von 1491 (Abb. 150) durch Übermalung eines Wappens zum Vater des Para-
celsus gestempelt werden soll. Ins zwielichtige Gebiet der Superstition und frommen Täuschung aber
führt die Sanktifizierung von biederen Laien. Ein rüstiger Stadtschreiber (Abb. 55) erhält einen goldenen
Strahlenkranz und die Inschrift Pius Joachim 1 aufgemalt, eine vornehme Hochzeiterin, mit dem 1443
gegriindeten brandenburgischen Schwanenritter-Orden (Abb. 136) um den Hals, wird für eine vor 400
Jahren verstorbene, steirische Klosterstifterin Hemma ausgegeben und lange Zeit als Heilige verehrt —
und das Hochzeitsbildnis des berühmten Jakob Fugger und der Sibille Arzet (Abb. 204) wandert nach
dem niederösterreichischen Chorherrnstift Herzogenburg ab und erhält in der Barockzeit eine Inschrift,
die den Begründer der Fuggerschen Macht und Größe zu einem Grafen Höfft, dem Stiffer von Herzo-
genburg, umfälscht. Die Menschen auf den frühen deutschen Bildnissen müssen damals wie ehrwürdige
Repräsentanten einer sagenhaften Vorzeit gewirkt haben, die dann naiv und ohne Skrupel frommen
Hauszwecken dienstbar gemacht wurden.
1 Ein verwandter Fall: Martin ScRaffners schönes, kerniges Männerbildnis (Wien), dessen Haupt ebenfalls mit einer gol-
denen Gloriole umgeben wurde, die aber längst wieder entfernt worden ist.
23
celsus gestempelt werden soll. Ins zwielichtige Gebiet der Superstition und frommen Täuschung aber
führt die Sanktifizierung von biederen Laien. Ein rüstiger Stadtschreiber (Abb. 55) erhält einen goldenen
Strahlenkranz und die Inschrift Pius Joachim 1 aufgemalt, eine vornehme Hochzeiterin, mit dem 1443
gegriindeten brandenburgischen Schwanenritter-Orden (Abb. 136) um den Hals, wird für eine vor 400
Jahren verstorbene, steirische Klosterstifterin Hemma ausgegeben und lange Zeit als Heilige verehrt —
und das Hochzeitsbildnis des berühmten Jakob Fugger und der Sibille Arzet (Abb. 204) wandert nach
dem niederösterreichischen Chorherrnstift Herzogenburg ab und erhält in der Barockzeit eine Inschrift,
die den Begründer der Fuggerschen Macht und Größe zu einem Grafen Höfft, dem Stiffer von Herzo-
genburg, umfälscht. Die Menschen auf den frühen deutschen Bildnissen müssen damals wie ehrwürdige
Repräsentanten einer sagenhaften Vorzeit gewirkt haben, die dann naiv und ohne Skrupel frommen
Hauszwecken dienstbar gemacht wurden.
1 Ein verwandter Fall: Martin ScRaffners schönes, kerniges Männerbildnis (Wien), dessen Haupt ebenfalls mit einer gol-
denen Gloriole umgeben wurde, die aber längst wieder entfernt worden ist.
23