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Buchner, Ernst; Jantzen, Hans [Gefeierte Pers.]
Das deutsche Bildnis der Spätgotik und der frühen Dürerzeit: [Hans Jantzen zum 70. Geburtstag] — Berlin, 1953

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https://doi.org/10.11588/diglit.31127#0049
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MITTELRHEIN

30. MITTELRHEINISCHER MEISTER UM 1470, Bildnis Heinrichs zum Jungen.

Trotz seiner rauhen, fast ungeschlachten Formgebung ist das struppige, warmblütig gemalte Bildnis des
Frankfurter Patriziers Heinrich zum Jungen (Frankfurt a. M., Stadtgeschichtliches Museum) (Abb. 30)
als menschliches Dokument und als seltener Bildnistypus bemerkenswert. Von einem mit gelben Damast-
mustern geschmückten, roten Wandteppich, dessen quadratische Lage-Falten stark betont sind, hebt sich
die wenig räumlich empfundene Halbfigur des vierunddreißigjährigen Mitglieds der Frankfurter ,Jeunesse
doreej der sich auf Freiersfüßen zu bewegen scheint, markant ab. Das ungelenk sich verkürzende, fast
mongoloid wirkende Antlitz mit den breiten Backenknochen, den wie erstaunt geöifneten, blauen Kugel-
augen, der vorschnippenden Stupsnase und dem zurückweichenden Kinn wird von dem dichten, strohern
wirkenden Haarschwall, der sich über die ganze Stirn ergießt, gerahmt. Das weiche, schwarze Barett mit
dem „Schnürlin“ rechts schmiegt sich der Haarmasse an. Über dem feingemusterten Wams, dessen Kragen
oben reich verschnürt ist, trägt der sich noch sehr jugendlich gebende Dargestellte ein schwarzes. von
zwei Metallknöpfen gehaltenes Mäntel-
chen, das den rechten, aufgeschlitzten,
weiß unterlegten Ärmel frei läßt. Die
Rose (?), welche die vor der Brust
auftauchende, spröd und hart gezeich-
neten Hand präsentiert, scheint der
Mann als Freier oder Bräutigam auszu-
weisen. Schlicht und kunstlos ist oben
der weiße Streifen mit der Altersan-
gabe eingefügt. Der Maler des etwa
um 1470—1480 entstandenen Bildnisses
war kein großer Meister, aber kein
schlechter Konterfetter, der die von
Natur bereits ausgiebig vorhandenen
Charakteristika des jungen Mannes
wohl noch unterstrichen hat. Leider ist
das Geburtsdatum Heinrichs nicht be-
kannt, so daß uns die Altersangabe für
die Datierung wenig nützt. Die einzige
urkundüche Notiz, die sicher von ihm
handelt 1, besagt, daß ihm und sei-
nen Genossen 1466 ein Zoll zu Mainz
genommen wurde, wogegen er Ein-
spruch erhebt. Danach scheint eine ver-
gleichsweise frühe Datierung gerecht-

fertlgt. 4, Mittelrheinischer Meister um 1470, Wappen des Heinrich zum

1 Freundliche Mitteilung von Albert Rapp. Jungen. Frankfurt a. M., Stadtgesch. Museum

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