Universitätsbibliothek HeidelbergUniversitätsbibliothek Heidelberg
Metadaten

Buchner, Ernst; Jantzen, Hans [Gefeierte Pers.]
Das deutsche Bildnis der Spätgotik und der frühen Dürerzeit: [Hans Jantzen zum 70. Geburtstag] — Berlin, 1953

DOI Seite / Zitierlink: 
https://doi.org/10.11588/diglit.31127#0067
Überblick
loading ...
Faksimile
0.5
1 cm
facsimile
Vollansicht
OCR-Volltext
tätig war. Er dürfte mit dem 1460
bis 1461 geborenen Bernhard Stri-
gel gleichaltrig gewesen sein. Fest
und straff ist der mit angespanntem
Bemühen und herber Kraft charak-
terisierte Bischof in das knapp ge-
füllte Bildfeld gestellt. Fest greift
die reehte Hand in den linken
Schaubensaum. Die farbige Lösung
schlicht und eindringlich. 2u dem
beherrschenden Schwarz der Schau-
be, das durch den braunen Pelz-
besatz und die helle Hand aufge-
lockert wird, gesellt sich das schöne,
sonore Komplement Warmgrün
(Wandteppich mit gelblichem Mu-
ster) und Hochrot (Mütze). Kräftige
Schatten und sprödeLichterbeleben
das warm gelblichrötliche, von dun-
kelbraunem Haar gerahmte Ant-
litz. In den nicht- mit perspekti-
vischer Akribie verkürzten, stein-
grauen Fensterausschnitt ist die
hoch geführte Fels- und Baumland-
schaft mit dem festen, mauerumgür-
teten Schlößlein in grauen und oliv-

grünen, weißlichen und bläulichen Tönen eingefügt. Nicht mit den bischöflichen Insignien, sondern wie
ein schlichter Magister ließ sich der humanistisch gebildete Konstanzer Bischof malen. Die markanten
2üge lassen ihn etwas älter als die inschriftlich beglaubigten 42 Jahre erscheinen. Auf der Rückseite der
Tafel vor dunklem Grund das leuchtkräftige Doppelwappen (Textabb. 11).

11. Seeschwäbischer (?) Meister von 1102, Wappen des Bischofs
Hugo von Landenberg. Karlsruhe, Badische Kunsthalle

53. BASLER MEISTER, ANFANG 16. JAHRHUNDERT, Bildnis eines Jünglings.

Das sogenannte Selbstbildnis des Baslers Malers Hans Herbster (Abb. 53), das früher um 1500 oder gar
1490 datiert wurde, gehört schon in das beginnende 16. Jahrhundert. Es ist flüssig und gewandt auf Per-
gament gemalt. Keck sitzt das hellrote Barett auf dem dunklen, buschigen Lockenhaar. Das schwarze Wams,
das unter dem rotbraunen, kursorisch gemalten Überrock vorkommt, ist ausgeschnitten und läßt den blan-
ken Hals frei. Das hübsche, blasse, nicht ganz makellos erhaltene Gesicht mit dem kleinen, vollen Mund
hebt sich aus dem warmen Olivgrün des Grundes. Der Kopf sitzt knapp und sicher im Rahmen, die Male-
tei ist locker und beschwingt, die Charakterisierung lotet nicht tief, wozu ja auch das schmucke Milchgesicht
des blutjungen Gesellen wenig Anlaß geboten hat. Kein 2weifel, daß es von einem Yertreter der jungen
Generation gemalt ist.

63
 
Annotationen