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22 Antwerpen als Markt für Landschaftsdarsteilungen______________

nicht nur getauscht.18 Im Februar des Jahres 1579 bot er zum Beispiel dem ita-
lienischen Sammler Niccolö Gaddi Zeichnungen verschiedener Künstler an, ins-
gesamt fünfunddreißig Blätter:19 »Ich sende Euer Gnaden durch die Hand Mei-
ster Giacomos 29 große Zeichnungen und sechs kleine, die für eine zählen. Es
sind insgesamt 30, die ich zum Preis eines goldenen Escudo pro Stück verkau-
fe.«20 Eine große Zeichnung - »disegno formato« - sollte einen Escudo kosten
- etwas mehr als drei Gulden - und mithin das halbe Monatsgehalt eines lohn-
abhängigen Arbeiters.21 Es ist kaum möglich, aus einer derartigen Nachricht
weitergehende Schlüsse zu ziehen, da man nicht weiß, um was für Zeichnun-
gen es sich handelte.22 Es scheint jedoch, als hätten derartige Geschäfte für
Hoefnagel - neben dem Verkauf seiner eigenen Werke - ein recht einträgliches
Zubrot bedeutet.

Nicht nur das Handeln mit Graphik, sondern auch das Sammeln war gerade
unter Künstlern sehr verbreitet. So weiß man zum Beispiel von Peter Candid
(um 1548-1628), daß er eine bedeutende Sammlung von Handzeichnungen sein
Eigen nannte, zu der, neben einem Skizzenbuch aus dem Umkreis des Joachim
Patinir, zahlreiche Werke zeitgenössischer Meister aus dem In- und Ausland
zählten. Einige dieser Blätter, Zeichnungen von Hans Bol, Christoph Schwarz,
Schiavone und Battista(?) Franco verkaufte er 1611 an Philipp Hainhofer.23 Ge-
rade aus der Zeit um die Wende zum 17. Jahrhunderts gibt es zahlreiche Hin-
weise darauf, daß sich Handzeichnungen größter Beliebtheit erfreuten. Als ein
Beleg dafür mag zum Beispiel die Tatsache angeführt werden, daß das zeichne-
rische Werk Bruegels eine enorme Nachfrage erlebte, so daß es zu einer regel-
rechten Wiedergeburt seines Zeichenstils kam.24 Auch weiß man von Bartho-
lomäus Spranger (1546-1611), daß er seine bei Sammlern besonders beliebten
Zeichnungen eigenhändig wiederholte und nachahmte.25 Diese Praxis, beson-
ders beliebte Bildfindungen gezielt für den Verkauf zu vervielfältigen, begegnet
auch schon in der Werkstatt Albrecht Altdorfers.26 Zeichnungen - und nicht zu-
letzt gerade Landschaften - waren also seit Beginn des 16. Jahrhunderts sehr be-
gehrt.

Daß Zeichnungen gesucht und gesammelt wurden, läßt sich aber nicht nur
aus solchen Nachrichten schließen. Den aus vereinzelten schriftlichen Quellen
gewonnenen Eindruck bestätigt ein Blick auf die gemalten Darstellungen von
Kunstkammern, die zu Beginn des 17. Jahrhunderts aufkamen.27 Immer wieder
sind auf diesen Bildern unter den vielen anderen Kunstgegenständen auch
Handzeichnungen dargestellt.28 Daß die Ausstattung dieser gemalten Kunst-
sammlungen nicht nur ein Produkt der Phantasie des gestaltenden Künstlers
ist, erweist ein Blick auf ein 1628 geschaffenes Gemälde des Willem van Haecht
(1593-1637), das die seinerzeit berühmte Sammlung des Antwerpener Bürger-
meisters Cornelis van der Gheest (1577-1638) zeigt.29 Im Unterschied zu ande-
ren Galeriebildern ist hier ein bestimmtes historisches Ereignis als Motiv ge-
 
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