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62 Kunst auf Karten

»Geographen Hebens, die weißen Flecken
auf Afrika-Karten zu überdecken
mit Bildern von Wilden; und in Wüstenei'n
zeichnen sie flugs Elephanten ein.«3

Hier lag natürlich ein breites Arbeitsfeld für Künstler, die für die bildliche De-
koration der Karten zu sorgen hatten. Exemplarisch sei das »Theatrum orbis
terrarum« des Abraham Ortelius vorgestellt, das mit seiner Vielzahl von Deko-
rationen für andere Kartenproduktionen seiner Zeit vorbildlich wurde.4 Zudem
lassen sich unter den zahlreichen in diesem Atlas versammelten Karten hervor-
ragende Beispiele für die unterschiedlichsten Dekorationsformen finden.5

Ornamentale Vorlageblätter

Das »Theatrum orbis terrarum« war nicht nur in kartographischer Hinsicht,
sondern auch mit seiner Dekoration auf der Höhe seiner Zeit.6 Zwar bediente
sich Ortelius nicht unbedingt der allerneuesten Vorlagen auf ornamentalem Ge-
biet, doch bietet sein Atlas einen guten Überblick über die Ornamentik, die in
Antwerpen in der zweiten Hälfte des 16. Jahrhunderts in Mode war. Auf beina-
he jeder Karte erscheinen ornamentale Kartuschen: Mal dienen sie zur Umrah-
mung des Titels oder des Privilegs, mal nehmen sie eine Widmung oder einen
Kommentar auf, an anderer Stelle wieder fassen sie Skalen und Maßstäbe ein,
oder präsentieren ein Wappen.7 Nur eines ist all diesen Kartuschen gemein: Sie
stehen in keinem wie auch immer gearteten Bezug zum Inhalt der Karte.8 Zu-
dem wurden sie nur in wenigen Fällen speziell für diesen Zweck entworfen. Die
meisten Kartuschen haben ihr Vorbild vielmehr in Musterbüchern, wie sie in
Antwerpen in der zweiten Hälfte des 16. Jahrhunderts in großer Zahl auf den
Markt kamen.9 Ein Beispiel hierfür ist eine Folge von Kupferstichen nach Ent-
würfen des Jacob Floris (1524-1581), die 1564 im Verlag des Hans Liefrinck er-
schien.10 Die Blätter zeigen Rollwerk-Kartuschen, um die herum Tiere, Phanta-
siewesen, Trophäen und Girlanden angeordnet sind. Das Titelblatt der Serie gibt
nicht nur Auskunft darüber, wo man die Blätter erwerben konnte: »Zu Ant-
werpen, bei Hans Liefrinck sind sie zu kaufen, in der Lombaerde Veste, im Gol-
denen Türkenkopf.«" Zugleich verrät der Titel auch, welchem Zweck die Blät-
ter dienen sollten: »Vielerlei zierliche Compertimenti, nützlich für Maler,
Goldschmiede, Bildschnitzer und andere Künstler, erfunden von Jacob Floris.«12
Die Serie war also tatsächlich als eine Sammlung mustergültiger Vorlagen in-
tendiert. Daß sie diesen Zweck tatsächlich erfüllte, erweist der Blick auf eine der
ersten Karten des »Theatrum orbis terrarum«:'3 Der Titel America, sive novi or-
 
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