84 Kunst und Kartographie in Krieg und Frieden
hendes Heer von 10.000 Mann verursachte. Zudem gedachte Alba in Antwer-
pen eine Zitadelle zu errichten, um sich die uneingeschränkte Herrschaft über
die mächtigste Stadt der Niederlande zu sichern.42 Vier Tonnen Gold waren
dafür nötig, also 400.000 Gulden.43
Am härtesten traf Albas Regiment all jene, die sich der »Ketzerei« verdächtig
gemacht hatten. Der von ihm ins Leben gerufene Inquisitionsrat, das »Conseil
de Troubles«, arbeitete mit grausamer Effizienz: Unter Alba wurden insgesamt
8.950 Menschen aus allen Schichten der Bevölkerung der Häresie oder Ketzerei
angeklagt - mehr als Tausend wurden zum Tode verurteilt.44 Nicht gerechnet
jene, die seinen plündernden Soldaten zum Opfer fielen.45
Bei der Beschreibung dieser Greueltaten wird nur zu leicht übersehen, daß
Alba eines der besten Heere seiner Zeit führte, von dem bekannt ist, daß es über
die Maßen gut gerüstet war. Zur guten Ausrüstung eines Heeres gehörten dabei
- für einen Kriegszug in einem Land, in dem der Oberbefehlshaber und ein
Großteil seines Stabs Fremde waren - nicht zuletzt gute Landkarten. Und dar-
an herrschte zum Zeitpunkt des Einmarsches noch Mangel. Es sollte vor allem
der spanischen Initiative jener Jahre zu danken sein, daß die Kartierung der Nie-
derlande vorangetrieben wurde, wobei sich die Spanier das Wissen und Kön-
nen niederländischer Künstler und Kartographen geschickt zunutze machten.
Karten für den Krieg
»Es pfleget zwar sonst der glücklose und Land-verderbende Krieg nicht viel gu-
tes zu würcken«, konstatierte 1713 mit Blick auf die Verheerungen und Ent-
behrungen in Folge der kriegerischen Auseinandersetzungen seiner Zeit der
Geograph Johann Gottfried Gregorius (f 1770). Dennoch sah er in den furcht-
baren Kriegen seiner Zeit einen Vorteil. Es sei nämlich nicht zu leugnen, so fährt
er fort, »daß durch die blutigsten Kriege das Studium Geographicum, Antiqva-
rium und Historie, allezeit grossen Nutzen und Zuwachs gehabt, und gleichsam
gemehret und vermehret worden.«46
Zumindest für die Kartierung der Niederlande trifft diese Beobachtung zu:
In seiner erstmals 1609 erschienenen »Chronographia« schrieb Petrus Opmeer
(1526-1595) voller Stolz, daß schon im Jahre 1546 alle niederländischen Pro-
vinzen vollständig kartiert gewesen seien.47 Tatsächlich gab es jedoch zum Zeit-
punkt von Albas Einmarsch in den Niederlanden kaum gedruckte Karten die-
ser Region.48 Es gab noch keine Atlanten, und nur von vier Städten existierten
gedruckte Pläne: Neben einer 1534 entstandenen Karte von Gent und einer 1531
entstandenen Ansicht von Löwen gab es fünf leidlich verläßliche chorographi-
sche Ansichten von Antwerpen sowie den 1544 durch Cornelis Anthonisz.
hendes Heer von 10.000 Mann verursachte. Zudem gedachte Alba in Antwer-
pen eine Zitadelle zu errichten, um sich die uneingeschränkte Herrschaft über
die mächtigste Stadt der Niederlande zu sichern.42 Vier Tonnen Gold waren
dafür nötig, also 400.000 Gulden.43
Am härtesten traf Albas Regiment all jene, die sich der »Ketzerei« verdächtig
gemacht hatten. Der von ihm ins Leben gerufene Inquisitionsrat, das »Conseil
de Troubles«, arbeitete mit grausamer Effizienz: Unter Alba wurden insgesamt
8.950 Menschen aus allen Schichten der Bevölkerung der Häresie oder Ketzerei
angeklagt - mehr als Tausend wurden zum Tode verurteilt.44 Nicht gerechnet
jene, die seinen plündernden Soldaten zum Opfer fielen.45
Bei der Beschreibung dieser Greueltaten wird nur zu leicht übersehen, daß
Alba eines der besten Heere seiner Zeit führte, von dem bekannt ist, daß es über
die Maßen gut gerüstet war. Zur guten Ausrüstung eines Heeres gehörten dabei
- für einen Kriegszug in einem Land, in dem der Oberbefehlshaber und ein
Großteil seines Stabs Fremde waren - nicht zuletzt gute Landkarten. Und dar-
an herrschte zum Zeitpunkt des Einmarsches noch Mangel. Es sollte vor allem
der spanischen Initiative jener Jahre zu danken sein, daß die Kartierung der Nie-
derlande vorangetrieben wurde, wobei sich die Spanier das Wissen und Kön-
nen niederländischer Künstler und Kartographen geschickt zunutze machten.
Karten für den Krieg
»Es pfleget zwar sonst der glücklose und Land-verderbende Krieg nicht viel gu-
tes zu würcken«, konstatierte 1713 mit Blick auf die Verheerungen und Ent-
behrungen in Folge der kriegerischen Auseinandersetzungen seiner Zeit der
Geograph Johann Gottfried Gregorius (f 1770). Dennoch sah er in den furcht-
baren Kriegen seiner Zeit einen Vorteil. Es sei nämlich nicht zu leugnen, so fährt
er fort, »daß durch die blutigsten Kriege das Studium Geographicum, Antiqva-
rium und Historie, allezeit grossen Nutzen und Zuwachs gehabt, und gleichsam
gemehret und vermehret worden.«46
Zumindest für die Kartierung der Niederlande trifft diese Beobachtung zu:
In seiner erstmals 1609 erschienenen »Chronographia« schrieb Petrus Opmeer
(1526-1595) voller Stolz, daß schon im Jahre 1546 alle niederländischen Pro-
vinzen vollständig kartiert gewesen seien.47 Tatsächlich gab es jedoch zum Zeit-
punkt von Albas Einmarsch in den Niederlanden kaum gedruckte Karten die-
ser Region.48 Es gab noch keine Atlanten, und nur von vier Städten existierten
gedruckte Pläne: Neben einer 1534 entstandenen Karte von Gent und einer 1531
entstandenen Ansicht von Löwen gab es fünf leidlich verläßliche chorographi-
sche Ansichten von Antwerpen sowie den 1544 durch Cornelis Anthonisz.