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86 Kunst und Kartographie in Krieg und Frieden________________

lang es nicht, die Besatzung der feindlichen Festung durch den bloßen Anblick
des eigenen Heerhaufen zu demoralisieren, galt es für die Belagerer, Gräben aus-
zuheben, Geschütze heranzuführen, eine Bresche in die Befestigungen des Geg-
ners zu schießen und ihn im Sturm zu bezwingen oder durch lange Belagerung
auszuhungern.58 Es versteht sich, daß es genauer Karten und Pläne bedurfte, um
unter diesen Bedingungen erfolgreich Krieg zu führen.59 Die spanische Regie-
rung forcierte deshalb die Kartierung der Niederlande und betraute diverse
Künstler und Kartographen mit dem Erstellen von Plänen und Karten.

Niederländische Künstler in spanischen Diensten

Im Dienst des Herzogs Alba stand der vielseitig begabte Joost Jansz. Bilhamer
(1541-1590).fi0 Joost Jansz., der seinen Beinamen der Tatsache verdankt, daß er
neben seine Signatur stets einen Hammer zeichnete, war in Amsterdam als Bild-
hauer, Architekt und Uhrmacher tätig. Er schuf verschiedene Skulpturen für das
Minderbroeder-Kloster, entwarf den Turm der Oude Kerk und wirkte am Aus-
bau der Amsterdamer Stadtbefestigung mit.61 Für Alba arbeitete er als Land-
messer und Kartograph.62 So kartierte er 1571, zur Vorbereitung eines Feldzu-
ges und der Belagerung von Alkmaar, weite Teile Nord-Hollands.63 Deutlich ist
seine Karte dem militärischen Verwendungszweck angepaßt. So sind zum Bei-
spiel für den Armeegebrauch die spanischen Namen der Schanzen um Leiden
angegeben. Zudem ist deutlich darauf geachtet, daß die für den Aufmarsch wich-
tigen Straßen, Wasserwege und Deiche genauestens wiedergegeben sind.64

Schon im Jahre 1559 - noch vor Ausbruch des Krieges - hatte der Geograph
Jacob van Deventer (1505-1575) den Auftrag bekommen, alle Städte in den spa-
nischen Niederlanden aufzusuchen, auszumessen und aufzunehmen: »te visi-
teren, meten ende te bescrijven alle de steden van onsen land van herwerso-
vere.«65 Zu diesem Zwecke wurde ihm ein »vrijgeleide« ausgestellt. Geld scheint
dabei keine Rolle gespielt zu haben: Der Sold betrug 200 Gulden jährlich, dazu
ein Tagegeld von zwei Gulden zuzüglich Spesen und Sondervergütungen für
Pferde und wegkundige Führer.66 Die Arbeit gestaltete sich mühsam und ging
nur langsam voran. Erst um das Jahr 1570 hatte er drei Bände mit Stadtplänen
fertiggestellt. Bis zu diesem Zeitpunkt hatten weder Philipp IL noch seine Ge-
neräle eine der Karten gesehen, auf deren Erstellung doch erhebliche Kosten
verwandt worden waren.67 Die übermäßig lange Dauer der Ausführung hatte
ihren Grund in der Genauigkeit, mit der Jacob van Deventer seinen Auftrag aus-
führte. Er nahm nicht nur größere, befestigte Städte auf, sondern alle Orte, die
Stadtrecht besaßen, also beinahe alle größeren menschlichen Absiedlungen bis
hin zu Straßendörfern.68 In einem einheitlichen und auf allen Karten angeleg-
 
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