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Verherrlichung der Städte 115

lern geschaffen, die er wohlweislich nicht den Behörden zur Zensur vorlegte:134
Nachdem nämlich die Stadt vom 11. Dezember 1572 bis zum 12. Juli des fol-
genden Jahres der spanischen Belagerung widerstanden hatte, war Haarlem
gleichsam zum Symbol des niederländischen Willens zur Unabhängigkeit
geworden.135 Zwar hatte die Einnahme der Stadt einen Sieg der spanischen Trup-
pen bedeutet, doch wurde in der zeitgenössischen Graphik beinahe durchge-
hend die Tapferkeit der Verteidiger herausgestellt sowie die grausame Plünde-
rung, die der Eroberung folgte.136

Mit der Umgehung der Zensurbehörden und der Veröffentlichung von Bil-
dern der Belagerung Haarlems hatte Nicolai gegen den kaiserlichen Erlaß aus
dem Jahre 1570 verstoßen. Er mußte sich dafür vor Gericht verantworten, wo-
bei sein Vergehen als so schwer eingestuft wurde, daß man ihn umgehend ge-
fangen setzte.137 Am 27. Juli des Jahres 1574 wurde ihm der Prozeß gemacht und
es wurde für Recht erklärt, daß »der vorgenannte Arnold Nicolai allhier auf dem
Rathause vor meinem Herren dem Gouverneur und dem Rat und auch vor dem
Bürgermeister und den Schöffen im Kollegium erscheinen soll: zwischen zwei
Ratsdienern, mit entblößtem Haupte, und in seinen Händen soll er eine bren-
nende Kerze von einem Pfund Gewicht halten und also soll er auf seinen bei-
den Knien von Gott dem allmächtigen und der Justiz Vergebung erbitten für
seine Missetaten, sagend, daß ihm das vorgenannte leid tue und daß er sich ent-
halten wolle, dergleichen wieder zu tun. Danach soll er die vorgenannte Kerze
vor den Altar des ehrwürdigen Heiligen Sakraments in Unser Lieben Frauen
Kirche tragen und sie alldort lassen. Also ausgeführet den 27. Juli 1574«.138

Hans Liefrinck, der sicherlich um die strengen Gesetze und das Verbotene sei-
nes Tuns wußte, nahm das Risiko einer schweren Bestrafung in Kauf.139 Man
kann daraus den Schluß ziehen, daß Darstellungen zeitgeschichtlicher Ereig-
nisse sich beim Publikum größter Beliebtheit erfreuten.

Harmloser, aber sicherlich nicht minder begehrt, waren Erzählungen und Bil-
der aus fernen Weltgegenden. Sie bedeuteten für die Künstler des 16. Jahrhun-
derts eine sichere Einnahmequelle.
 
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