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II Anfänge

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Plutarch (nach Euripides)

»Witwe von weiland Meister Jan Rubens«

Sie hatte gelogen. Zumindest hatte Maria Pypelincx (1538-1608) den Vertre-
tern des Kölner Rates bewusst verschwiegen, was sich in den letzten zwei Jahr-
zehnten wirklich abgespielt hatte. Am 1. März des Jahres 1587, dem Mittwoch
vor Invocavit, war ihr Mann gestorben. 2 Knapp vier Monate später, am 27. Juni,
hatte sie sich ins Rathaus begeben, um sich bescheinigen zu lassen, dass sie seit
1569 ihren »gewöhnlichen Wohnsitz« - »consuetum domicilium« - in Köln
gehabt habe. 3 Kein Wort darüber, dass sie fünf Jahre in Siegen gelebt hatte, um
bei ihrem Mann sein zu können. Dass seine Verbindung mit der Gemahlin
Wilhelm des Schweigers (1533-1584) Jan Rubens (1530-1587) über Jahre zum
Gefangenen der Grafen von Nassau gemacht hatte, blieb ungesagt. 4 Wenn sie
dem Verstorbenen auf dem Grabstein bescheinigte, dass sie sechsundzwanzig
Jahre lang ohne jegliches Zerwürfnis mit ihm gelebt hatte, dann war das eher
eine symbolische Geste. 5 Wenn sie sich aber in einem rechtsverbindlichen Do-
kument bescheinigen ließ, dass sie mit ihrer Familie in den letzten fast zwanzig
Jahren in Köln gelebt hätte, war das etwas anderes. Damit ließen sich näm-
lich alle Gerüchte über die pikante Affäre ihres Mannes mit Anna von Sachsen
(1544-1577) und seine Buße im Kerker der Dillenburg ins Reich der Legende
verweisen. Mit der nun urkundlich bezeugten Unbescholtenheit ihres Gatten
war zugleich ihr eigener guter Ruf bewiesen.

In diesen Tagen mag für Maria Pypelincx zumindest der äußere Wohlstand,
in dem sie lebte, ein gewisser Trost gewesen sein. 6 Sie wohnte mit ihrer Familie
in einem der besten Kölner Stadtviertel in einem großen Haus und hatte gleich
mehrere Mägde, die sie bei der Versorgung der Familie unterstützten. Zwar war
manchmal ein temporärer Mangel baren Geldes zu verzeichnen, doch entgegen
allen Befürchtungen war sie nie gezwungen, das Familiensilber, ihre Juwelen, die
kostbaren Tapisserien oder die wertvolle Bibliothek der Familie zu veräußern. 8
Gerade als es um die Zukunft ihres Mannes düster aussah, hatten sie geerbt. 9
Nach dem Tod seines Stiefvaters, Jan de Lantmeter, waren sie am 6. August
 
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