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Wahrer Adel
de, wird im mehrfach wiederholten Hinweis darauf ablesbar, dass Rubens »der
Sohn ehrenhafter Eltern und treuer Landsleuten« seiner Majestät sei. 149 Ähnlich
bedeutsam erschien nur noch die Tatsache, dass Rubens immer im Luxus gelebt
habe und über die notwendigen Mittel verfüge, standesgemäß aufzutreten. 150
Indem er seine Paraphe und die lakonische Lormel »Como parece«, »wie vor-
geschlagen«, auf dem Schreiben des Bischofs anbrachte, entsprach Philipp IV.
(1605-1665) dem Antrag. Insgesamt wird in dem Dokument der Eindruck er-
weckt, dass es nicht darum gehe, Rubens den Titel erst zu verleihen, sondern
vielmehr nur den seiner Lamilie angemessenen noblen Status zu bestätigen. Es
steht zu vermuten, dass Infantin Isabella hinter der schnellen Bearbeitung von
Rubens’ Antrag stand, die ihrem Hofmaler schon bald die Ehre angedeihen ließ,
ihn als Edelmann ihres Hauses zu bezeichnen. 151
Einen weiteren bedeutenden Prestigegewinn bedeutete es für Rubens, dass
Charles I. (1600-1649) ihn am 3. März des Jahres 1630 zum Ritter der englischen
Krone schlug und ihm einen reich geschmückten Degen dedizierte. 152 Allerdings
war Rubens nicht berechtigt, diesen ausländischen Titel in den Niederlanden
zu führen. 153 Doch durfte er schon bald nach seiner Rückkehr, unterstützt von
der Infantin, um die Würde eines Ritters der spanischen Krone nachsuchen;
eine Ehre, die ihm am 20. August 1631, unter Hinweis auf seine erfolgreiche
diplomatische Mission an den englischen Hof, durch Philipp IV. zugestanden
wurde. 154 Eine besondere Bestätigung seiner neuen Würde bedeutete die Verfü-
gung Isabellas, dass Rubens’ ältester Sohn Albert seinem Vater als Sekretär des
Staatsrates nachfolgen sollte, sobald dieser sein Amt niedergelegt hätte. 155 Denn
diese Verfügung besagte nicht weniger, als einen Rubens zuerkannten Anspruch
auf Adelsqualität, die sich darin ausdrückte, dass sein Sohn für würdig erachtet
wurde, die Erbfolge anzutreten. Damit war zugleich für seine Nachkommen
sichergestellt, dass sie zu »echtem« Adel gelangen könnten. Zugleich wurde
verfügt, dass Rubens sein Honorar als Mitglied des Conseille Prive erhielt, ohne
verpflichtet zu sein, dieses Amt auch tatsächlich auszuüben. 156
So war Rubens denn adelig. Allerdings gilt es hier zu betonen, dass er damit
bei weitem nicht dem Hochadel und nicht einmal dem Geburtsadel seiner Hei-
matstadt gleichgestellt war. 157 In einer Zeit, da man für die feinen Unterschiede
innerhalb des gesellschaftlichen Miteinanders höchst sensibel war, bedeutete
allein der Titel wenig. Und ein zum Ritter ernannter Bürger war eben noch
lange kein Ritter, der sich mit jenen auf eine Stufe stellen konnte, die diesen
Titel ererbt hatten. Das illustriert eine Anekdote, die sich in einem auch Ru-
bens bekannten diplomatischen Handbuch findet: »Als Oliver Dandus, ehemals
Barbier und Wundarzt, vom französischen König Ludwig XI. zur belgischen
Fürstin Maria geschickt wurde, fragte sie nicht ohne Humor, weshalb sie denn
einen Arzt benötige, wo es ihr doch prächtig gehe. Die Lage muss ja schlimm
genug erscheinen, sprach sie, wenn sie von der Hand eines Arztes behandelt
Wahrer Adel
de, wird im mehrfach wiederholten Hinweis darauf ablesbar, dass Rubens »der
Sohn ehrenhafter Eltern und treuer Landsleuten« seiner Majestät sei. 149 Ähnlich
bedeutsam erschien nur noch die Tatsache, dass Rubens immer im Luxus gelebt
habe und über die notwendigen Mittel verfüge, standesgemäß aufzutreten. 150
Indem er seine Paraphe und die lakonische Lormel »Como parece«, »wie vor-
geschlagen«, auf dem Schreiben des Bischofs anbrachte, entsprach Philipp IV.
(1605-1665) dem Antrag. Insgesamt wird in dem Dokument der Eindruck er-
weckt, dass es nicht darum gehe, Rubens den Titel erst zu verleihen, sondern
vielmehr nur den seiner Lamilie angemessenen noblen Status zu bestätigen. Es
steht zu vermuten, dass Infantin Isabella hinter der schnellen Bearbeitung von
Rubens’ Antrag stand, die ihrem Hofmaler schon bald die Ehre angedeihen ließ,
ihn als Edelmann ihres Hauses zu bezeichnen. 151
Einen weiteren bedeutenden Prestigegewinn bedeutete es für Rubens, dass
Charles I. (1600-1649) ihn am 3. März des Jahres 1630 zum Ritter der englischen
Krone schlug und ihm einen reich geschmückten Degen dedizierte. 152 Allerdings
war Rubens nicht berechtigt, diesen ausländischen Titel in den Niederlanden
zu führen. 153 Doch durfte er schon bald nach seiner Rückkehr, unterstützt von
der Infantin, um die Würde eines Ritters der spanischen Krone nachsuchen;
eine Ehre, die ihm am 20. August 1631, unter Hinweis auf seine erfolgreiche
diplomatische Mission an den englischen Hof, durch Philipp IV. zugestanden
wurde. 154 Eine besondere Bestätigung seiner neuen Würde bedeutete die Verfü-
gung Isabellas, dass Rubens’ ältester Sohn Albert seinem Vater als Sekretär des
Staatsrates nachfolgen sollte, sobald dieser sein Amt niedergelegt hätte. 155 Denn
diese Verfügung besagte nicht weniger, als einen Rubens zuerkannten Anspruch
auf Adelsqualität, die sich darin ausdrückte, dass sein Sohn für würdig erachtet
wurde, die Erbfolge anzutreten. Damit war zugleich für seine Nachkommen
sichergestellt, dass sie zu »echtem« Adel gelangen könnten. Zugleich wurde
verfügt, dass Rubens sein Honorar als Mitglied des Conseille Prive erhielt, ohne
verpflichtet zu sein, dieses Amt auch tatsächlich auszuüben. 156
So war Rubens denn adelig. Allerdings gilt es hier zu betonen, dass er damit
bei weitem nicht dem Hochadel und nicht einmal dem Geburtsadel seiner Hei-
matstadt gleichgestellt war. 157 In einer Zeit, da man für die feinen Unterschiede
innerhalb des gesellschaftlichen Miteinanders höchst sensibel war, bedeutete
allein der Titel wenig. Und ein zum Ritter ernannter Bürger war eben noch
lange kein Ritter, der sich mit jenen auf eine Stufe stellen konnte, die diesen
Titel ererbt hatten. Das illustriert eine Anekdote, die sich in einem auch Ru-
bens bekannten diplomatischen Handbuch findet: »Als Oliver Dandus, ehemals
Barbier und Wundarzt, vom französischen König Ludwig XI. zur belgischen
Fürstin Maria geschickt wurde, fragte sie nicht ohne Humor, weshalb sie denn
einen Arzt benötige, wo es ihr doch prächtig gehe. Die Lage muss ja schlimm
genug erscheinen, sprach sie, wenn sie von der Hand eines Arztes behandelt