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Richter, Otto
Programm zum Winckelmannsfeste der Archäologischen Gesellschaft zu Berlin (Band 45): Über antike Steinmetzzeichen — Berlin, 1885

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https://doi.org/10.11588/diglit.728#0012
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aufkam, dann aber als speciell Römische*) Bauart sehr häufig und aller Orten ange-
wendet wurde. Die bekannten Römischen Restaurationsbauten in Alba Fueense, Cumae,
Paestum u. a. 0. sind der Mauer am Aventin durchaus gleichartig.

Aus welcher Zeit nun dieser Restaurationsbau stammt, ist natürlich nicht leicht
zu sagen; einen Fingerzeig giebt die Beschaffenheit des in der Verkleidungsmauer ver-
wendeten Mörtels. Er gehört zu der ältesten constatierbaren Art, vorwiegend Kalk mit
ganz geringem Zusatz von Sand oder Puzzolana. Denselben Mörtel habe ich iu dem
ältesten Teile der Scipionengräber an der Via Appia constatiert, also an einem Bau, der
doch wohl in das 3. Jahrhundert v.Chr. zurückgeht. Er ist ferner an anderen Restau-
rationsbauten der Römischen Ringmauer wahrgenommen worden. Nach handschriftlichen
Aufzeichnungen Dressel's nämlich über die Ausgrabungen hinter den Diocletiansthermen
ist an dieser Stelle am Wall ein Stück Restaurationsbau zu Tage gekommen, welches in
zwei wesentlichen Punkten der Mauer am Aventin glich, in der Rustica der Steine und eben
in dem Mörtel. Es bildete die Aussenseite der äusseren Futtermauer des Walles, war in 4—5
Lagen noch erhalten und bestand aus Quadern von dunklem Tuff. Das Innere der
Mauer bestand teils aus Quadern von gelblichem Tuff, die dem ursprünglichen Bau ent-
stammten, teils aus Füllwerk von Schutt.

Es scheint danach, als ob das Mauerstück am Aventin einer den ganzen Umkreis
der Römischen Ringmauer umfassenden Restauration — vielleicht aus der Zeit nach den
Punischen Kriegen — angehört. Man würde bei dieser Sachlage allerdings vergeblich hier
nach den von dem ursprünglichen Bau bekannten Steinmetzzeichen suchen. Bemerkens-
wert ist, dass Dressel bei dem oben erwähnten gleichartigen Bau hinter den Diocletians-
thermen Steinmetzzeichen zwar auf den im Innern verbauten gelblichen Quadern ge-
funden hat, keine dagegen auf den mit Rustica versehenen.

Es erübrigt noch ein Wort über die Palatinszeichen zu sagen. Ich habe eine
Sammlung der noch vorhandenen nebst genauen topographischen Angaben, unterstützt
durch einen Plan, in den Annali 1884 pag. 192, Monum. XII. 8. gegeben.

Die betreffenden Zeichen kommen an der SW.-Seite des Palatin auf den Werk-
stücken von vier verschiedenen Mauern vor, deren Zusammengehörigkeit schon auf
den ersten Blick als unmöglich erscheint. Damit steht nun aber in Widerspruch, dass
die Zeichen unter einander völlig gleichartig, ja zum Teil identisch sind, ausser-

*) vgl. Promis, Alba Fucense pag. 140, der übrigens diese Bauart für älter hält, als sie ist.
Choisy, l'art de bätir chez les Romains pag. 11 ff. — Wann die Bauart zuerst aufgekommen ist, ist
schwer zu sagen. Die Anwendung des Kalkmörtels gestattet frühestens den Ausgang des 3. Jahrhunderts
v. Chr. anzunehmen. Die Mauern von Falerii (aus der Mitte des 3. Jahrh. v. Chr.) sind noch durchweg
aus Quadern erbaut.
 
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