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Richter, Otto
Programm zum Winckelmannsfeste der Archäologischen Gesellschaft zu Berlin (Band 45): Über antike Steinmetzzeichen — Berlin, 1885

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https://doi.org/10.11588/diglit.728#0026
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26

Ausserdem zwei Steine, auf denen sich je zwei Kreuze (No. 5) befinden,
sehr klein, eins 0,07 rn gross, ferner zwei fragmentierte Steine mit je einem Kreuze,
vielleicht hatten auch sie zwei.

Weiterhin befindet sich nur ein einzelner mit einem Kreuz bezeichneter
Stein auf der Strecke pq.

Das Zeichen No. 2 befindet sich endlich noch zweimal auf den Quadern
an der Ostseite der Stadtmauer bei h.

V. Ursprung und Bedeutung der Steinmetzzeiehen.

Von den Punkten, die bei einer Erörterung über antike Steinmetzzeichen in Frage
kommen, kann zunächst als zutreffend erwiesen werden, was schon Bruzza vermutungs-
weise aussprach, dass sie Zeichen des Steinbruchs (resp. der Steinmetzwerkstatt)
sind, und dass die Blöcke mit denselben versehen auf die Baustätte ge-
langten.

1. Die Zeichen, wie sie sich auf den in den Mauern verbauten Werkstücken
präsentieren, haben ganz willkürliche Stellungen, am buntesten in Rom, wo die Zeichen
ausschliesslich auf den quadratischen Kopfseiten der Steine angebracht sind, also jedes
Zeichen je nach der Lage, in der der Stein verbaut ist, in vierfacher Stellung vorkommt;
so beispielsweise die Zeichen auf dem Taf. 12 abgebildeten Mauerstück. Man sieht
deutlich, dass die die Werkstücke verwendenden Bauleute sich um die darauf befindlichen
Zeichen nicht kümmerten, ausgenommen etwa den einen Punkt, dass sie es in einigen
Fällen, wie bei der Servianischen Mauer und im grossen Ganzen auch in Pompei, ab-
sichtlich vermieden, die mit Zeichen versehenen Seiten in die äussere Mauerfront zu legen.
In den meisten der. übrigen uns bekannten Fälle nahmen sie auch diese Rücksicht nicht.
Die Zeichen haben also keine Bedeutung für den Bau der betreffenden Mauern, sondern
beziehen sich lediglich auf die Herstellung der Werkstücke.

2. Dies wird bestätigt durch die Wahrnehmung, dass Steinmetzzeichen aus-
schliesslich auf solchen Steinen vorkommen, die allseitig künstlich bearbeitet sind*), also
in erster Linie auf Quadern, in Rom in einem Falle auch auf den keilförmig geschnittenen

*) Eine einzige, sehr auffällige Ausnahme bilden die Mauern von Tarraco. Vgl. Hübner,
Herrn. I pag. 86, der die Steine, auf denen sich die Steinmetzzeiehen befinden, als unregelmässig
schildert.
 
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