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Richter, Otto
Programm zum Winckelmannsfeste der Archäologischen Gesellschaft zu Berlin (Band 45): Über antike Steinmetzzeichen — Berlin, 1885

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https://doi.org/10.11588/diglit.728#0013
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dem auch stets auf der gleichen Steinsorte, auf einer Art graugelben Tuffs mit kleinen
Stücken Cruma vorkommen. Eine eingehende Analyse der in jener äusserst merk-
würdigen Ecke des Palatin befindlichen Quaderbauten, die übrigens von ganz anderen
Gesichtspunkten ausging, ergab denn auch zur Evidenz, dass ein Teil jener Bauten zwar
späteren Datums ist, das Material aber von der alten, der Demolierung preisgegebenen
Befestigung des Palatin stammt. Dieser gehören also auch die Steinmetzzeichen an.
Dieselben unterscheiden sich von den Zeichen der Servianischen Mauer nur dadurch, dass
sie im ganzen grösser sind und in den meisten Fällen fast die ganze Kopfseite der
Quader bedecken. Es kommen aber auch kleinere Zeichen hier vor, wie umgekehrt
auf der Servianischen Mauer Zeichen, die an Grösse den Palatinischen nichts nachgeben.
Überdies haben die Zeichen beider Mauern auch noch das gemeinsam, dass sie nur auf
den Kopfseiten der Blöcke vorkommen. Nimmt man ferner dazu, dass auch, die Schich-
tung der Blöcke in der Palatinsmauer der in der Servianischen Mauer völlig gleicht, so
kann man sich kaum gegen den Gedanken verschliessen, der sich mir wenigstens bei
Besichtigung der Palatinsmauer jedesmal von neuem wieder aufdrängte, dass ein be-
deutender zeitlicher Unterschied zwischen ihr und der Serviusmauer nicht sein kann.
In der That halte ich es in hohem Grade für wahrscheinlich, dass in der Periode der
Errichtung des Servianischen Mauerringes auch die Sonderbefestigungen der Römischen
Hügel wieder hergestellt, ja vielleicht damals zuerst in solidem Quaderbau aufgeführt
wurden.

III. Pompei.

(Für die Pompejaniscben Steinmetzzeichen bediene ich mich ausser eigenen Aufzeichnungen
der mir freundlichst zur Verfügung gestellten äusserst sorgfältigen Notizen EI. Dressel's. Nachträgliche
Berichtigungen sowie die Kenntnis einiger erst in den letzten äfonaten zum Vorschein gekommenen
Zeichen verdanke ich der Güte A. Mau's.)

Die beste und vollständigste bis jetzt existierende Sammlung der Steinmetz-
zeichen von Pompei ist die von Zangemeister CIL. IV Taf. XL No. 28—42 und LV
No. 20—48. Freilich ist auch ihr Wert, wie der jeder ähnlichen Sammlung, nur ein
relativer, da der Bestand dieser Zeichen, so zu sagen, ein wechselnder ist, entsprechend
dem wechselnden Zustand der Pompejanischen Stadtmauern, sowie der Tempel- und
sonstigen Mauern, auf denen sie sich befinden. Erstere sind namentlich an ihrer Aussen-
seite der Überwucherung durch Vegetation und der neuerlichen teilweisen Verschüttung
durch die Bepflügung des Bodens und andere Umstände ausgesetzt, bei den in der Stadt
 
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