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Richter, Otto
Programm zum Winckelmannsfeste der Archäologischen Gesellschaft zu Berlin (Band 45): Über antike Steinmetzzeichen — Berlin, 1885

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https://doi.org/10.11588/diglit.728#0003
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I. Verbreitung der Steinmetzzeiclien.

Die Beobachtung, dass auf den Mauern antiker Städte sich Steinmetzzeichen be-
finden, die in mehr als einer Hinsicht den mittelalterlichen, aus dem 12.—16. Jahrhundert
stammenden gleichen, ist verhältnismässig jungen Datums.

Die ersten Steinmetzzeichen, welche publiciert wurden, waren pompejanische.
Mazois, ruines de Pompei I (1812) tab. XIII veröffentlichte eine Anzahl davon, Garrucci,
Graffiti de Pompei (1856) tab. XXIX, 3 ebenfalls; ihre Sammlungen sind bis auf zwei
Zeichen, die sich in beiden finden, völlig verschieden von einander, und jetzt gleich
anderen, mehr gelegentlichen als systematischen Publikationen einzelner Zeichen nicht
mehr brauchbar. Die vollständigste Sammlung findet sich bei Zangemeister CIL. IV (1871)
tab. XL und LV.

Es folgte die Entdeckung von Steinmetzzeichen auf den Mauern von Tarraco
durch Hübner (Hermes I 1860 pag. 87 ff.), dann auf einem zwischen den Jahren 276 und
247 v. Chr. auf Samothrake errichteten Rundbau durch Conze (Archäologische Unter-
suchungen auf Samothrake von Conze, Hauser und Niemann I 1875 pag. 17), und auf
den Fundamenten des Caesareums in Alexandria (Bull, de l'Inst. Egyptien 1875 pag. 171).
Erst die Wahrnehmung aber, dass die ältesten Mauern Roms, sowohl die Palatinischen
wie die Servianischen, mit Steinmetzzeiclien bedeckt seien, erregte das Interesse für diese
Erscheinung in höherem Maasse. Die Römischen Zeichen fanden denn auch eine gelehrte
und mit grosser Hingebung an die Sache geschriebene Erläuterung in der Schrift
von P. Luigi Bruzza: Sopra i segni incisi nei massi delle mura antichissime di Roma
(Ann. dell'Inst. 1876 pag. 72—105). Wenn seine Aufstellungen über Ursprung und
Bedeutung derselben nicht überall das Richtige treffen, so liegt dies daran, dass
er sich in seiner Forschung einseitig auf das Gebiet der Römischen Zeichen beschränkte,
und die an denselben gemachten Beobachtungen aus sich selbst zu erklären suchte.
Nichts desto weniger bleibt dieser Arbeit ihre grundlegende Bedeutung. Wertvolle Nach-

1* .
 
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