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Richter, Otto
Programm zum Winckelmannsfeste der Archäologischen Gesellschaft zu Berlin (Band 45): Über antike Steinmetzzeichen — Berlin, 1885

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https://doi.org/10.11588/diglit.728#0051
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Aus dem einheitlichen ,,a) genio e alla perseveranza clella stirpe semitica" zu
dankenden Bau ist also ein vielfältig umgebautes, die Spuren von drei verschiedenen
Epochen tragendes Bauwerk geworden, das dann in den der Römischen Herrschaft fol-
genden Zeiten immer mehr zerbröckelte und immer mehr durch mittelalterliche Zuthaten
verunstaltet wurde. Wie es heut nach den neuesten Ausgrabungen vor uns steht,
macht es einen unerfreulicheren Eindruck als irgend eine der mir bekannten Stadtanlagen.

Werfen wir noch einen Blick auf die Geschichte dieser Mauern. Welches Volk
auf dem Eryx zuerst Steine zu Mauern gefügt hat, darüber wissen wir nach wie vor nichts.
Nur dass die ursprünglichen Mauern von kaum bearbeiteten Massen bis auf wenige Steine
verschwunden sind, sehen wir und erkennen daran die verheerende Macht der Stürme,
die auf dieser zu allen Zeiten umworbenen Bergkuppe getobt haben. In heller historischer
Zeit hat dann jenes phönizische Volk, welches durch Steinmetzzeichen noch ganz beson-
dere Spuren seiner Existenz hinterlassen hat, die gründlich zerstörten Mauern von neuem
aufgebaut.

Auch sein Werk ging zum grössten Teil zu Grunde, um dann von den Römern
in veränderter Form wieder hergestellt zu werden. Der Verlauf ist klar. Aber wann
geschah dies alles? — Diodor berichtet uns von heftigen Kämpfen um die Stadt auf
dem Eryx, die zweimal mit ihrer Zerstörung endigten. Das erste Mal war es Pyrrhus,
der die Stadt nahm und dabei die Mauern niederlegte. Nach seiner Besiegung bauten
die Phönizier (Karthager) sie wieder auf. Im zweiten Punischen Kriege bestürmten die
Römer die Stadt und bemächtigten sich derselben nach verzweifeltem Kampfe. Auch
damals sank sie, wie es scheint, gänzlich in Trümmer und wurde von den Römern zum
dritten Male wieder aufgebaut. Es liegt nahe, die in den Mauern nachgewiesene Phöni-
zische und Römische Restauration mit diesen Ereignissen in Zusammenhang zu bringen.
 
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