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Hülsen, Christian C.
Programm zum Winckelmannsfeste der Archäologischen Gesellschaft zu Berlin (Band 46): Das Septizonium des Septimius Severus — Berlin, 1886

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https://doi.org/10.11588/diglit.729#0023
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23

In anderer Hinsicht stellt dagegen die Forma ürbis Eomae die Fliigelbauten un-
korrekt dar, indem sie der inneren Säulenreihe vier statt zwei Säulen giebt. Diesen
Fehler haben auch die früheren stillschweigend berichtigt.

Was den Grundriss der Nischen anbelangt, so hat Canina ohne Noth sich von
der Darstellung der Forma U. R. entfernt, indem er den Mittelpunkt der Nischen zu
weit nach hinten rückt. Er erhält dadurch sehr weit überhöhte Halbkreise: die auf
unserer Taf. IV gegebene Darstellung ist wahrscheinlicher und entspricht der Forma
genauer.

Die Gesamtlänge des Baus ergiebt sich uns als rot. 96 m. Der Grundriss auf
dem Marmorplan hat im Original eine Länge von 38 cm, was einem Massstab von
1 : 250 entsprechen würde. Diesen hat Canina als für die ganze Forma gültig ange-
nommen, Jordan hingegen 1: 300. Dass Caninas Annahme die richtigere sei, ist mir nach
Prüfung der überwiegenden Anzahl gesicherter Masse in der That wahrscheinlich. Der
Nachweis kann jedoch an dieser Stelle nicht ausführlich gegeben werden.

Die Frage wie viele Stockwerke das Gebäude gehabt, hat diejenigen,
welche sich mit der Untersuchung beschäftigt haben, stets besonders interessirt. Der sehr
scheinbaren, aus dem Namen abgeleiteten Hypothese, die Zahl der Geschosse sei sieben
gewesen, steht die bestimmte Versicherung aller Sachverständigen gegenüber, es sei un-
möglich, dass über den drei existirenden noch mehrere Stockwerke sich erhoben hätten.
Namentlich ist Scamozzi's Angabe über die Deckplatten des obersten erhaltenen Stock-
werks für uns entscheidend. Wir können der Aeusserung Jordans (S. 41), dass gegen die
Zeugnisse der Architekten des 16. Jahrhunderts nur argumenta aut nulla aut perquam
futiüa vorgebracht seien, nur durchaus beipflichten.

Canina hat die Schwierigkeiten, welche der Versuch, der Ruine weitere vier
Stockwerke aufzusetzen, begegnet, nicht verkannt, und sucht auf eine eigentümliche Art
dieselben wenigstens teilweise zu umgehen. Er nimmt nämlich an, dass das auf den
alten Abbildungen als unterstes Stockwerk erscheinende in Wirklichkeit schon das zweite
sei, und das eigentliche Erdgeschoss noch im Boden vergraben gewesen sein müsste; so
braucht er wenigstens über dem erhaltenen Teil nur noch drei Stockwerke in die Luft
zu construiren. Aber abgesehen davon, dass unsere Quellen für eine derartige Vermutung
nicht den geringsten Anhalt bieten21), wird dieselbe aufs bestimmteste widerlegt erstens
durch die Uebereinstimmung der besten alten Zeichnungen, die zu unterst nicht Reste

TJ. R. kennt R. nicht) mag auf sich beruhen: verwunderlich ist nur die Leichtigkeit, mit der sich R.
über die bestimmten Angaben der Architekten hinwegsetzt, um mit Quellen wie „Zeilers Topographie
Roms" als zuverlässigen Zeugen zu operiren!

,J1) Wenn Laneiani Guida del Palatino S. 50 diese ganz haltlose Vermutung C.'s eine opinione
comune ed assai accertata nennt, so ist das sehr kühn.
 
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