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Hülsen, Christian C.
Programm zum Winckelmannsfeste der Archäologischen Gesellschaft zu Berlin (Band 46): Das Septizonium des Septimius Severus — Berlin, 1886

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https://doi.org/10.11588/diglit.729#0024
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eines Epistyls, sondern deutlich Platten eines Stylobats zeigen; zweitens aber durch das,
was wir über die Configuration des antiken Terrains wissen.

Die Stelle des Septizoniums liegt heutzutage ca. 20 m ü. M. (s. u. S. 31). Die
Auf höhung, welche die Via di S. Gregorio seit dem 16. Jahrhundert erfahren, entzieht
sich einer genauen Berechnung: 1—2 m darf man aber unbedenklich annehmen. lieber
die Höhe des antiken Bodens hat bei Anlegung des Hauptabzugskanals von dem neuen
Esquilinischen Quartier zum Tiber Hr. Pietro Narducci wertvolle Beobachtungen gemacht,
und von dem die Stelle des Septizoniums betreffenden Teile seiner Originalaufnahme (im
Maassstab 1 : 100) eine Pause uns zur Verfügung zu stellen, die Güte gehabt. Es sind
demzufolge im Vicolo di S. Gregorio ausser Resten von Travertinplatten in 15—16 m.
(Meereshöhe) zwei übereinanderliegende antike Strassenpflasterungen constatirt: die eine
12,25, die andere 17,7 m über dem Meere (11,28 resp. 16,10 über dem Nullpunkt des
Ripetta-Pegels. Vgl. die Skizze S. 31 u. Anm. 27 a S. 32). Die höher liegende reprä-
sentirt die Bodenconfiguration des 4. Jahrhunderts n. Chr., da sie nur von der Höhe des
Pflasters der via triumphalis zum Constantinsbogen (Reste constatirt auf Piazza S. Gre-
gorio, 17,23 ü. M.) abweicht. Es erhellt, dass bei einer Niveaudifferenz von nur 6 Metern
auch mit der tieferen der beiden Pflasterungen von der Existenz eines verschütteten Stock-
werks, welches nach Caninas Hypothese eine Höhe von mindestens 15 m gehabt haben
müsste, absolut nicht die Rede sein kann22), dass vielmehr von Lafreri u. s. w. das obere
■ Ende des Stylobaten noch gesehen und correct dargestellt ist.

Das von Canina versuchte Mittel die Siebenstöckigkeit des Gebäudes als möglich
zu erweisen ist demnach nicht statthaft. Aber selbst zugegeben, dass ein solches piano,
sotterrato denkbar sei, würde doch der Anblick der von Canina gezeichneten Oberstockwerke
mit ihren immer dünner werdenden und immer weiter auseinandertretenden Säulchen jeden
Beschauer in das Urteil Scamozzis über die Hässlichkeit solcher Bauweise einstimmen lassen.

Eine zweite an sich möglich scheinende Vermutung, dass nämlich über dem dritten
Stockwerk freilich kein weiteres direkt gestanden habe, dass aber die weiteren terrassenförmig
zurücktretend sich auf besonderen spurlos verschwundenen Unterbauten erhoben hätten, wird
unseres Erachtens widerlegt durch das Stadtplanfragment, in welchem die Andeutung einer
solchen rückwärtigen Ausdehnung des Baus unmöglich fehlen durfte (s. auch unten S. 31).

Nach dem Stande unserer Kenntnis ist es unmöglich auszumachen sowrohl, wie
die Flügelbauten bekrönt, als auch in welcher Weise die Nischen oben abgeschlossen,

--) Ich füge noch hinzu, dass die Kirche S. Lucia in Septizonio (auch in septemsoliis u. ae.),
deren Reste die alten Abbildungen in die Stockwerke der Ruine eingebaut zeigen, schon im 8. Jhdt.
existirte. Es ist ein aller Wahrscheinlichkeit widersprechender Einfall, dass schon zu dieser Zeit der
Boden am Circus etwa 10 m über das antike Niveau erhöht gewesen, oder gar bei Anlegung der Kirche
das unterste Stockwerk absichtlich verschüttet sein.könnte.
 
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