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Hülsen, Christian C.
Programm zum Winckelmannsfeste der Archäologischen Gesellschaft zu Berlin (Band 46): Das Septizonium des Septimius Severus — Berlin, 1886

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https://doi.org/10.11588/diglit.729#0026
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26

■Auf dem Teil der Ruine, welcher im 16. Jahrhundert noch stand, las man, und
zwar auf zwei verschiedenen Teilen des Frieses, die Worte

G- TRIB • POT- VI • || COS- FORTVNATISSIMÜS • NOBILISSIMVSQVE

Die Art ihrer Anbringung erhellt aus dem Stich Lafreris (s. o. S. 10). Noch um die
Wende des 15. und 16. Jahrhunderts scheint der Stein am Anfang ein wenig vollständiger
gewesen zu sein, da die zwei ältesten Inschriftensammler dieser Zeit so beginnen: AVG-
TRIB- POT- VI-21).

Im frühen Mittelalter dagegen war zwar die Ruine des 16. Jahrhunderts, wie es
scheint durch den Anbau einer Kirche, teilweise occupirt, so dass die Friesinschrift dort
nicht sichtbar war: dafür stand noch ein beträchtlicher Teil des entgegengesetzten
Flügels. Dort kopirte der alte (etwa dem 8. Jahrhundert angehörende) Perieget, dessen
Inschriftensammlung uns der Codex des sog. Anonymus Einsidlensis aufbehalten hat, fol-
gende Inschrift, wie er selbst angiebt, in septizonio:

IMP • CAES • DIVI • M • ANTOMNI • PII • GERM • SARM • FIL • DIVI • COMMODI-
FRATER ■ DIVI • ANTONINI PII • NEP ■ DIVI • HADRIANI • PRONEP • DIVI • TRAIANI
PARTI! • ABNEP ■ DIVI ■ NERVAE2S)

Die beiden Fragmente schliessen nicht unmittelbar aneinander, jedoch ist die
zwischen ihnen liegende Lücke durch Namen und Titel des Septimius Severus mit
solcher Sicherheit auszufüllen, dass wir die Inschrift als ihrem ganzen Umfange nach
bekannt betrachten dürfen.

n) Jordan hat, gegen das übereinstimmende Zeugnis der Epigraphiker und Topographen Smetius
Marliani llanutius (Vat. 5241; ich entnehme die Angabe der Zeilenteiiung den Scheden des Corpus), wie
der Zeichner Lafreri und Kock, gestützt allein auf die Abbildung bei Duperac (s. u. S. 30) angenommen,
die Inschrift sei nicht auf zwei, sondern auf drei Stücke des Epistyls in dieser Weise verteilt gewesen:
G • TRIB • POT • VI j| PROCOS || COS u. s. w. Abgesehen davon, dass es wenigstens heissen mnsste COS .
PRO j| COS ist seine Annahme weder durch äussere Wahrscheinlichkeitsgründe noch durch die Beschaffenheit
der Ueberlieferung gerechtfertigt. Die Auslassung des proconsularischen Titels wäre sogar correct, wenn
sicher feststände, dass Severus und Caracalla zur Zeit der Dedication in der Hauptstadt gewesen seien
(vgl. Jlommsen Eph. epigr. 2,463). Aber freilich wurde auch in ihrer Abwesenheit am Septizonium
gearbeitet (Vita Severi c. 24). Die Zuverlässigkeit der architektonischen Zeichnungen für epigraphische
Denkmäler ist grossenteils recht gering: die Zeichner betrachteten die Inschriften als Nebensache, wovon
auch unsere Florentiner Blätter 1774. 2525 ein Beispiel geben, auf denen die Inschrift nicht einmal
angedeutet ist. Was würden wir — um ein zeitlich naheliegendes Beispiel zu wählen — von der
Pantheonsinschrift des Severus wissen, wenn wir auf die architektonischen Zeichnungen allein angewiesen
wären? Ich halte es für nicht unmöglich, dass Duperac seine Inschrift einfach aus dem gedruckten
Marliani willkürlich eingetragen hat.

2ä) Die Inschrift ist in einer Zeile geschrieben zu denken, die nur ihrer Länge wegen gebrochen
werden inuss. Die Zeilenteilung des Codex ist willkürlich.
 
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