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Trendelenburg, Adolf
Programm zum Winckelmannsfeste der Archäologischen Gesellschaft zu Berlin (Band 70): Phantasiai — Berlin, 1910

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https://doi.org/10.11588/diglit.2163#0027
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III. Die Gruppe im Ostgiebel des Zeustempels zu Olympia

eine (pavTaoia

Die 21 Figuren, die Pausanias V 10, 6 f. als Bestandteile der Frontgiebelgruppe (ra be
bt ToTq deroic; ecrxiv euTTpo<r6ev) aufzählt, haben sich allesamt gefunden, ein Glücksfall, der in
der Geschichte der archäologischen Entdeckungen seines Gleichen nicht hat. Es ist nur natür-
lich, daß die Forschung sich bemüht hat, sich dieses Geschenkes würdig zu zeigen und, auf
die Funde und die Beschreibung gestützt, den Stirnschmuck des gefeiertsten hellenischen
Tempels in seiner Schöne wiederherzustellen. Mit welchem Erfolge, lehrt die anspruchslose
Tafel im Jährbuch XIII1898, auf der K. Wernicke zum sechsten seiner Olympischen Beiträge,
in dem er über den Ostgiebel des Zeustempels handelt, sämtliche 'Wiederherstellungsversuche
der Gruppe zu bequemster Vergleichung vereinigt hat1S). Dem früh abberufenen Mitforscher
wird für diese entsagungsvolle Arbeit jeder sich zu Dank verpflichtet fühlen, der in der hoch-
gehenden Flut widerstrebender Ansichten nach einem festen Punkte sucht, von dem sich
das bisher Erarbeitete leicht und sicher übersehen läßt.

Vierzehn Kompositionen16) hat Wernicke als Ergebnis der bisherigen Versuche zu-
sammengestellt, und nur drei Figuren haben ihren Platz nicht gewechselt: die Mittel- und
die beiden Eckfiguren. Jene ist infolge ihrer alles überragenden Größe, diese infolge ihrer
Lage auf dem Boden unverrückbar. Alle anderen Figuren sind hin und her geworfen worden.
Selbst das Viergespann hat sich eine Zerlegung in seine beiden Teile gefallen lassen müssen,
in denen der Künstler es gearbeitet hatte, um die massigen Beliefpferde leichter hoehwinden
zu können.

Was trägt die Schuld an diesem starken Schwanken der Ergebnisse, wo doch der For-
schung eine ausführliche Beschreibung und die im wesentlichen lückenlos wiedergewonnene

16) Wiederholt in Hitzig-Blümners Pausanias II Taf. III und IV.

*•) Hinzugekommen sind die Anordnungsversuche von A. Furtwängler, Der Ostgiebel des olympischen
Zeustempels (Sitzungsberichte der Kgl. Bayer. Alcad. d. W. 1903, als Separatabdruck Heft III); E. Pfuhl, Olym-
piaka (Jahrbuch XXI1906 S. 154); H. Quaatz, Wie sind die Figuren im Ostgiebel des Zeustempels zu Olympia
anzuordnen? (Wissensch. Beilage zum Jahresbericht des Luisenstädtischen Gymnasiums in Berlin 1908).

Winckelmarnis-Programm 1910. 4
 
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