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Lemgo. Die Unterzeichnung für das Her-
manns-Denkmal hat den erfreulichsten Fortgang,
und selten mag ein Unternehmen so allgemeinen
Anklang gefunden haben, als dies wahrhafte National-
werk. Die Kosten werden jetzt auf etwa 30,000 Thlr.
angeschlagen, und. am Schlüsse d. Mts. Juli belief
sich die Summe der Beiträge bereits auf 21,300 TU.
Täglich sind 120 Maurer und Steinhauer bei dem
Unterbaue auf der Grofenburg beschäftigt, und hier
10 Kupferschmiede bei der Ausführung des Stand-
bildes. Die Feier der Grundsteinlegung wird wahr-
scheinlich noch in diesem Monate stattfinden. Bei
der Bekanntmachung des Tages soll dem Publikum
zugleich ein genauer Kostenanschlag vorgelegt wer-
den, mit dessen Aufstellung Hr. v. Bändel jezt
beschäftigt ist.
München. ( Privatmitth.) Das Kunstleben
in unserer Stadt steigert sich von Jahr zu Jahr.
Bereits giebt man die Zahl der hier lebenden Künst-
ler auf 800 an. Die Ausstellungen im Locale des
Kunst-Vereins werden, obschon sie nur immer den
den kleinsten Theil der hiesigen Kunstleistungen
zur Schau bringen, stets reicher und schöner, auch
nimmt der Zudrang der Käufer noch zu. Von den
öffentlichen Arbeiten gehen einige ihrer Vollendung
rasch entgegen. Namentlich ist dies der Fall mit
den Frescomalereien des Corridors der Pinakothek,
zu denen bekanntlich Cornelius die Entwürfe ge-
macht, und die Cl. Zimmermann mit einigen
Gehülfen ausführt. Nicht nur die ganze Abiheilung,
mit Gegenständen aus der Geschichte der italieni-
schen Malerei, ist vollendet, sondern auch ein
grosser Theil von jenen der deutschen und fran-
zösischen , namentlich die Loggia des Rubens, Le
Sueur und N. Poussin, Claude le Lorrain und
Rembrandt, A. Dürer zum grossten Theil, H. Hol-
bein, Hemling, Van Eyk, und das Gemälde, auf
welchem die Malerei vorgestellt ist, wie sie vom
Genius der Kunst zu den Göttern getragen wird.
Die Wände und Pfeiler sind auch schon grössten-
theils mit Verzierungen, und zwar im pompejani-
schen Geschmack, gemalt. In das Erdgeschoss
wird in diesen Tagen das Kupferstich- und Hand-
zeichnunsrs-Cabinet eingeräumt. — Cornelius ist
mit seinem jüngsten Gericht in der Ludwigskirche
soweit vorgerückt, dass, wenn nicht unerwartete
Hindernisse eintreten, die Vollendung in diesem
Jahre mit Gewissheit vorauszusehen ist. Seine
Schöpfung lässt er durch C. Herrmann, aus Dres-
den, und C. Stürmer, aus Berlin, ausführen.
Zwei andere Künstler arbeiten an dem Bilde der
Geburt Christi. Die Kreuzigung ist noch nicht an-
gefangen; dagegen sind die vier Felder der Decke
im mittlerem Kreuzgewölbe vollendet. Sie stellen
die Wirkungen des heiligen Geistes und die Ge-
meinschaft der Heiligen dar. — Im Festsaalbau
am Hofgarten malt Hiltensperger, nach Zeich-
nungen von Schwanthaler, Bilder aus Homer's
Odysse in Enkaustik, und zwar sind die Figuren
lebensgross. Im oberen Stockwerke hat J. Schnorr
den Saal Rudolph's von Habsburg mit vier sehr
umfassenden Gemälden geschmückt, in denen die
vorzüglichsten Thaten dieses grossen Kaisers dar-
gestellt sind. Auch er bedient sich der Enkau-
stik, die — obschon weniger licht als Frescoma-
lerei — vor dieser die leichtere Behandlung und
grössere Farben-Auswahl voraus hat. — Derselben
Manier bedient man sich zum Anmalen des Theater-
gebäudes, was — namentlich bei Fremden — sehr
wenig Anklang findet, da die Würde der Architek-
tur, unter der bunten Zerstückelung, wie sie
mit Recht sagen, leidet. Dass die Griechen der-
gleichen gethan, darf uns nicht imponiren, zumal
da wir den Zusammenhang solcher Gebäude, im
ursprünglichen Zustande mit dem öffentlichen Leben,
nicht genau angeben, noch weniger aber bestimmen
können, wieviel davon auf altes Herkommen zu
rechnen ist. Gleichzeitig mit den grossen Malern
des Mittelalters, zeigt sich, in Anhäufung bunten
Marmors oder barocker Verzierungen, die Architek-
tur geschmacklos. — H. Hess hat seine Gemälde
in der Basilika noch nicht begonnen, wohl aber,
fast alle Cartons dafür vollendet. — In der Maria-
Hilf-Kirche, in der Au, hat man nun die Glas-
fenster eingesetzt, und man kann sich bereits von
der wunderbaren Wirkung dieser Gemälde, in Ver-
bindung dieser durchaus schönen und allgemein
ansprechenden Architektur durch den Augenschein
überzeugen. Auch der neue, von Sehülaub in
Holz geschnitzte Altarschmuck, Christus am Kreuz
mit vielen Heiligen, ist vollendet. Bekanntlich hatte
der König sein Augenmerk auf ein altdeutsches
Kunstwerk der Art in einer schwäbischen Kirche,
das ausser Gebrauch ist. Allein die protestantische
Lemgo. Die Unterzeichnung für das Her-
manns-Denkmal hat den erfreulichsten Fortgang,
und selten mag ein Unternehmen so allgemeinen
Anklang gefunden haben, als dies wahrhafte National-
werk. Die Kosten werden jetzt auf etwa 30,000 Thlr.
angeschlagen, und. am Schlüsse d. Mts. Juli belief
sich die Summe der Beiträge bereits auf 21,300 TU.
Täglich sind 120 Maurer und Steinhauer bei dem
Unterbaue auf der Grofenburg beschäftigt, und hier
10 Kupferschmiede bei der Ausführung des Stand-
bildes. Die Feier der Grundsteinlegung wird wahr-
scheinlich noch in diesem Monate stattfinden. Bei
der Bekanntmachung des Tages soll dem Publikum
zugleich ein genauer Kostenanschlag vorgelegt wer-
den, mit dessen Aufstellung Hr. v. Bändel jezt
beschäftigt ist.
München. ( Privatmitth.) Das Kunstleben
in unserer Stadt steigert sich von Jahr zu Jahr.
Bereits giebt man die Zahl der hier lebenden Künst-
ler auf 800 an. Die Ausstellungen im Locale des
Kunst-Vereins werden, obschon sie nur immer den
den kleinsten Theil der hiesigen Kunstleistungen
zur Schau bringen, stets reicher und schöner, auch
nimmt der Zudrang der Käufer noch zu. Von den
öffentlichen Arbeiten gehen einige ihrer Vollendung
rasch entgegen. Namentlich ist dies der Fall mit
den Frescomalereien des Corridors der Pinakothek,
zu denen bekanntlich Cornelius die Entwürfe ge-
macht, und die Cl. Zimmermann mit einigen
Gehülfen ausführt. Nicht nur die ganze Abiheilung,
mit Gegenständen aus der Geschichte der italieni-
schen Malerei, ist vollendet, sondern auch ein
grosser Theil von jenen der deutschen und fran-
zösischen , namentlich die Loggia des Rubens, Le
Sueur und N. Poussin, Claude le Lorrain und
Rembrandt, A. Dürer zum grossten Theil, H. Hol-
bein, Hemling, Van Eyk, und das Gemälde, auf
welchem die Malerei vorgestellt ist, wie sie vom
Genius der Kunst zu den Göttern getragen wird.
Die Wände und Pfeiler sind auch schon grössten-
theils mit Verzierungen, und zwar im pompejani-
schen Geschmack, gemalt. In das Erdgeschoss
wird in diesen Tagen das Kupferstich- und Hand-
zeichnunsrs-Cabinet eingeräumt. — Cornelius ist
mit seinem jüngsten Gericht in der Ludwigskirche
soweit vorgerückt, dass, wenn nicht unerwartete
Hindernisse eintreten, die Vollendung in diesem
Jahre mit Gewissheit vorauszusehen ist. Seine
Schöpfung lässt er durch C. Herrmann, aus Dres-
den, und C. Stürmer, aus Berlin, ausführen.
Zwei andere Künstler arbeiten an dem Bilde der
Geburt Christi. Die Kreuzigung ist noch nicht an-
gefangen; dagegen sind die vier Felder der Decke
im mittlerem Kreuzgewölbe vollendet. Sie stellen
die Wirkungen des heiligen Geistes und die Ge-
meinschaft der Heiligen dar. — Im Festsaalbau
am Hofgarten malt Hiltensperger, nach Zeich-
nungen von Schwanthaler, Bilder aus Homer's
Odysse in Enkaustik, und zwar sind die Figuren
lebensgross. Im oberen Stockwerke hat J. Schnorr
den Saal Rudolph's von Habsburg mit vier sehr
umfassenden Gemälden geschmückt, in denen die
vorzüglichsten Thaten dieses grossen Kaisers dar-
gestellt sind. Auch er bedient sich der Enkau-
stik, die — obschon weniger licht als Frescoma-
lerei — vor dieser die leichtere Behandlung und
grössere Farben-Auswahl voraus hat. — Derselben
Manier bedient man sich zum Anmalen des Theater-
gebäudes, was — namentlich bei Fremden — sehr
wenig Anklang findet, da die Würde der Architek-
tur, unter der bunten Zerstückelung, wie sie
mit Recht sagen, leidet. Dass die Griechen der-
gleichen gethan, darf uns nicht imponiren, zumal
da wir den Zusammenhang solcher Gebäude, im
ursprünglichen Zustande mit dem öffentlichen Leben,
nicht genau angeben, noch weniger aber bestimmen
können, wieviel davon auf altes Herkommen zu
rechnen ist. Gleichzeitig mit den grossen Malern
des Mittelalters, zeigt sich, in Anhäufung bunten
Marmors oder barocker Verzierungen, die Architek-
tur geschmacklos. — H. Hess hat seine Gemälde
in der Basilika noch nicht begonnen, wohl aber,
fast alle Cartons dafür vollendet. — In der Maria-
Hilf-Kirche, in der Au, hat man nun die Glas-
fenster eingesetzt, und man kann sich bereits von
der wunderbaren Wirkung dieser Gemälde, in Ver-
bindung dieser durchaus schönen und allgemein
ansprechenden Architektur durch den Augenschein
überzeugen. Auch der neue, von Sehülaub in
Holz geschnitzte Altarschmuck, Christus am Kreuz
mit vielen Heiligen, ist vollendet. Bekanntlich hatte
der König sein Augenmerk auf ein altdeutsches
Kunstwerk der Art in einer schwäbischen Kirche,
das ausser Gebrauch ist. Allein die protestantische