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Christlicher Kunstverein der Erzdiözese Freiburg [Hrsg.]
Christliche Kunstblätter: Organ des Christlichen Kunstvereins der Erzdiözese Freiburg — 4.1865

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https://doi.org/10.11588/diglit.7150#0007
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Chriſtliche

Kunſtblätter

Organ des chriſtlichen Knnſtvereins der Erzdiöceſe Freiburg
(Beilage zum Freiburger Kirchenblatt.)

Nro. 38.

Domine diloxi docorem domus tuae. Ps. 25, 8.

Februar 1865.

J. Die projectirte innere Reſtauration der katholiſchen
Stiftskirche in Baden.

Bezirksbau-Jnſpektor Herr Dernfeld, und Herr Architekt
Lang dahier, ſowie die Mitglieder der Stiftungs-Commiſſion.
Nach gründlicher Unterſuchung der Kirche in allen ihren
Theilen erklärten ſich die Genannten einſtimmig für die vorge-
ſchlagenen Reparaturen und neuen Herſtellungen, und wurde
Herr Baumeiſter Federle erſucht, ein umfaßendes Gutachten
auszuarbeiten, welches den in Ausſicht ſtehenden Arbeiten zu
Grunde gelegt werden ſoll, während Herr Architekt Lang mit
der Fertigung der Plane und Koſtenüberſchläge beauftragt wurde.
Die verehrliche Stiftungscommiſſion hat zugleich das in-
zwiſchen von Herrn Federle gelieferte Gutachten veröffentlicht
damit jedem Einzelnen klar werde, um was es
ſich hier handelt. Wir theilen aus dieſer trefflichen Arbeit
nachſtehende wohldurchdachten und gut motivirten Vorſchläge zu
weiterer Kenntnißnahme und Würdigung dieſes wich-
tigen Unternehmens mit.
Die Stiftskirche in Baden hat augenſcheinlich im Jnnern ver-
ſchiedene Aenderungen erlitten und Zuthaten erhalten, welche dem
Style der urſprünglichen Anlage mehr oder weniger fremd ſind.
Dieſe Aenderungen und Zuthaten entſprechen zumeiſt einer Kunſt-
richtung, der Renaiſſance, welche von dem erſten Grundſatze jedes er-
ſprießlich menſchlichen Schaffens, von der innern Wahrheit, ſich ent-
fernt hatte, welche zur Strafe ihres Abfalles von Stufe zu Stufe
tiefer ſank.
Jn dem Formalen war von den Künſtlern der Renaiſſance
das Höchſte geleiſtet, aber der Mangel an innerer Wahrheit ließ
das Formale zur Mode werden, nach welchem ſich raſch die fein-
ſten Formen zu Verzerrungen umgeſtalteten, um dem überreizten
Auge zu genügen.
Die an Ort und Stelle vorgenommene Beſichtigung und
Beſprechung führte allgemein zu dem Ergebniß, es ſolle die
Stiftskirche ſoviel wie möglich ihrem urſprünglichen Style ge-
treu hergeſtellt, und die ſtylloſen Zuthaten entfernt werden, ſo-
weit für dieſe voller, ſtylgerechter Erſatz beſchafft werden könne,
ſo daß nicht das mit großem Aufwand für die Kirche Geſchaf-
fene, der Gemeinde Liebgewordene, vielleicht über alle Gebühr
Ger ühmte beſeitigt und zur Trauer der Kirchgänger eine Leere
an die Stelle des Ueberſchwenglichen trete.
Der Bau der Kirche, welcher nicht vollſtändig einem ein-
heitlichen Plane entſpricht, zeigt aber in ſeinem Aeußern und

Wir können unſeren Leſern die erfreuliche Mittheilung
machen, daß man in der Stadt Baden, die durch den Reiz ihrer
Umgebung, die unzähligen Neubauten und herrlichen Anlagen
alljahrlich Beſucher aus allen Weltgegenden anlockt, jetzt auch
ernſtlich daran denkt, die altehrwürdige Stadtpfarrkirche in ent-
ſprechender Weiſe zu reſtauriren, damit ſie in ihrer ohnehin her-
vorragenden Lage den Tauſenden von Fremden imponire und
zugleich ein Zeugniß für den regen religiöſen Sinn ihrer Be-
wohner ablege.
Schon unterm 10. November v. J. hat die katholiſche
Stiftungscommiſſion nachſtehende Anſprache an die Einwohner
von Baden erlaſſen:
Nachdem in den letzten Jahren unſere ehrwürdige katholiſche
Stiftskirche einer dringend nothwendigen Reſtauration in ihrem
Aeußern unterworfen worden, ſo trat mehr und mehr das
Bedürfniß heran, auch das Jnnere derſelben, dem urſprüng-
lichen Bauſtyle entſprechend, wieder herzuſtellen.
Jeder, der unſere Kirche beſucht, wird die Ueberzeugung
gewonnen haben, daß eine zweckmäßige Reſtauration des Tem-
pels in ſeinem Jnnern zur unaufſchiebbaren Nothwendigkeit ge-
worden iſt, und ohne Beleidigung des Schönheitsgefühles nicht
länger verſchoben werden kann.
Das Bedürfniß wird um ſo dringender, als bereits drei
Neubanten anderer chriſtlicher Confeſſionen unſerer Stadt zur
Zierde gereichen, und die katholiſche Gemeinde nicht länger ihr
Gotteshaus in einem Zuſtande belaſſen kann, der einen ärmli-
chen Anblick gewährt, und den die Kirche beſuchenden Fremden
auffallen muß.
Die unterzeichnete katholiſche Stiftungs-Commiſſion hat
dieſen Uebelſtand längſt erkannt, und darum Anfangs dieſes
Jahres die Einleitung getroffen, daß eine Commiſſion von
Kunſiverſtändigen die Kirche einer eingehenden Unterſuchung
unterwerfe, um darnach ermeſſen zu können, worin die Reſtau-
ration derſelben zu beſtehen habe.
Zu dieſem Zwecke vereinigten ſich der erzbiſchöfliche Kirchen-
baumeiſter, Herr Federle von Karlsruhe, der Großh. Kon-
ſervator der Kunſtdenkmale, Herr v. Bayer von dort, Großh.
 
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