Universitätsbibliothek HeidelbergUniversitätsbibliothek Heidelberg
Metadaten

Christlicher Kunstverein der Erzdiözese Freiburg [Hrsg.]
Christliche Kunstblätter: Organ des Christlichen Kunstvereins der Erzdiözese Freiburg — 4.1865

DOI Seite / Zitierlink: 
https://doi.org/10.11588/diglit.7150#0039
Überblick
loading ...
Faksimile
0.5
1 cm
facsimile
Vollansicht
OCR-Volltext
Chriſtliche

Kunſtblätter

Organ des chriſtlichen Knnſtvereins der Erzdiöceſe Freiburg.

(Beilage zum Freiburger Kirchenblatt.)

Nro. A6.

Domine dilexi decorem domus tuae. Ps. 25, 8.

Oktober 1865.

J. Die Runſt und nduſtrieausſtellung zu Trier.
Schluß

indeß energiſcher gehalten ſein dürfte. Als techniſche Novität
erwähnen wir die weißen Terracotten dieſer Firma. — Das Ge-
biet der plaſtiſchen Ornamente aus Terracotta war von
Villeroy und Boch reichlich verſehen. Von den zierlichſten
Details bis zu den coloſſalen Kreuzblumen, von den eleganten
Figürchen bis zu den centnerſchweren Waſſerſpeiern finden ſich
alle Nüancirungen vertreten. Alle Steintöne präſentiren ſich
hier. Freilich ſind es nur Surrogate, jedoch von tadelloſer
Modellirung und ſeltener Dauerhaftigkeit, ſo daß man mit den
ſtrengen Grundſätzen etwas ins Gedränge kommt. Jndeß hilft
die Geſchichte der Kunſt vielleicht über die Bedenken hinaus,
indem ſie uns den Stucco der Römer, das Plâtre an
romaniſchen Bauten und der Alhambra und ähnliche Erſatz-
mittel aus allen Jahrhunderten zeigt. Von freien Figuren
ſahen wir nur einige befriedigende Crucifixe von Ch. Schmitt
und Comp. in Trier.
Die farbigen Bodenbelege von Villeroy und
Boch zu Mettlach boten eine reiche Auswahl. Es iſt im
höchſten Grade wünſchenswerth, daß dieſem Gegenſtand bei
Kirchenbauten die volle Aufmerkſamkeit zugewendet werde, da
bisher auf die künſtleriſche Ausſchmückung des Fußbodens viel-
fach zu wenig Bedacht genommen wurde. Nur durch eine
ſtylvolle Beplattung mit farbigen Muſtern iſt der untere Theil
der Kirche mit den oft reich decorirten Obertheilen in einheit-
liche Verbindung zu ſetzen. Neben der Schönheit dieſer Boden-
belege kommt die verhältnißmäßige Wohlfeilheit und große
Dauerhaftigkeit ebenfalls noch mit in Betracht.
Kirchliche Holzmöbel waren leider gar nicht vertreten,
obſchon gerade in Sachen des Mobiliars für unſere romani-
ſchen und gothiſchen Bauten noch faſt Alles zu thuen erübrigt.
Auch die Eiſeninduſtrie ſcheint auf kirchliche Werke
verzichten zu wollen, da nicht einmal Gußwaaren eingegangen
waren. Nur ein gewaltiges Product war eingeliefert worden,
ein 97 Centner ſchwere Gußſtahlglocke von dem Bochu-
mer Verein für Bergbau. Morgens und Abends wurde
dieſelbe vor dem Kaufhauſe geläutet und zog durch ihren mäch-
tigen Ton jedesmal eine große Anzahl Neugieriger herbei; in-
deſſen fehlt dem Klange die eigenthümliche Weiche und Fülle
des Glockenmetalles. Die größere Billigkeit des Gußſtahles
läßt vielleicht dieſen Mangel unſchwer überſehen. Von J G o n-

Jndem wir jetzt zu einer Beſprechung der in Trier vertre-
tenen Kunſtzweige übergehen, beginnen wir mit den zeichnen-
den Künſten. Neue Arbeiten waren darunter nur durch
ein Oelbild von A. G. Laſinsky in Mainz vertreten, eine
ſchöne Compoſition aus den Tagen der Wallfahrt zum heiligen
Rock, wie nämlich eine Pilgerſchaar von heil. Freude ergriffen
Trier zum erſten Mal erblickt. Wir übergehen verſchiedene
Werke älterer Meiſter, da ihre Zahl nur ſehr gering war.
Der Steindruck, Holzſchnitt, Kupfer- und Stahl-
ſt ich, war durch F. Gypen in München ebenſo vollſtändig,
als anerkennenswerth vertreten. Namentlich verdienen die Holz-
ſchnitte nach den Zeichnungen von Führich erwähnt zu wer-
den. Die ſieben Sakramente von Overbeck waren zum erſten
Male in verſchiedenen Formaten ausgeſtellt. Auch Manz in
Regensburg hatte tüchtige Arbeiten geliefert; endlich fanden
die Stahlſtiche und farbigen Darſtellungen der Spehyerer
Dombilder verdientes Lob. Höchſt erfreulich ſind die zahl-
reichen Leiſtungen des Vereines für rebigiöſe Bilder
in Düſſeldorf, die in Deutſchland einem beſſeren Geſchmack
Bahn gebrochen und ſelbſt im Auslande für deutſche Kunſt
Propaganda gemacht haben. Wahre Meiſterwerke im Far-
bendrucke waren von Kellerhoven in Paris in ſeinen
,,Werken der großen Meiſter'' ansgeſtellt. Zeichnung, Colorit
und Technik ſind gleich vollendet.
Jm architektoniſchen Fache war nur der um
Trier'ſche Kunſtdenkmale ſo verdiente Ch. W. Schmidt mit
älteren Arbeiten und den großen Originalriſſen deutſcher Dome
vertreten. J. G. Mehler in Frankfurt hatte zwei
Miniaturen auf Pergament und Fuchs aus Köln mehrere
ſchöne Blätter beſonders die Abbildung eines romaniſchen Reli-
quiars, geliefert.
Wir gehen zu den aus Thon gebrannten Statuen von
H. J. Scherf zu Kalk am Rhein über. Dieſelben ſtreben
im Ganzen einen feſteren Styl an und ſind vielfach bezüglich
der Dauerhaftigkeit erprobt. Das große Etabliſſement von
Villeroy und Boch in Mettlach an der Saar hatte eben-
falls einige Statuen aus Teracotta aufgeſtellt, deren Colorit
 
Annotationen