Universitätsbibliothek HeidelbergUniversitätsbibliothek Heidelberg
Metadaten

Christlicher Kunstverein der Erzdiözese Freiburg [Hrsg.]
Christliche Kunstblätter: Organ des Christlichen Kunstvereins der Erzdiözese Freiburg — 4.1865

DOI Seite / Zitierlink: 
https://doi.org/10.11588/diglit.7150#0023
Überblick
loading ...
Faksimile
0.5
1 cm
facsimile
Vollansicht
OCR-Volltext
Chriſtliche

Kunſtblätter

Organ des chriſtlichen Kunſtvereins der Erzdiöceſe Freiburg.

(Beilage zum Freiburger Kirchenblatt.)

Nro. 2.

Domine dilexi decorem domus tuae. Ps. 25, 8.

Juni 186s

aber nicht minder iſt Seine Barmherzigkeit über uns beſtätiget
und die ewige Dauer Seiner Wahrheit uns geſichert dadurch
daß Er, Seiner Verheißung gemäß, die Schätze des Heiles und
des ewigen Lebens, die Er uns in ſeinem Blute- erworben, für
alle Zeiten bis ans Ende der Welt bei ſeiner Kirche hinterlegt
hat und durch die heil. Sacramente, wie durch eben ſo viele
Gnadenſtröme, fortwährend allen denen überreich zufließen läßt,
die durſtig aus ihnen ſchöpfen wollen.
Dieſe Erbarmungen Gottes alſo ſind der eigentliche Gegen-
ſtand dieſer ſieben Bilder, die ich eben deßhalb Pſalmen nennen
möchte, woraus ſich von ſelbſt ergibt, daß man in ihnen nicht
ſowohl eine Darſtellung der in der Kirche bei Spendung der
Sacramente üblichen Gebräuche zu ſuchen hat (weil dieſe die
Kirche, die als Braut Chriſti den Geiſt Chriſti hat, nach Zeit
und Umſtänden bald einfacher, bald reicher anordnet, während
das Weſen derſelben, wie es im Worte der hl. Schrift begrün-
det iſt, unveränderlich daſſelbe bleibt), als vielmehr eine Ver-
herrlichung der Gnaden, die mittels derſelben uns geſpendet
werden, wie es durch Zuſammenſtellung der Vorbilder des alten
Teſtamentes mit ihrer Erfüllung im neuen ſich klar herausſtellt,
ſo daß Jedermann leicht erkennen mag, wie übereinſtimmend
mit der heiligen Schrift die Lehre der Kirche über die Sacra-
mente ſei, und welcher Schätze diejenigen beraubt ſind, welche
ſich vom Verbande der ſichtbaren Kirche losgeſagt haben.
So viel über die Auffaſſung der ſieben Bilder im Allge-
meinen; was aber die äußere Form anlangt, ſo ſtellen ſie
Teppiche vor nach Art der bekannten Rafael'ſchen Arazzi, wie
ſolche in Jtalien bei Kirchenfeſten gebraucht zu werden pflegen,
um die Vorhallen der Kirchen zu ſchmücken, wo ſie denn gele-
gentlich dazu dienen, das gläubige Volk in einer Allen ver-
ſtändlichen Sprache zu unterrichten. Auch hätten unter günſti-
geren Zeitumſtänden als die gegenwärtigen, vielleicht wirklich
ſolche Teppiche aus ihnen entſtehen können, während ſie jetzt
nur in Entwürfen erſcheinen, als Vorbereitung zu möglicher
Weiſe ſpäter auszuführenden Fresco- oder Temperagemälden.

J. Die ſieben heiligen Sacramente.
Tableaux von Friedrich Overbeck. )
(Von dem Künſtler ſelbft erklärt.)
Jndem ich in nachſtehenden Zeilen eine Erklärung meiner
bildlichen Darſtellnngen der ſieben Sakramente zu geben beab-
ſichtige, dürfte vor Allem nothwendig ſein, mich über die Weiſe
auszuſprechen, wie ich die Kunſt überhaupt auffaſſe, damit von
vorne herein der richtige Standpunkt gewonnen werde, um in
das Verſtänduiß des Nachſtehenden eingehen zu können.
Mir iſt nämlich die Kunſt gleichſam eine Harfe Davids,
auf der ich allzeit Pſalmen möchte ertönen laſſen zum Lobe
des Herrn.
Denn wenn Erde und Meer und Alles, was dartn iſt,
wenn die Himmel und alle Kräfte der Himmel ſich zum Preiſe
ihres Schöpfers vereinigen, wie ſollte der Menſch nicht mit
allen Gaben und Fähigkeiten, mit denen ihn die Weisheit und
Güte Gottes ſo reich ausgeſtattet hat, in dieſen allgemeinen
Lobgeſang des Schöpfers einſtimmen, und wie ſollte namentlich
eine der edelſten Gaben, die er beſitzt, die ſchöpferiſche Kraft,
wie ſie ſich in der Kunſt offenbart, nicht ihren höchſten Ruhm
und ihre herrlichſte Beſtimmung darin erkennen, in ihrer eigen-
thümlichen Sprache dem Herrn Lobgeſänge oder Pſalmen dar-
zubringen?
Und als ſolche Pſalmen möchte ich nun eben die ſieben
Bilder von den Sacramenten angeſehen wiſſen, deren Grund-
thema ſich in die wenigen Worte des 116. Pſalmes zuſammen-
faſſen läßt:
1) Lobet den Herrn alle Heiden, lobet ihn alle Völker;
2) Denn beſtätiget iſt über uns Seine Barinherzigkeit,
und die Wahrheit des Herrn währet ewig.
Beide nämlich, Seine Barmherzigkeit und Seine Wahrheit,
find über uns beſtätiget worden, zunächſt zwar damals, als
der von Anbeginn verheißene und im Laufe der Jahrhunderte
immer klarer und deutlicher durch die Propheten verkündete
Erlöſer der Welt, Jeſus Chriſtus, der Eingeborene des Vaters,
in der Fülle der Zeiten auf Erden wirklich erſchienen iſt, in
Knechtsgeſtalt, und für uns gelitten hat und geſtorben iſt am
Kreuz und auferſtanden am dritten Tage von den Todten;

1. Die Taufe.

Das erſte Bild, vom Sacramente der Taufe, ſpricht nun
zunächſt recht buchſtäblich den Sinn der oben angeführten
Worte der Pſalmen aus: Lobet den Herrn alle Heiden, lobet

*) Vrgl. darüber Nro. 41 dieſer Blätter S. 164
 
Annotationen