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Christlicher Kunstverein der Erzdiözese Freiburg [Hrsg.]
Christliche Kunstblätter: Organ des Christlichen Kunstvereins der Erzdiözese Freiburg — 4.1865

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https://doi.org/10.11588/diglit.7150#0035
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Chriſtliche

Kunſtblätter

Organ des chriſtlichen Kunſtvereins der Erzdiöceſe Freiburg
(Beilage zum Freiburger Kirchenblatt.)

Nro. 5.

Domine diloxi decorem domus tuae. Ps. 25, 8.

September 1865.

J. Die Kunſt und nduſtrieausſtellung zu Trier.

Der Werth ſolcher Ausſtellungen liegt auf der Hand. Es
bedürfte eigentlich keines Wortes der Begründung; es genügte
einfach auf das Beiſpiel der modernen Jnduſtrie hinzuweiſen,
welche aus allen möglichen Zweigen Ausſtellungen veranſtaltet,
unter der richtigen Vorausſetzung, daß der Nutzen für die Jn-
tereſſenten im weiteren und engeren Sinne eben ſo groß ſei
als für den Fabrikanten ſelbſt. Die kirchliche Kunſtinduſtrie
hat ihre Abnehmer in dem Klerus zu ſuchen. Den zahlreich
vertretenen Geiſtlichen war ſomit in Trier Gelegenheit geboten,
die verſchiedenen Requiſite des Cultus vor ſich zu ſehen und
zu prüfen und nach Beſchaffenheit der Arbeit ihre Wahl zu
treffen. Jn der That wurden zahlreiche Beſtellungen und
Käufe im Ausſtellungslocal abgeſchloſſen. Anderſeis iſt es für
die Ausſteller ſelbſt eine lehrreiche Schule ſich mit ihren eige-
nen Concurrenten auf denſelben Boden verſetzt zu ſehen. Großer
Nutzen kann daraus für die Hebung der Kunſtinduſtrie hervor-
gehen. Dies Alles natürlich unter gewiſſen Vorausſetzungen,
wozu vorzüglich wohl eine ſorgfältige Prüfung zu rechnen iſt,
daß die angemeldeten Gegenſtände auch den Anforderungen des
Programmes der Ausſtellung entſprechen. Denn es darf wohl
als ſelbſtredend vorausgeſetzt werden, daß zum Schutze der beſ-
ſeren Erzeugniſſe gänzlich ungenügende Fabrikate fern gehalten,
ſowie daß die Principien echt kirchlicher Kunſt allſeitig als
Maßſtab angelegt werden.
Das aber gerade iſt es, was wir in Trier mehr als in
früheren Fällen vermißten. Wir zweifeln nicht, daß man an
maßgebender Stelle ſo viel als möglich bemüht war, die im
Ganzen guten Beſtimmungen des Programmes einzuhalten,
allein die Thatſache zeigte, daß hier Manches zu wünſchen üb-
rig geblieben iſt. Es ſcheint eine gewiſſe Strenge bei Zulaſ-
ſung der auszuſtellenden Gegenſtände einestheils zum Schutze
meiſterhafter Leiſtungen, andertheils aber auch im Jntereſſe
des guten Geſchmackes geboten. Wie nur zu häufig durch die
mehr als mittelmäßigen, wandernden Gemälde-Ausſtellungen
der Geſchmack des ſchauluſtigen Publikums immer mehr verdor-
ben wird, ſo können auch mittelmäßige Erzeugniſſe der kirchli-
chen Kunſtinduſtrie den echten Geſchmack auf dieſem Gebiete
nicht heben. Niemand wird widerſprechen können, daß gerade
auf dieſem Gebiete noch gar viel zu beſſern übrig bleibt. Denn
im Großen und Ganzen iſt die Mehrzahl aller Kirchenbeſucher.

Ueber dieſelbe berichten die Rheiniſchen Blätter, Beiblatt
zum Mainzer Journal, in nachſtehender Weiſe.
Auf die Erfahrungen früherer Jahre geſtützt, daß die
General-Verſammlungen der katholiſchen Vereine günſtige Ge-
legenheit zu ſolchen Ausſtellungen bieten, nahm der Vorſtand
des Trierer Kunſt- und Gewerbe-Vereines in höchſt anerken-
nenswerther Weiſe die Vorbereitungsarbeiten auf ſich und machte
Künſtler und Juduſtrielle des Jn- und Auslandes mit dem
Unternehmen bekannt. Die Mehrzahl der Ausſteller gehörte
dem Rheinlande und Weſtphalen, eine geringere Anzahl anderen
Theiten Deutſchlands und nur wenige dem Auslande an.
Dabei waren die Räume des Ausſtellungslocales derart über-
füllt, daß die Ueberſicht theilweiſe ſehr erſchwert wurde.
Sollen wir nun gleich Eingangs ein Urtheil über den Ge-
ſammteindruck der Ausſtellung abgeben, ſo iſt nicht zu verken-
nen, daß dies ſeine Schwierigkeiten hat; anderſeits bieten
frühere Ausſtellungen verwandter Art einen ziemlich ſicheren
Anhaltspunkt. Wir glauben nicht irre zu gehen, wenn wir
das Reſultat im Ganzen als befriedigend bezeichnen, wenn-
gleich frühere Ansſtellungen die diesjährige in mancher Beziehung
übertreffen.
Wen 186t in München der Umfang der damaligen
Ausſtellung im Glaspalaſte viel bedeutender und namentlich die
Kunſterzeugniſſe im engſten Sinne weit zahlreicher vertreten
waren, ſo erklärt ſich dieſer Vorzug zum großen Theile aus
den localen Verhältniſſen Münchens; war in Aachen 1862
die Zahl der daſelbſt vertretenen Kunſt- und Jnduſtriezweige
anch nur ſehr beſchränkt, ſo waren die Erzeugniſſe der Gold-
ſchmiede- und Stickkunſt, ſowie der Metallſchlägerei in einer
ſeltenen Vollſtändigkeit und meiſterhaften Ausführung zur Schau
geſtellt. Die größte Vollſtändigkeit hinſichtlich der vertretenen
Branchen, ſowie conſequenteſte Behandlung der ganzen Ausſtel-
lungs-Angelegenheit dürfte bis jetzt nur durch den Diöceſan-
Kunſtverein zu Rottenburg in ſeiner Ausſtellung zu Gmünd
im September 1862 erreicht worden ſein. Jn mancher Be-
ziehung ſteht indeß die Kunſtausſtellung von Mecheln bei
Gelegenheit des internationalen Congreſſes im Jahre 1864
allen bisherigen Verſuchen voraus.
 
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