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— 180 —

des hochverdienten und berühmten Profeſſors und Domdecha n⸗
ten L. Hug eine Büſte von carariſchem Marmor in Medaillon-
form deren Aehnlichkeit und gelungene. Ausführung allgemein
anerkannt wird. Sodann fur die Grabſtätten des hier ver-
ſtorbenen Brauermeiſter Joſeph Bck und der Gräfin Antonie
Colombi aus Spanien. Das erſtere Denkmal ſtellt den Tod
des heil. Joſephs umgeben von Chriſtus und Maria in dem
Momente dar, wo eben das Auge bricht, und verfehlt nicht
auf jeden aufmerkſamen Beſchauer einen tiefen wohlthuenden
Eindruck zu machen. Das Denkmal für die ſo früh verſchie-
dene Gräfin Colombi beſteht in einem hohen Granitſockel, wo-
rauf ein Crucifix in carariſchem Marmor und darunter aus
gleichem Material die Figur des heil. Antonius von Padua.
Wahrer und anſprechender iſt wohl ſelten die innige Theilnahme
für theuere Entſchlafene und der chriſtliche Schmerz mit erge-
bungsvoller Reſignation und Fürbitte bei Gott ausgedruckt
worden, als in dieſem heil. Antonius mit der tiefen Wehmuth
im Antlitz und gefalteten Händen.
Es freut uns, bei dieſem Anlaſſe noch von einem größeren
Werke berichten zu können, das aus der Werkſtätte der noch
weniger bekannten Künſtler, der Bildhauer Walliſer und
Andelfinger hervorgegangen und geeignet iſt, das Talent
dieſer Künſtler entſchieden zur Anerkennung zu bringen. Es
iſt dies ein ſ. g. Oelberg in großen Dimenſionen, Chriſtus
vor ſeinem Leiden betend darſtellend, wie er von einem Engel
geſtärkt wird, während die als Zeugen mitgebrachten Apoſtel Pe-
trus, Johannes und Jakobus ſchliefen. Dieſe Gruppe in
Sandſtein ausgeführt iſt für Waldshut beſtimmt, wo ſelbe
am Fuße des Calvarienbergs bereits aufgeſtellt iſt und zahlreiche
Beſchauer herbeizieht, die alle nicht ohne tiefen Eindruck und
Anerkennung für die Künſtler von dem Kunſtwerke ſcheiden.
Und in der That hat die lieblich gelegene Stadt in dieſer ſehr
gelungenen Gruppe eine wahre Zierde erhalten. Wir unſerſeits
wollen es gern ausſprechen, daß die Künſtler in der Ausführung
der einzelnen Figuren ihr Talent immer mehr entfaltet haben,
was wir namentlich an den ſinnig aufgefaßten und trefflich aus-
geführten Figuren der Apoſtel rühmen müſſen. Es wäre daher
dem Ganzen vortrefflich zu Statten gekommen, wenn die
Hauptfigur des betenden Heilandes mit dem Engel zuletzt
ausgeführt worden wäre; dann würde ſicher eine noch viel
ſchönere Harmonie in die ganze Gruppe gekommen ſein mit
dem, daß die Hauptfignr viel richtiger und effectvoller her-
vorgetreten wäre. Denn wir können es nicht verhehlen, daß
uns die Figur Chriſti zu klein und der Engel etwas zu groß
erſcheint, wie wir auch den Herrn Künſtlern für eine etwaige
Wiederholung ihres ſchönes Werkes anrathen müſſen, zugleich
die ſchlafenden Apoſtel näher aneinander zu rücken und in beſ-
ſere Stellung zu dem betenden Heilande zu bringen, wodurch
der Eindruck der ganzen Gruppe gewiß ein noch größerer und
der erhabene Moment der Handlung noch lebendiger und wirk-
ſamer dargeſtellt würde.

geführt werden, von dem ſich manche moderne Leiſtung der
Glasmalerei zu ihrem Nachtheile entfernt hat.
3. Hildesheim. Bei dem Abbruche der alten Kloſterge-
bäude, welche dem Neubau des Waiſenhauſes Raum geben
ſollen, hat man am 9. Juli in dem neben der ehemaligen
Kirche gelegenen Flügel, in welchem ſich urſprünglich das
Refectorium befand, auf einer ſ. g. Spiegelwand in einem
Flächenraume von etwa 8 Quadratfuß die Darſtellung der
Einſetzung des Abendmahls im Temperamalerei ausgeführt,
entdeckt. Die Darſtellung ſcheint im Ganzen höchſt originell
aufgefaßt und mit einer glänzenden Farbenpracht entworfen zu
ſein, kann aber leider nicht genau beſchrieben werden, weil viele
der Figuren ganz zerſtört und ſieben nur zum Theil erhalten
ſind. Nach Ausſage der Chroniſten rührt dieſe Malerei
von dem im Anfange des 15. Jahrhunderts in dieſem Kloſter
lebendem Franziscanerbruder Johannes Piscator her.
4. Stuttgart. Das treffliche Koſtümwerk von H. Weiß
Koſtümkunde, Geſchichte der Tracht und des Geräthes im
Mittelalter, Stuttgart bei Ebner, liegt jetzt in einem 932
Seiten ſtarken Octavbande vollendet vor und zeugt für die rühm-
liche Ansdauer des Verfaſſers in der Fortſetzung feines weit
und gründlich vorgelegten Unternehmens. Nicht weniger als
873 Holzſchnitte nach Zeichnung des Verfaſſers zieren den Text.
5. Neuß (Preuß. Rheinprovinz). Unſere alte Quirinus-
kirche, dieſer byzantiniſche Prachtbau, ſteht nun im Aeußern
und Jnnern reſtaurirt da. Das Aeußere hat circa 35,000
Thlr. gekoſtet, die innere Farben-Ausſchmückung circa 21,000
Thlr. Die Kanzel wurde in Ruremonde gefertigt, ihre Um-
gebung ſtellt in erhabener polychromirter Arbeit die Bergpredigt
dar; die drei Glasgemälde des Chores, den Heiland, ,Jch bin
der Weg, die Wahrheit und das Leben, Maria die unbefleckte
Jungfrau, und den Bußprediger Johannes, drei Geſchenke der
eingebornen Geiſtlichen; die anderen Fenſter des Chores ſind
von Bruderſchaften und Vereinen geſchenkt, das Glasgemälde
am Südportal, Elogius , von den Schloſſern u. ſ. w., am
Nordportal, ,, Crispinus, von den Schuhmachern; in der
Marienkapelle: ,, Maria Verkündigung'' und ,,Maria mit dem
Leichname ihres Sohnes im Schoße', von einem Kanfmanne,
in der St. Matthiaskapelle: ,,Stephanus als Almoſenſpender''
und als ,,Martyrer unter dem Steinhagel'', von den Bäckern,
ihrem Patron. Endlich haben zwei Privaten durch Maler
Jttenbach aus Düſſeldorf über den zwei Seiten-Altarniſchen
des Chores auf Goldgrund in Lebensgröße malen laſſen: 1) St.
Franz von Aſſiſi mit den Wundmalen, umgeben von Dornen-
geſträuch und einer blühenden Diſtel, unter den Füßen ein dunk-
ler Beutel, aus dem Gold- und Silbermünzen ſtrömen;
2) St. Katharina, mit Rad und Buch, letzteres in der Lin-
ken, während die belehrend erhobene Rechte dem geiſtreich ge-
hobenen ſtrahlenden Blicke entſpricht; 3) Maria mit dem
Jeſuskinde, wehmüthig drückt ſie es an ihre Wange, während
die Aermchen des Heilandes ſich um den Hals der Mutter
ſchlingen; 4) St. Theodor, der hl. Jungfrau zugewandt, als
Soldat gekleidet, neben den Trümmern eines Götzentempels,
eine Hand liegt auf der Bruſt, die andere trägt die Palme;
zu ſeinen Füßen liegt eine brennende Fackel. Die beiden Bilder
der hl. Jungfrau ſind im Vordergrunde mit herrlichen weißen
Lilien und mit Erdbeergewächſen geſchmückt.
6. *Freiburg. Jn der jüngſten Zeit haben mehrere
unſerer wackeren Künſtler Vortreffliches geleiſtet. Wir erwäh-
nen heute nur, daß unſer bewährter Bildhauer Knittel
neuerdings drei ſchöne, ungemein anſprechende Grabmonumente
für den hieſigen Gottesacker geſchaffen hat. Auf dem Grabe

IV. Correſpondenz

Für en christliehen Kunstverein sind eingegang von Herrn Cap-
lan Gnt in Carlsruhe Jahresbeitrag 1 l. 15 r. Mit den in Nro. 43
angezeigten 78 fl. ergibt die Summe von 79 f. 15 kr. der Beiträge seit
anuar 1865.
Der löblichen Stiftungscommission in Pfullendorf zur Nachricht, dass
die unserm Vereins gesandte Skizze eingetroffen ist. Dem ausgespro-
chenen unsche wird hald entsprochen werden.

Verantwortliche Redaetion: Dr. Stephan Braun. — Druck und Verlag von J. Dilger in Freiburg
 
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