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11 —

mitiſche Weg'' ungetheilten Beifall und zwar auch bei den
Gegnern ,, des Nazarenerthums''. Die durchaus edlen Ge-
ſtalten und Geſichter, die geſchickte Gruppirung, die Gewänder
in ihrem ſo reichen Faltenwurfe, aber auch der meiſterhafte
Stichel Gaber's, der ſo einfach, kraftvoll, rein und klar die
Zeichnungen wiedergibt und mit ſo wenigem Aufwande die
reichſte Wirkung hervorbringt, konnten eines bedeutenden
Eindruckes in der Kunſtwelt nicht verfehlen. Nur wenige
Sätze einer anerkannten Kunſtauctorität, des ſel. Profeſſors
Dr. M. Deutinger, ſeien hier erwähnt. Er ſchreibt in den
hiſtor.-pol. Blättern'' (1864 Bd. 53 Heft 3): ,,Jn einer
Zeit, in welcher Kunſt und Wiſſenſchaft ſich ſo weit von
ihrer unſterblichen Meiſterin, der Religion, entfernt und,
wo ſie die Rückkehr verſucht, ſo oft den rechten Weg ver-
fehlt, im Verläugnen der Kunſt und Wiſſenſchaft die Reli-
gion geſucht haben, dürfen wir eine Erſcheinung wie Führichs
,, Bethlehemitiſcher Weg'' mit um ſo größerer Freude be-
grüßen, je weniger wir ſie erwarten dürften und je mehr
ſie Hoffnung dafür gibt, daß dieſe traurige Unfruchtbarkeit
einer- und dieſe unglückliche Fruchtbarkeit anderſeits endlich
zu einem beſſeren Ausgange führen werden. Wenn die
Wiſſenſchaft mit allen Kunſtgriffen und Beweismitteln der
modernen Kritik den Glauben an die geſchichtliche Wahrheit
des Lebens Jeſu in den Gemüthern zu erſchüttern ſucht,
weist die Kunſt noch immer Mittel und Wege, die dem
Herzen theuer gewordene Anſchauung des reinen Kinder-
glaubens in ſinnigen, gedankenreichen Compoſitionen dem
Auge und durch das Auge dem betrachtenden Geiſte nahe
zu bringen. Jeder, der ſich die Freude verſchaffen kann,
dem in dieſen Blättern ſich offenbarenden ächten Künſtler-
gedanken auf ſeinem Gange zu folgen, wird ungemein
Vieles entdecken, was ihn wie eine ganz neue Offen-
barung überkommt.'' (Fortſetzung folgt.)

Mitte, die pilgernde Figur hält den Vorhang zurück und
der Engel des Himmels richtet in knieender, würdevoller
Stellung den Gruß des Herrn aus, hinweiſend auf den
himmliſchen Vater und den die Herrlichkeit des Himmels
verlaſſenden Heiland. Daß wir dreimal des Tages an dieſe
frohe Botſchaft uns erinnern ſollen, deutet der Meiſter in
der zur Seite das ,,Ave Maria'' läutenden Engelsfigur an.
Die drei folgenden Blätter verſetzen uns in die Felſengrotte
nach Bethlehem; da ſehen wir, wie Maria und Joſeph ein-
ziehen durch die Thore der Davidsſtadt, wie ſie aber, ab-
gewieſen, ouf der andern Seite dieſelbe wieder verlaſſen
und in der Felſengrotte den Neugeborenen anbeten, wie
ferner ,,das göttliche Kind ſeinen Leib nährt, der für uns
die Wunden nd den Tod erleiden wird'', während deſſen
der heil. Joſeph — eine ganz naive Darſtellung das
Abendeſſen bereitet. Die Pilgergeſtalt iſt bei dieſer Scene
beſonders andächtig und ſchön gezeichnet. Nach der reich
bewegten Scene der Anbetung der hl. drei Könige kommt
der Gang der hl. Familie nach Jeruſalem in den Tempel
zur Aufopferung, ein Bild von erhabener Würde, erhöht
noch durch die heitere Landſchaft.
Doch den Vorzug geben wir den zwei folgenden Blättern,
aus der ergänzenden Phantaſie des Künſtlers ſelbſt hinzu-
gefügt: ,,Jeſus betend und wandelnd''. Beide verſetzen uns
vor das heil. Haus zu Nazareth und ſind eine ungemein
liebliche Erfindung des Meiſters. Schon geht der Tag ſtark
ſeiner Neige zu, die Mondſichel iſt am Himmel erſchienen
und der Hirte kehrt zurück mit ſeiner Heerde, auch der hl.
Zimmermann kommt mit ſeinem Handwerkszeug über dem
Rücken von der Tagesarbeit nach Hauſe und öffnet das
Gitter zum Eintritt in den Hof, während die hl. Jungfrau,
das Vorbild geſchäftiger Hausfrauen, Waſſer am Brunnen
ſchöpft, — da, ungeachtet dieſer Geſchäftigkeit ringsum,
kniet das göttliche Kind, ein herzliches Bild, auf der Schwelle
des Hauſes, faltet andächtig ſeine Händchen und richtet den
Blick zu ſeinem himmliſchen Vater in die Wolken hinauf,
der wohlgefällig herabſieht auf das Gebet; auch die ,,anima
meditans iſt ganz ergriffen von dieſer ſo überaus zarten,
lieblichen Scene. Gleich anſprechend iſt auch das ,,wandelnde
Kind'', welches den göttlichen Heiland mit dem verlorenen
Schaſe und mit der Laſt des Kreuzes auf den Calvarien-
berg vorbildet. Der Kopf der heil. Jungfrau iſt hier viel
ſchöner und richtiger gezeichnet als in faſt allen anderen
Darſtellungen. Der vorletzte Entwurf verſetzt die heilige
Familie nach Aegypten; durch die von der Pilgerin ge-
öffnete Thüre erblicken wir orientaliſche Architektur, Tempel
und ägyptiſche Göttergeſtalten. Der Jeſusknabe ſchlummert,
während der hl. Nährvater aus der Schrift die Stelle des
Pſalmiſten: ,,Siehe, er ſchläft nicht und er ſchlummert nicht,
welcher ſein Volk bewacht'' (Pſ. 120) liest und zu ſeiner
Seite die hl. Jungfrau beim Spinnrocken ſitzt und zuhorcht.
Das letzte Bild endlich iſt eine Jlluſtration zu den Stellen
der hl. Schrift: ,,Folget mir nach und ich werde euch zu
Menſchenfiſchern machen'' und ,,Wiederum iſt das Himmel-
reich ähnlich einem Netze, ſo in's Meer geſenket Fiſche aller
Art in ſich aufnimmt''; es zeigt den Jeſusknaben an dem
wogenden Meere mit Kelch, Aehren, Blumen und Krone
in der einen und dem Kreuze in der andern Hand, womit
er die Menſchen an ſich zieht und von den Ungeheuern und
dem Abgrund des Meeres rettet, die Apoſtel, aus dem
Schifflein ausgeſtiegen, ſtehen zur Seite, das ganze eine
tief ſymboliſche Auffaſſung, die den Meiſter der Meditation
und Contemplation verräth. Die Wiedergabe durch den
Gaber'ſchen Holzſchnitt iſt hier eine beſonders gelungene.
Schon gleich bei ſeinem Erſcheinen fand der Bethlehe-

Trockenhaltung der Kirchengebäude
Jn dem vom chriſtlichen Kunſtvereine des Diöceſe Seckau
herausgegebenen Kirchenſchmuck' des letzten Jahrganges
(1880, Nr. 6) finden ſich bezüglich der Entfeuchtung der
Kirchen höchſt beachtenswerthe Winke. Dieſem Aufſatze ſind
die nachſtehenden Mittel zur Entfeuchtung und Trockenhal-
tung der Kirchen entnommen:
1. Die Aufſicht und Sorge für das Kirchendach. Ein
ſchadhaftes Dach iſt der Anfang vom Ende eines Gebäudes,
ein zuſammenfallendes Dach iſt die Vollendung der Ruine.
Darum ſoll alle Jahre vor und nach dem Winter das
Kirchendach immer beſichtigt und durch Ausſteckung mit
Ziegeln übergangen werden — vor dem Winter, weil mit
dieſem das Dach auf eine härtere Probe geſtellt wird, nach
dem Winter (oder auch nach dem elementaren Ereigniſſe
eines Sturmes oder ſtarken Hagelſchlages), weil der Winter
in den Schneeabrutſchungen viel an den Dachziegeln ge-
brochen und herabgeriſſen hat. Durch die Wunden eines
verletzten Daches treibt der vom Sturm gepeitſchte Regen
und Schnee herein auf die Mauer- und Sohlbänke des
Dachſtuhles und der Gewölbe; die erſteren werden von
obenher durchfeuchtet, die zweiten faulen und bringen den
ganzen Dachſtuhl in ſchiebende Bewegung; die Gewölbe
werden in ihren Schluchten (alſo gerade an den heiklichſten
Stellen ihrer Fußpunkte, wo ſie aufſitzen), mit Schnee oder
Regenwaſſer angefüllt. Der Schnee, der durch die Winter-
ſtürme in den Gewölbeſchluchten ſich ſammelt, thaut im
Frühjahr auf und rinnt als Waſſer durch die Gewölbe und
an den Wänden in's Jnnere herab. Das iſt kein leeres
Furchtgebilde, ſondern Erlebniß; die grünlichen Feuchtig-
 
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