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tischen Kirchenbaues in einer den Kirchenbauten des Mittelalters, verwandten Ranm-
farrn aber in moderner Formensprache zu gestalten, nicht in eclectischer Weise, son-
dern, in sich harmonisch, durch eine Art der Wiedergeburt, einer Renaissance des
Mittelalters, welches für Kirchenbauten dem Volksbewußtsein in Deutschland bei
weitem am nächsten steht. Es soll damit erreicht werden, daß die Kirche sich eines-
theils anschließt an die Tradition, zugleich aber als Bauwerk unsern übrigen Bauten,
unsern Lebensgewohnheiten, unserer Tracht harmonisch sich einreiht, wenn auch in
monumentaler, dem besonderen Zwecke entsprechender Gestalt.
Die Baukosten haben mel. der Geschenke sür Gegenstände der innern Einrich-
tung gegen 393000 Mark betragen, was bei einer bebauten Fläche von 1090 Qua-
dratmeter gegen 360 Mark pro Quadratmeter beträgt und bei 1500 Sitzplätzen —
wobei der Chorumgang mitbenutzt ist — 262 Mark pro Sitzplatz, benutzt man
aber den Chornmgang nicht, mit rund 276 Mark.
Die erste Skizze zum Bau der Zionskirche ist von "dem früheren Bau-Inspektor
bei der Königl. Ministerial-Bau-Commission, dem jetzigen Geheimen Regierungsrath
Möller; das erste Project ist in Verbindung mit demselben vom Unterzeichneten
bearbeitet, welcher nach der Versetzung des Ersteren auch das speciellere Project nebst
der gestimmten Detaillirnng allein bearbeitete und allein die gesammte Ausführung
leitete. —
Die Ausführung der Gewölbe, welche ursprünglich gegen den Wunsch des Ver-
fassers mit geringem Busen und beim Gewölbe der Kreuzung sogar als reine Kuppel
mit vorgesetzten Rippen festgesetzt waren, wurde für den unterzeichneten Architekten
die Veranlassung, seine Ansichten und Studien über Akustik mit besonderer Berück-
sichtigung der Zionskirche zu bearbeiten, und find dieselben in der Zeitschrift für
Bauwesen Jahrgang 1872 S. 190 unter dem Titel: „Die Akustik großer Ränme
mit speciellem Bezug auf Kirchen" veröffentlicht. Das, was durch Construction vor
Fertigstellung der Kirche in obiger akustischer Studie nachgewiesen war, hat sich,
auch wo die Vorschläge derselben mit Hinsicht ans die knappen Mittel der Gemeinde
nicht berücksichtigt werden konnten, im Allgemeinen als richtig erwiesen. Im Wesent-
lichen gehen die Vorschläge darauf hinaus, etwa 4 Meter über dein Fußboden und
2—3 Meter über der Emporenbrüstnng glatte ungegliederte Wandflüchen und über-
haupt solche Wand- und Deckenflüchen zu vermeiden, welche hörbare reflectirte
Schallwellen nach den Zuhörerplützen entsenden. Es ist dasselbe auch in dieser Zeit-
schrift Jahrgang 1874 4tes Quartal in dein Aufsatze: „Der evangelische Kirchen-
bau und die Akustik" S. 148*) vorgeschlagen; jedoch ist der unterzeichnete Architekt
über die Mittel zur Vermeidung der schädlichen Schattresonanz nicht überall gleicher
Ansicht und kann durchaus nicht mit der ans S. 149 ausgesprochenen Ansicht über-
einstimmen, daß Holzdecken im Allgemeinen schlecht akustisch seien. Es wird in den
erwähnten Füllen wahrscheinlich die schüdliche Resonanz der Wände mit der der
Decken verwechselt sei::. Bei Holzdecken, welche etwa 8 Meter über dem Zuhörer-
raum liegen, entsteht noch eine solche schüdliche aber geringe Resonanz der Holzdecke,

*) In obigem Aussatze ist der Unterzeichnete als Architekt Orth ans München bezeichnet,
welcher Jrrthnm hier nur bemerkt werden soll.
 
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