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und hoffen mit dieser neuen, namhaften Erwerbung in nicht geringerem Maße
Hülfe leisten zu können, als solches mit unseren beiden älteren Gemälden bisher
thatfächlich der Fall gewesen ist; denn der „einladende Christus" wird eben jetzt zum
eilften, der »Lees Uoino« zum siebenten Male copirt.
Diese Zahlen, so erfreulich auch an und für sich, verlieren nichtsdestoweniger
an Bedeutung, sobald man berücksichtigt, daß das erstbezeichnete Gemälde seit zwölf
Jahren, das andere feit fiinf Jahren in unserem Besitze sich befinden. Wir möchten
vielmehr hieraus Veranlassung nehmen, die Herren Geistlichen und Kirchenpatrone
auf die Bedeutsamkeit und auf die einflußreiche Wirkung eines guten Altargemäldes
erneuert aufmerksam zu machen. In einer Zeit, in welcher die Gefahr vorhanden
ist, daß die religiösen Vorstellungen sich mehr und mehr verflüchtigen und daß die
geschichtliche Realität der heiligen Personen allzuwenig empfunden wird, ist es sicher-
lich Wünschenswerth, durch bildliche Darstellung, die der Gemeinde in jedem Gottes-
dienst vor Augen tritt, die geschichtliche Erinnerung zu beleben und den gottesdienst-
lichen Räumen wie den Gottesdiensten selber damit eine höhere Weihe zu geben.
Diese Mission aber kann in der That kein Oeldruckbild erfüllen, sondern nur ein
gutes Altargemälde. Trotz alledem mehrt sich der Ankauf jener Fabrikate zu
Altarbildern auf eine für die kirchliche Kunst sehr beklagenswerthe Weise. Möchte
in dieser Erwerbung von Oeldruckbildern auch vielleicht einerseits der Beweis für
den vorhandenen Sinn zum Schmucke des Gotteshauses erkannt werden können,
so wird dadurch doch andererseits zugleich der Mangel des Verständnisses für
solchen Schmuck bekundet. Diese Oeldruckbilder gehören nicht zum Bereiche der
religiösen Kunst, und wenn geglaubt wird mit dem bunten Blatte über dem Altar
die Kirche geschmückt zu haben, so ist das damit verbundene Mißverständniß nm so
größer, wenn in derselben Kirche — wie dieses mehrfach vorgekommen ist — die
Abendmahls- und Tausgerüthe in einem nichts weniger als würdigen Zustand sich
befinden, ohne daß Abhülfe dieses Mißstandes gesucht würde.
Wir haben in der bisher besprochenen Richtung unserer Thätigkeit noch eines
Vorkommnisses zu gedenken. Der Verein war nämlich noch im Besitze des Gyps-
modells zu dem vom Bildhauer Herrn Brodwolf hier ausgesührten Sandstein-Relief
„die Bergpredigt", welches wir vor einigen Jahren der hiesigen Zionskirche gestiftet
haben. Geleitet von dem Wunsche, auch dieses Gypsmodell zur Förderung des
Sinnes für religiöse Kunst nutzbar zu machen, haben wir dasselbe dem Dom-Candi-
daten-Stiste Hierselbst geschenkt, indem wir gerade diese Bildungsstätte junger Theo-
logen für jenen Zweck als besonders geeignet erachten dursten. Wir haben das
Gypsmodell, welches Behufs Ausführung des Sandstein-Reliefs hatte zerschnitten
werden müssen und welches überhaupt etwas gelitten hatte, vollständig wieder in
Stand setzen und mit einer passenden Umrahmung ausstatten lassen, so daß es jetzt
im Atrium der Stifts-Gebäude als ein würdiger Schmuck erkannt werden darf.
Schließlich wollen wir, als hierher gehörig, noch eines Gutachtens erwähnen,
zu welchem wir aus Oldenburg aufgesordert worden sind. An einer dort neu er-
bauten Kirche befindet sich im Thurme, über dem großen Eingangs-Portal, eine
Nische, welche mit einer Statue geschmückt werden soll. Es wurde uns zunächst die
Frage zur Entscheidung vorgelegt, ob hierzu eine Christus- oder eine Luther-Figur
 
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