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Golgatha," dem die Reklame mit vollen Backen aufposaunt, dann sei lieber auf
alles verzichtet.
Indessen verzweifeln wir nicht. Die lebhafte Bewegung, welche die Kunst-
gewerbe ergriffen hat, und von welcher gerade die so ganz gelungene Stuttgarter
Ausstellung ein Zcugniß gewesen ist, kommen auch dem Gebiete zu gut, welchem
das Christliche Kunstblatt ferner in dem neuen Jahre dienen will. Es ist doch
ein Streben nach Stil, nach Schönheit und Wahrheit zugleich erwacht, ein Sinn
für bessere Form und Farbe dringt, wenn auch langsam, durch, und so viel Un-
geschmack und Unverstand namentlich in kirchlichen Wiederherstellungen und An-
schaffungen sich noch breit macht: gegenüber von dem, was vor drei, vier Jahr-
zehnten sehr allgemein geschah, find doch heute entschiedene Fortschritte zu verzeichnen.
Überaus viel geschah auch im letzten Jahre an und für evangelische Kirchen.
Könnten wir- all das, was begonnen, gestiftet, beschafft und vollendet worden ist
in allen evangelischen Gebieten Deutschlands, übersehen, wie eine solche Übersicht
in Bezug auf Sachsen in dem lehrreichen „Amtskalender für evangelisch-lutherische
Geistliche im Königreich Sachsen auf das Jahr 1882" gegeben ist, es müßte ein
Gesammtbild sich ergeben, welches doch noch gar nicht wie „Selbstauflösung des
Protestantismus" aussieht. Gewiß, in böser Zeit ist viel Gutes und Schönes
in Deutschland zerfallen, aber es wird trotz der gegenwärtigen bösen Zeit auch
wieder Neues gebaut, Altes aufgerichtet, gebessert, verschönert überall, und es
fehlt nicht an Pflichtbewußtsein der Staaten, nicht an Eifer der Gemeinden, nicht
an Opferwilligkeit und Stistungsfreudigkeit der Privaten.
Baumeister denn — auch in: neuen Jahre voran! Bildhauer und Maler
ihnen nach! bis der Tag kommt, da der Fürst des Lebens den in Künstler-
kreisen leider selbst am meisten erstorbenen Sinn für kirchliche Kunst wieder-
erweckt und dem Geist christlicher Kunst sein Machtwort zuruft: „Ich sage
dir, stehe auf!"

Die Auferweckung -es Jünglings iu Nuin uon Pfannschmi-t.
Die erste Numer seines vierundzwanzigsten Jahrgangs darf das Christliche
Kunstblatt schmücken mit einem Holzschnitt nach dein Carton zu dem Fenster-
gemälde im Chor der neuen Garnisonkirche in Stuttgart, dessen Gegenstück, der
Hauptmann von Kapernaum, in der Dezembernumer des Jahrgangs 1880 ab-
gebildet ist. Beide Darstellungen sind, in Achtdruck von Martin Rommel
in Stuttgart nachgebildet, von dem Verein für religiöse Kunst in Berlin und
vom Verein für christliche Kunst in Stuttgart seinen Mitgliedern gespendet
worden. Das Bild bedarf keiner Erklärung. Auch der kleine, übrigens wohl-
gelungene Holzschnitt gibt eine Ahnung von dem Adel, der Innigkeit und Schön-
heit der ganzen Komposition.
 
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