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liehen Teil des jetzigen Königreichs Württemberg eine klösterliche Niederlassung vom
Cisterzicnserorden nach der Regel des heiligen Benedikt eingerichtet. Es geschah
dies ans Betrieb des Wolfram von Bebenbnrg bei Rothenburg a./T., eines im
Dienst der Hohenstaufenkaiser, Konrads III., und Friedrichs I. stehenden und
an des ersteren Kreuzzug beteiligten Edelfreicn, durch den von Maulbronn
abgeordneten Abt Hervicns. Errichtet wurde das Kloster auf Grund und Boden
der mit Wolfram verwandten v. Berlichingschen Familie, und zwar infolge einer
besonderen „wunderbaren Weisung," statt auf einer Höhe im Thalgrund der
Jagst, eines Nebenflusses des Neckars. Noch im Jahre der Gründung erfolgte das
erste weltliche Privilegium für das neue Kloster von feiten des Kaisers Friedrich I.
Barbarossa, bei dessen Hochzeit in Würzburg mit Beatrix von Burgund, Wolfram
v. Bebenbnrg dasselbe persönlich auswirkte; die erste Bestätignngsbnlle wurde
im Jahr 1176 vom Papst Alexander III. ausgestellt. Diese beiden Reichs-
nnd Kirchenhänpter sind nebst Wolfram und dem Abt Hervicns in vier statt-
lichen Standbildern rechts und links am Eingang auch noch der jetzigen Kirche
zn sehen.
Aus den vier ersten Jahrhunderten nach der Gründung wissen die Jahr-
bücher des Klosters einzig nur von unzähligen Schenkungen, Vermächtnissen und
Käufen, durch die das Kloster, trotz jeweiliger Verarmung, nach und nach zu
reichem Besitz in weitem Umkreis gelangte, und von vielen Streitigkeiten mit
benachbarten Grafen und Herrn, Städten und Dörfern und mit dem Deutsch-
orden, auch zwischen Abt und Mönchen zn berichten, mit besonderem Nachdruck
aber den Schutz und die Wohlthaten zu rühmen, welche man der Gunst nicht
bloß der Bischöfe von Würzburg und mancher Adclsgeschlechter, sondern namentlich
einzelner Päpste und Kaiser verdankte. Bon irgend welchen wissenschaftlichen
Bestrebungen und Leistungen findet sich keine Spur. Auch von Beziehungen zu
den größeren weltlichen und kirchlichen Begebenheiten ist nur insoweit die Rede,
als das Kloster infolge der Parteinahme gegen das Königtum Ludwigs des
Baiern viel zu leiden hatte und von zwei Äbten ihre Anwesenheit bei den
Kirchenversammlungcn zu Konstanz und Basel bezeugt ist. Erst seit dem sech-
zehnten Jahrhundert gewinnt die Geschichte des Klosters einige bedeutsamere
Seiten. Es sind zunächst freilich drei in der Chronik als Plagen bezeichnete
Ereignisse: die schwere Drangsal, welche der in nächster Nähe ausgebrochene
Bauernkrieg des „Odenwälder und Hohenloher Hausens" herbeisührte; die
schmerzliche Erfahrung, daß im dreißigjährigen Krieg das Kloster nicht bloß von
schwedischen Eindringlingen viel zu leiden hatte, sondern sogar durch Schenkung
Gustav Adolfs an Kraft von Hohenlohe kam, infolge dessen zwei Jahre lang
eine Äbtissin und ein Prediger evangelischen Bekenntnisses des geistlichen Amtes
im Kloster warteten; endlich die durch den Reichsdeputationshauptschluß 1803
erfolgte Säcularisation, wodurch der ganze große Besitzstand und die stattlichen
Abteigebäude an das Königreich Württemberg kamen und die letzteren, wie
Maulbronn, im Jahr 1810 Sitz eines der vier sogenannten niederen theologischen
Seminaricn wurden. Andererseits stammen aber gerade diese Baulichkeiten sowie
was sonst Merkwürdiges, zwar nicht aus dem Gebiet der Wissenschaft, wohl
 
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