DOI Heft:
Nr. 7 (1. Juli 1885)
DOI Seite / Zitierlink: https://doi.org/10.11588/diglit.44537#0101
1. Juli 1885.
Sicbenuiibzwanzigster Jahrgang.
M-. 7.
für Kirche, schule und Haus.
Herausgegeben von
H. Merz und C. G. Psannschmidt.
Erscheint monatlich in einem Bogen. Preis des Jahrgangs 4 Mark. — Zu beziehen durch alle Postämter
und Buchhandlungen.
Die Kreuzigung Christi.
Kolossalgrnppe von Hofbildhaner Rudolf tklaison.
Im „Odeon" zu München wurde unlängst ein Werk ausgestellt, das wert
ist, der Aufmerksamkeit des kunstliebenden Publikums auch in weiteren Kreisen
empfohlen zu werden. Ein Bildhauer, welcher der kirchlichen Kunst in allen
seinen übrigen Werken durchaus ferne steht, tritt hier mit einer Schöpfung vor
uns, die zwar ebenfalls mit dem kirchlichen Stil nichts gemein hat, nichtsdesto-
weniger aber eine ergreifende religiöse Wirkung auszuüben im stände ist. Ja,
mau möchte behaupten: eben weil der kirchliche Typus in diesem Werke ver-
lassen ist, wirkt es gewaltiger als die sonst für diesen Gegenstand üblichen Dar-
stellungen und erscheint es besonders geeignet, anch solche zn fesseln, welche Christus-
und Madonnenbildern keinen Geschmack mehr abzugewinncn gewohnt sind. Es
ist gewiß wünschenswert, wenn auch die plastische Kunst in Ausübung eines solchen
edlen Naturalismus Brücken schasst, welche ans der Welt des ewig Profanen
Sicbenuiibzwanzigster Jahrgang.
M-. 7.
für Kirche, schule und Haus.
Herausgegeben von
H. Merz und C. G. Psannschmidt.
Erscheint monatlich in einem Bogen. Preis des Jahrgangs 4 Mark. — Zu beziehen durch alle Postämter
und Buchhandlungen.
Die Kreuzigung Christi.
Kolossalgrnppe von Hofbildhaner Rudolf tklaison.
Im „Odeon" zu München wurde unlängst ein Werk ausgestellt, das wert
ist, der Aufmerksamkeit des kunstliebenden Publikums auch in weiteren Kreisen
empfohlen zu werden. Ein Bildhauer, welcher der kirchlichen Kunst in allen
seinen übrigen Werken durchaus ferne steht, tritt hier mit einer Schöpfung vor
uns, die zwar ebenfalls mit dem kirchlichen Stil nichts gemein hat, nichtsdesto-
weniger aber eine ergreifende religiöse Wirkung auszuüben im stände ist. Ja,
mau möchte behaupten: eben weil der kirchliche Typus in diesem Werke ver-
lassen ist, wirkt es gewaltiger als die sonst für diesen Gegenstand üblichen Dar-
stellungen und erscheint es besonders geeignet, anch solche zn fesseln, welche Christus-
und Madonnenbildern keinen Geschmack mehr abzugewinncn gewohnt sind. Es
ist gewiß wünschenswert, wenn auch die plastische Kunst in Ausübung eines solchen
edlen Naturalismus Brücken schasst, welche ans der Welt des ewig Profanen