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auch die sämtlichen Fenster der Seitenschiffe mit Glasmalereien versehen werden.
Höchst störend ist aber folgendes. Die Seitenwände des Qnerschiffes lassen, weil
aus Backstein aufgeführt, große kahle Flächen sichtbar werden, an denen vor-
treffliche Gelegenheit zur Entfaltung von Mosaik oder Wandmalerei wäre. Statt
dessen hat man mehrere vereinsamte nnd wertlose Ölgemälde mit Goldrahmen
hingehängt, was geradezu einen kläglichen Eindruck macht. Endlich verlangen
wir noch Farbe für die um den Altar sich herumziehende Hinterwand; der weiße
Altar mit dein Weißen Christus in Lebensgröße samt den zwölf Aposteln aus
weißem Kalkstein würden unendlich gewinnen, wenn nur einigermaßen zu dem
einförmigen Weiß ein Gegengewicht da wäre. Diese Farbenschen ist eben auch
eine rationalistische Ausartung des protestantischen kirchlichen Geschmackes. Ob
es übrigens richtig ist, den Gekreuzigten in Lebensgröße auf den Altar zu stellen,
möchten wir bezweifeln. Die Kreuzigung als Handlung gedacht, darf durch ein
Gemälde oder auch eine plastische Gruppe auf dem Altar dargestellt werden;
der Gekreuzigte aber allein und zwar in Lebensgröße ausgeführt nähert sich schon
zu sehr dem Begriff eines Kunstwerkes, während er doch an dieser Stelle nur
religiöses Symbol sein soll.
Endlich erwähnen wir noch die Thüre zur Sakristei als ein Meisterstück
in ihrer Art. Der Entwurf zum Bildwerk derselben rührt von G. G. Scott
her, ausgeführt hat ihn der Hamburger Künstler C. F. H. Plambeck (f 1879)
in den Jahren 1861 — 63. Wir sehen fünf biblische Bilder von meisterhafter
eingelegter Arbeit und glanzvoller Farbenzusammenstellung auf einer Thür von
8 Fuß 10 Zoll Höhe und 3 Fuß 8 Zoll Breite. Ihre äußere Fläche ist so
eingeteilt, daß ein längliches Mittelfeld über sich und unter sich je vier kleine
viereckige Felder hat, welche sämtlich als die Füllungen der Thüre gegen deren
Rahmenstücke vertieft find. Im Mittelfelde ist das Abendmahl des Herrn dar-
gestellt; links die Kreuztragung, rechts die Grablegung, darüber die Auferstehung
und die Himmelfahrt des Herrn.
Trotz der gemachten Ausstellungen gereicht es uns zu aufrichtiger Freude,
daß wenigstens die zweitgrößte Stadt des deutschen Reiches eine große protestantische
Kirche im gotischen Stile besitzt, während der von Friedrich Wilhelm IV. geplante
Dom in Berlin im günstigsten Falle nur in verstümmelter Gestalt erstehen wird.
Möchte die Zeit nicht allzu fern sein, in welcher die Hamburger Nikolaikirche in
allen ihren Teilen vollendet dasteht. G. P.
Noah nnd seine Söhne in der kirchlichen Kunst.
Noah im Kasten, oder auch an seiner Statt ein Verstorbener, zur Andeutung
der Rettung aus den Fluten des Todes in das ewige Leben, nach der Taube
greifend, ist ein mehrfach in den altchristlichen Gräbern gemaltes Sinnbild.
Auch auf Steinsärgeu findet es sich. Seine Verwendung läßt sich bis zur Mitte
des zweiten Jahrhunderts zurück verfolgen und sie dauert bis ans Ende der
altchristlichen Kunstentwicklung. (Vergl. die Abhandlung von Viktor Schultze in
auch die sämtlichen Fenster der Seitenschiffe mit Glasmalereien versehen werden.
Höchst störend ist aber folgendes. Die Seitenwände des Qnerschiffes lassen, weil
aus Backstein aufgeführt, große kahle Flächen sichtbar werden, an denen vor-
treffliche Gelegenheit zur Entfaltung von Mosaik oder Wandmalerei wäre. Statt
dessen hat man mehrere vereinsamte nnd wertlose Ölgemälde mit Goldrahmen
hingehängt, was geradezu einen kläglichen Eindruck macht. Endlich verlangen
wir noch Farbe für die um den Altar sich herumziehende Hinterwand; der weiße
Altar mit dein Weißen Christus in Lebensgröße samt den zwölf Aposteln aus
weißem Kalkstein würden unendlich gewinnen, wenn nur einigermaßen zu dem
einförmigen Weiß ein Gegengewicht da wäre. Diese Farbenschen ist eben auch
eine rationalistische Ausartung des protestantischen kirchlichen Geschmackes. Ob
es übrigens richtig ist, den Gekreuzigten in Lebensgröße auf den Altar zu stellen,
möchten wir bezweifeln. Die Kreuzigung als Handlung gedacht, darf durch ein
Gemälde oder auch eine plastische Gruppe auf dem Altar dargestellt werden;
der Gekreuzigte aber allein und zwar in Lebensgröße ausgeführt nähert sich schon
zu sehr dem Begriff eines Kunstwerkes, während er doch an dieser Stelle nur
religiöses Symbol sein soll.
Endlich erwähnen wir noch die Thüre zur Sakristei als ein Meisterstück
in ihrer Art. Der Entwurf zum Bildwerk derselben rührt von G. G. Scott
her, ausgeführt hat ihn der Hamburger Künstler C. F. H. Plambeck (f 1879)
in den Jahren 1861 — 63. Wir sehen fünf biblische Bilder von meisterhafter
eingelegter Arbeit und glanzvoller Farbenzusammenstellung auf einer Thür von
8 Fuß 10 Zoll Höhe und 3 Fuß 8 Zoll Breite. Ihre äußere Fläche ist so
eingeteilt, daß ein längliches Mittelfeld über sich und unter sich je vier kleine
viereckige Felder hat, welche sämtlich als die Füllungen der Thüre gegen deren
Rahmenstücke vertieft find. Im Mittelfelde ist das Abendmahl des Herrn dar-
gestellt; links die Kreuztragung, rechts die Grablegung, darüber die Auferstehung
und die Himmelfahrt des Herrn.
Trotz der gemachten Ausstellungen gereicht es uns zu aufrichtiger Freude,
daß wenigstens die zweitgrößte Stadt des deutschen Reiches eine große protestantische
Kirche im gotischen Stile besitzt, während der von Friedrich Wilhelm IV. geplante
Dom in Berlin im günstigsten Falle nur in verstümmelter Gestalt erstehen wird.
Möchte die Zeit nicht allzu fern sein, in welcher die Hamburger Nikolaikirche in
allen ihren Teilen vollendet dasteht. G. P.
Noah nnd seine Söhne in der kirchlichen Kunst.
Noah im Kasten, oder auch an seiner Statt ein Verstorbener, zur Andeutung
der Rettung aus den Fluten des Todes in das ewige Leben, nach der Taube
greifend, ist ein mehrfach in den altchristlichen Gräbern gemaltes Sinnbild.
Auch auf Steinsärgeu findet es sich. Seine Verwendung läßt sich bis zur Mitte
des zweiten Jahrhunderts zurück verfolgen und sie dauert bis ans Ende der
altchristlichen Kunstentwicklung. (Vergl. die Abhandlung von Viktor Schultze in