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fertigen" mit Jesus bei den zwei Emmausjüngern. Nachdem die zur Aus-
schmückung des Doms gesammelten Gelder im Sinne der Geber zunächst auf
Herstellung des großen Fensters benützt worden sind, haben bereits drei hoch-
herzige Mitglieder der Domgemeinde fernere drei Glasgemälde gestiftet, die sofort
zur Ausführung gelangen werden. Für die noch übrigen vier Fenster werden
wohl noch „edeldenkende Geber" sich finden.
Die Hof-Glasmalerei-Anstalt von F. P. Zettler in München ist mit Aus-
führung der Glasgemälde betraut worden. Das im letzten Herbste fertig gestellte
und eingesetzte mittlere große Hauptfenster hat den Rus der berühmten Anstalt
wieder bewährt. Es ist 8,50 in hoch, 3,20 in breit, im spätgotischen Stil
gehalten; das Bildliche nach Entwürfen des Malers H. Huber, das Zierwerk
nach Zeichnungen des Baumeisters Leonhard Dopfer.
Das Bild der Bergpredigt nimmt in voller Breite des von vier Sprossen
geteilten Fensters ein gutes Drittteil der Höhe ein. Der Ort ist durch einen
felsigen Hintergrund und durch zwei Patinen bezeichnet. Jesus sitzt in der Mitte,
die Hände zur Betonung des „Wahrlich ich sage euch" mit ansgereckten Schwör-
singcrn erhebend. Um sein langgelocktes ernstmildes Haupt legt sich der Kreuz-
nimbus im Unterschiede von den einfacheren Heiligenscheinen der um ihn stehenden
und sitzenden Jünger. Die zwei sitzenden und der jugendliche, am Stamme des
Palmbaums sich haltende mögen die drei vornehmsten „Säulen"-Apostel, Petrus,
Jakobus und Johannes vorstellen. Zu den Füßen des Herrn steht und liegt
geringes und vornehmes Volk. Neben einem Ritter links stehen zwei hermelin-
geschmückte Patrizierknaben, im Vordergründe hat sich eine Mutter mit ihrem
kleinen Kinde gelagert zunächst einem alten Manne, während zu äußerst rechts
eine Patrizierfrau ihr junges Söhnlein auf die Sprüche des göttlichen Meisters,
wohl gerade auf den von der Sanftmut, aufmerksam macht. Über dieser vor-
nehmen Frau sehen wir einen Apostel den Finger heben zum Aufmerken auf
Jesus, welcher, wie das am Rande rechts und links sich aufrollende Schriftband
sagt: „predigte gewaltig und nicht wie die Schriftgelehrten."
Das Hauptbild wird oben durch einen mit gotischem Blatt- und Blumen-
werk verzierten Eselsrücken abgeschlossen, darüber sitzen in den fünf gotisch um-
rahmten Feldern die Propheten Jeremias, Jesaias, David, Hesekiel und Daniel.
Das Maßwerk, welches des Raumes wegen in unserer guten, das Vergrößerungs-
glas in die Hände der geneigten Beschauer sich erbittenden zinkographischen
Nachbildung weggelassen werden mußte, ist mit Blumen und Eichenzweigen aus-
gefüllt, von welchen der Bremen'sche Wappen-Schlüssel und die Worte „im
Jahre des Heiles 1882" umgeben sind-
Am Fuße des Fenstergemäldes sehen wir in dem Felde ganz links das
Wappen der Familie Albers (einen Adler), rechts (drei Ähren) das Wappen
der Familie Adami, welche beide Familien das Fenster gestiftet haben. In den
drei Mittelfeldern ist dargestellt, wie der alte Bürgermeister Donelde in einer
Kufe auf offenem Marktplatze stehend, aus ihr durch Gaben zum Dombau gehoben
wird. Arme und Reiche kommen herbei und bringen ihre Beutel und ihre
Schcrslein, ein Knabe schüttet sogar sein mit Münzen gefülltes Büttlein in die
 
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