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Wie er auch als Tondichter seinen Manu stellt und in geweihter Stunde
die Melodie zu seinem deutschen la äaniu aus der Tiefe seines anbetenden,
gottfreudigen Herzens schöpft, oder vielmehr ans den himmlischen Höhen und
Chören sich cingeben läßt, das hat Professor Stelzner in München unlängst
in einem, jetzt dem dortigen Kunsiverein gehörigen Gemälde dargestellt.
Da sitzt der Mann Gottes in sonntäglicher Frühe nnd Kleidung auf der Banl
unter dem halb offenen Fenster, durch welches ein Helles Morgenlicht in die stille
Studierstube fällt. Neben ihm hat er seine Hand-Bibel und ein altes Antiphonar,
auf einem Notenblatt lesen wir den alten Hymnus 0 lux llantn trinitas
(O selig Licht, Dreieinigkeit), auf dem Pult vor ihm liegt ein Papier, ans welches
er soeben die ersten Noten zum „ersten Chor" von „Herr Gott, dich loben wir"
mit seiner Feder geschrieben. Wie der gottbegeisterte Kraftmann verklärten An-
gesichts nun weiter dem lauscht, was droben im Heiligtum „all Engel- und
Himmelsheer und was dient zu Gottes Ehr, auch Cherubim und Seraphim
rufen immer mit hoher Stimm", davon möge den geneigten Lesern eine Bor-
stellung geben die von Meisenbach gefertigte, wegen der tiefdnnkeln Töne schwierigen
Nachbildung einer von Herrn Professor Stelzner uns auf unsere Bitten zu diesen:
Zweck gütigst dargebotene Photographie nach seinem köstlichen Gemälde, bei dessen
Anblick alle evangelischen Herzen nnd Zungen in ein freudiges „Herr Gott, wir
danken dir" — auch für unfern Luther — mit einstimmen werden.
Ein Entwurf Mi Domliau in Berlin.
Der ideal gerichtete Kaiser Friedrich III. hat schon als Kronprinz sich leb-
haft mit Plänen zu einen: neuen Dom in Berlin beschäftigt. Seine Baugedanken
haben mit Rat nnd Hand des Geheimen Regierungsrats Raschdorf schließlich
eine Gestalt erhalten, welche dieser hervorragende Architekt jüngst in dem bei
Wasmnth in Berlin erschienenen Werke „Ein Entwurf zum Neubau des Domes
und zur Vollendung des Königlichen Schlosses in Berlin" dein öffentlichen Urteil
übergeben hat.
Dem Texte zu den sieben großen Lichtdruck-Tafeln läßt sich entnehmen, daß
der Grundgedanke zu diesem Entwurf ursprünglich und eigentlich von dem be-
rühmten Baumeister Schinkel herstammt. Er hatte die von Friedrich WilhelmIII.
in den Jahren 1816—17 veranlaßte Umgestaltung der auf Friedrichs des Großen
Befehl in den Jahren 1747—50 durch Boumann erbauten „Dom- nnd Hofkirche"
zu leiten nnd war dabei auf den Plan zu einem ganz neuen Dom gekommen.
Er wollte aber nicht sowohl eine protestantische Gemeindekirche bauen, als viel-
mehr eine nationale Dankeskirche zu Feiern nach überstandener Kriegsgefahr,
und zugleich eine Denkmals- und Gruftkirche für die Fürsten und alle, welche
durch hervorragende Thaten sich um das Baterland verdient gemacht haben. Das
sollte eine große dreischiffige, gewölbte „Predigtkirche", mit einer ebenfalls groß-
artigen, höher im achtseitigen Chor gelegenen „Altarkirche" werden, deren äußerer
Schmuck an Strebepfeilern und Portalen die Reiterstandbilder der Fürsten und
der nationalen Berühmtheiten werden sollten. Man sieht, Schinkel, der als
Wie er auch als Tondichter seinen Manu stellt und in geweihter Stunde
die Melodie zu seinem deutschen la äaniu aus der Tiefe seines anbetenden,
gottfreudigen Herzens schöpft, oder vielmehr ans den himmlischen Höhen und
Chören sich cingeben läßt, das hat Professor Stelzner in München unlängst
in einem, jetzt dem dortigen Kunsiverein gehörigen Gemälde dargestellt.
Da sitzt der Mann Gottes in sonntäglicher Frühe nnd Kleidung auf der Banl
unter dem halb offenen Fenster, durch welches ein Helles Morgenlicht in die stille
Studierstube fällt. Neben ihm hat er seine Hand-Bibel und ein altes Antiphonar,
auf einem Notenblatt lesen wir den alten Hymnus 0 lux llantn trinitas
(O selig Licht, Dreieinigkeit), auf dem Pult vor ihm liegt ein Papier, ans welches
er soeben die ersten Noten zum „ersten Chor" von „Herr Gott, dich loben wir"
mit seiner Feder geschrieben. Wie der gottbegeisterte Kraftmann verklärten An-
gesichts nun weiter dem lauscht, was droben im Heiligtum „all Engel- und
Himmelsheer und was dient zu Gottes Ehr, auch Cherubim und Seraphim
rufen immer mit hoher Stimm", davon möge den geneigten Lesern eine Bor-
stellung geben die von Meisenbach gefertigte, wegen der tiefdnnkeln Töne schwierigen
Nachbildung einer von Herrn Professor Stelzner uns auf unsere Bitten zu diesen:
Zweck gütigst dargebotene Photographie nach seinem köstlichen Gemälde, bei dessen
Anblick alle evangelischen Herzen nnd Zungen in ein freudiges „Herr Gott, wir
danken dir" — auch für unfern Luther — mit einstimmen werden.
Ein Entwurf Mi Domliau in Berlin.
Der ideal gerichtete Kaiser Friedrich III. hat schon als Kronprinz sich leb-
haft mit Plänen zu einen: neuen Dom in Berlin beschäftigt. Seine Baugedanken
haben mit Rat nnd Hand des Geheimen Regierungsrats Raschdorf schließlich
eine Gestalt erhalten, welche dieser hervorragende Architekt jüngst in dem bei
Wasmnth in Berlin erschienenen Werke „Ein Entwurf zum Neubau des Domes
und zur Vollendung des Königlichen Schlosses in Berlin" dein öffentlichen Urteil
übergeben hat.
Dem Texte zu den sieben großen Lichtdruck-Tafeln läßt sich entnehmen, daß
der Grundgedanke zu diesem Entwurf ursprünglich und eigentlich von dem be-
rühmten Baumeister Schinkel herstammt. Er hatte die von Friedrich WilhelmIII.
in den Jahren 1816—17 veranlaßte Umgestaltung der auf Friedrichs des Großen
Befehl in den Jahren 1747—50 durch Boumann erbauten „Dom- nnd Hofkirche"
zu leiten nnd war dabei auf den Plan zu einem ganz neuen Dom gekommen.
Er wollte aber nicht sowohl eine protestantische Gemeindekirche bauen, als viel-
mehr eine nationale Dankeskirche zu Feiern nach überstandener Kriegsgefahr,
und zugleich eine Denkmals- und Gruftkirche für die Fürsten und alle, welche
durch hervorragende Thaten sich um das Baterland verdient gemacht haben. Das
sollte eine große dreischiffige, gewölbte „Predigtkirche", mit einer ebenfalls groß-
artigen, höher im achtseitigen Chor gelegenen „Altarkirche" werden, deren äußerer
Schmuck an Strebepfeilern und Portalen die Reiterstandbilder der Fürsten und
der nationalen Berühmtheiten werden sollten. Man sieht, Schinkel, der als