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Seile 20 u. s. w. verweisen, in welcher die Bilder aus der Zeitgeschichte und
aus der tiefevangelischen Seelenstimmung Dürers heraus erklärt sind und der
große Meister als Bekenner und Verfechter des lauteren Gotteswortes in Luthers
Geist und Sinn festgestellt ist auf d i e Gefahr auch hin, daß in Übereinstimmung
mit H. Kauffmann Herr Professor Keppler im Archiv für christliche Kunst (1888,
Nr. 8, S. 76) es für „Thorheit" erklärt, „aus Dürer einen Anhänger und
Maler der Reformation machen zu wollen."
Nur kurz weisen wir noch auf die bündigen Schilderungen der ältesten
Generation von A. Dürers Schülern und Gehilfen hin, den manirierten Hans
Dürer, den wackeren Hans Schäufelein, der auch im besten, was er in Form
und Farbe leistet, nur erfreuen, keinen nachhaltigem Eindruck hinterlassen kann,
den reicher und tiefer begabten Hans Sneß, genannt Hans von Kulmbach,
dann das „krastgenialische", im Leben ungezügelte, im Denken revolutionäre, in
rastloser Thätigkeit sich aufreibende jüngere Geschlecht: Georg Penz, die beiden
Beham, als Hauptträger der Dürerscheu Richtung in sehr verschiedener indi-
vidueller Ausgestaltung, welche mehr und weniger einen Übergang zu Hans Hol-
bein vermitteln, den großen Zeit- und Nuhmgcnossen A. Dürers, von dem weiter-
hin nach seinen Licht- und Schattenseiten zu handeln sein wird. H. Mz.

Chronik.
Lübeck. Alte Wandmalereien. Nachdem schon vor einigen Jahren die Manern
des früheren Bischofsschlosses am Dom sich als bedeckt mit Wandgemälden gezeigt hatten,
fördert man jetzt bei der Ausführung der Bemalung des Innern der Jakobikirche immer mehr
Funde aus dem Überzüge der Kalktünche ans Licht. Bis jetzt sind auf den viereckigen Pfeilern,
welche das Mittelschiff von den Seitenschiffen trennen, vier Figuren von etwa dreifacher Lebens-
größe freigelegt worden: ein heiliger Christoph, mit dem Christuskinde durch das Wasser
schreitend; die Gestalt Gottvaters mit dem Gekreuzigten, in der ungefähren Anordnung des
viel späteren Allerheiligenbildes von Dürer im Wiener Belvedere; ein auferstandener Christus
mit der Kreuzesfahne, und eine jugendliche Gewandfignr mit der Biegung des Leibes, die der
frühgotischen Kunst eigen ist, — alle Bilder unter architektonischen Baldachinen, mit kräftigen
Zügen vielfarbig bemalt.
Paris. Bei der unlängst abgehaltenen Versteigerung eines Teils der Dreyfuß'schen Ge-
mäldesammlung wurden 861000 Franken gelöst. Den höchsten Preis mit 100000 Franken
erzielte ein Gemälde von Troyon „Die Fähre". Dreyfuß hatte 1872 für dasselbe 32800
Franken bezahlt. Ein anderes Bild desselben Malers, „Der Marktweg", für welches der
Maler 25000 Franken bekommen hatte, wurde für 62000 Franken verkauft. Ein kleines Bild
von Meissonicr, einen jungen Mann lesenddarstellend, erzielte 50 000 Franken. Dreyfuß hatte
dasselbe für 20 700 Franken erstanden. Ein Bild von Detaille „Bonaparte in Ägypten" wurde
für 30 000, ein anderes von demselben Maler für 8000 Franken erstanden. Die Bilder des
einst so gefeierten Paul Delaroche erreichten ganz geringe Preise. „Die Rückkehr von der
Ernte", für welches 1872 11 500 Franken bezahlt wnrden, erzielte 2500 nnd „Marie Antoinette
nach ihrer Verurteilung" 1030 Franken. Das gleiche Geschick hatten Roberts berühmte „Piffe-
rari vor dem Marienbild". Vor siebzehn Jahren bezahlte Dreyfuß das Bild mit 40100 Franken
nnd gestern wurde dasselbe für 13 500 erstanden. 8ie transit Aloria, mnucki.
Bei der Sekretan'schen Versteigerung wurde das berühmte Gemälde „Angelus" von
Maler Millot unter den Hammer gebracht. Es ist von mittlerer Größe, 54 em hoch, 62
breit nnd stellt eine Ebene in der Abenddämmerung dar, in welcher ein junger Mann nnd
ein Mädchen beim Klang der Abendglocke in ihrer ländlichen Arbeit innehalten; die ganze
 
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