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bearbeitet, ohne daß er die dazu erforderlichen Qualitäten besitzt oder sich auch
nur der Schwierigkeiten entfernt bewußt wird, die ihm dabei gegenüber treten.
Erquicklich ist dann immer noch die Sache, wenn wenigstens ein leidliches Genre-
bild auf biblischen: Grunde erübrigt; wenn uns da aber eine süßlich hingewischte,
charakterlose Gestalt als Christus, oder dort ein roh hingepatztes, nacktes Menschen-
paar als Adam und Eva, hier wieder eine nichtssagende Franengestalt mit einem
Kind im Schoße und dem Goldreif um das Haupt als Maria u. s. w., u. s. w.
eutgegeugebracht wird uud das Gnuze schließlich auf eiue mehr oder minder
geschickt ausgeführte Abschreiberei der zufällig zur Stelle gehabten Natur hinaus-
läuft, dauu ist des Künstlers dabei begangene Selbsttäuschung mindestens ebenso
groß, wie das Verlangen unberechtigt, solches Werk als ernst gemeint hinzu-
uehmeu. Solche Auswüchse in der religiösen Malerei finden sich immer uud
auch diesmal leider nur zu viel. Hiefür ist das Bild des Malers E. Jordan,
Hannover, „die Schlange" betitelt, ein recht prägnantes Beispiel. In gedanken-
loser Nachschreiberei stellt er einen häßlichen, vierschrötigen nackten Bauern-
burschen einer nur zu wahr beobachteten, vielleicht körperlich noch häßlicheren
Stallmagd, die sich ohne Kleider nicht zu benehmen weiß, gegenüber und spielt
damit ans die Versuchung im Paradiese an. Nimmt man hiezu uoch die trockeue,
reiz- und phantasielose Malmeise, so kann mau nur aus vollen: Herzen Herrn
A. v. Werner nachsprechen, was er in seiner letzten akademischen Rede über
diese Art Bilder und Maler äußerte.
Auch A. v. Brandts, Berlin, hat in seiner „Hochzeit zu Kana" ein hierher-
gehöriges, äußerlich ebenso großes und anspruchsvolles, wie innerlich leeres
Bild geschaffen, ohne dessen Daseinsberechtigung durch künstlerische Qualitäten
nnchgewiesen zu haben. Mehr nach plastischen, denn nach malerischen Gesetzen
znsammengestellt, giebt es nur in loser Aneinanderreihung mehrere Bilder
höchst schwächlicher, zum Gegenstände wenig passender Art, ohne dabei den
Kern der biblischen Erzählung zu treffen. Da sehen wir an der von den Gästen
fast verlassenen Tasel die kleinlich aufgefaßte, inhaltslose Gestalt des Herrn in:
beiläufigen Gespräche mit einem Gaste, dort mehr oder weniger versteckt kosende
Liebespaare, ein Drittel der ganzen Riesenleinwand ist der Mischung des Weines
in ungeheurer Schale gewidmet u. s. w., und das alles ist durch Buntheit
in der Farbengebung und dekorative Technik nur noch ungenießbarer ge-
macht. Mit der Darstellung der „Maria" befaßten sich I. Grim, Berlin, und
Bennewitz v. Loefen, München. Des ersteren Bild war vor drei oder vier
Jahren schon einmal ausgestellt und hier erwähnt worden; des letzteren Arbeit,
welche uns eine Frau in reiferen Jahren mit den: schlafenden Kinde in: Schoß
auf einer Bank in: Freien sitzend zeigt, der sich drei kleine nackte, mäßig gezeich-
nete Engelchen neugierig nähern, läßt eben die Intimität der Empfindung
vermissen, welche durchaus notwendig ist, um solche Darstellungen reizvoll und
genießbar zu machen. Dagegen ist denn doch H. Nüttgens, Düsseldorf, in seiner
„Madonna" selbst für einen Evangelischen viel anziehender, obgleich das Bild
mit bei ihn: gewohnter Liebenswürdigkeit und Pietät gemalt als Andachtsbild
auf den: Familienaltare eines Katholiken erst ganz geniertet werden kann.
bearbeitet, ohne daß er die dazu erforderlichen Qualitäten besitzt oder sich auch
nur der Schwierigkeiten entfernt bewußt wird, die ihm dabei gegenüber treten.
Erquicklich ist dann immer noch die Sache, wenn wenigstens ein leidliches Genre-
bild auf biblischen: Grunde erübrigt; wenn uns da aber eine süßlich hingewischte,
charakterlose Gestalt als Christus, oder dort ein roh hingepatztes, nacktes Menschen-
paar als Adam und Eva, hier wieder eine nichtssagende Franengestalt mit einem
Kind im Schoße und dem Goldreif um das Haupt als Maria u. s. w., u. s. w.
eutgegeugebracht wird uud das Gnuze schließlich auf eiue mehr oder minder
geschickt ausgeführte Abschreiberei der zufällig zur Stelle gehabten Natur hinaus-
läuft, dauu ist des Künstlers dabei begangene Selbsttäuschung mindestens ebenso
groß, wie das Verlangen unberechtigt, solches Werk als ernst gemeint hinzu-
uehmeu. Solche Auswüchse in der religiösen Malerei finden sich immer uud
auch diesmal leider nur zu viel. Hiefür ist das Bild des Malers E. Jordan,
Hannover, „die Schlange" betitelt, ein recht prägnantes Beispiel. In gedanken-
loser Nachschreiberei stellt er einen häßlichen, vierschrötigen nackten Bauern-
burschen einer nur zu wahr beobachteten, vielleicht körperlich noch häßlicheren
Stallmagd, die sich ohne Kleider nicht zu benehmen weiß, gegenüber und spielt
damit ans die Versuchung im Paradiese an. Nimmt man hiezu uoch die trockeue,
reiz- und phantasielose Malmeise, so kann mau nur aus vollen: Herzen Herrn
A. v. Werner nachsprechen, was er in seiner letzten akademischen Rede über
diese Art Bilder und Maler äußerte.
Auch A. v. Brandts, Berlin, hat in seiner „Hochzeit zu Kana" ein hierher-
gehöriges, äußerlich ebenso großes und anspruchsvolles, wie innerlich leeres
Bild geschaffen, ohne dessen Daseinsberechtigung durch künstlerische Qualitäten
nnchgewiesen zu haben. Mehr nach plastischen, denn nach malerischen Gesetzen
znsammengestellt, giebt es nur in loser Aneinanderreihung mehrere Bilder
höchst schwächlicher, zum Gegenstände wenig passender Art, ohne dabei den
Kern der biblischen Erzählung zu treffen. Da sehen wir an der von den Gästen
fast verlassenen Tasel die kleinlich aufgefaßte, inhaltslose Gestalt des Herrn in:
beiläufigen Gespräche mit einem Gaste, dort mehr oder weniger versteckt kosende
Liebespaare, ein Drittel der ganzen Riesenleinwand ist der Mischung des Weines
in ungeheurer Schale gewidmet u. s. w., und das alles ist durch Buntheit
in der Farbengebung und dekorative Technik nur noch ungenießbarer ge-
macht. Mit der Darstellung der „Maria" befaßten sich I. Grim, Berlin, und
Bennewitz v. Loefen, München. Des ersteren Bild war vor drei oder vier
Jahren schon einmal ausgestellt und hier erwähnt worden; des letzteren Arbeit,
welche uns eine Frau in reiferen Jahren mit den: schlafenden Kinde in: Schoß
auf einer Bank in: Freien sitzend zeigt, der sich drei kleine nackte, mäßig gezeich-
nete Engelchen neugierig nähern, läßt eben die Intimität der Empfindung
vermissen, welche durchaus notwendig ist, um solche Darstellungen reizvoll und
genießbar zu machen. Dagegen ist denn doch H. Nüttgens, Düsseldorf, in seiner
„Madonna" selbst für einen Evangelischen viel anziehender, obgleich das Bild
mit bei ihn: gewohnter Liebenswürdigkeit und Pietät gemalt als Andachtsbild
auf den: Familienaltare eines Katholiken erst ganz geniertet werden kann.