mit zum Teil recht glücklich gewählten Überschriften versieht. Nuch diese Ausgabe
ist viel verkauft und verbreitet worden. In den Lazaretten ist wohl jedem ver-
wundeten ein Neues Testament zum Lesen überreicht und eine Bibel zugänglich
gemacht worden.
Daneben hat man in der Heimat den Gebrauch der Bibel zur häuslichen
Erbauung gefördert. Wurster redet der „Bibel für die Hausandacht" das Wort
und bezeichnet sie als „neues Hilfsmittel für die Familie". Saathoff empfiehlt
die „deutsche Volksbibel" (lN. f. pastoralth., März 1916). Innere Mission
und Bibelgesellschaften haben wohl ein übriges getan, um ihre Bibeln zu ver-
breiten. So berichtet die Sächsische Hauptbibelgesellschaft in dem Vibelblatt
zur Sammlung der Osterkollekte 1916, daß sie im letzten Jahre 134377 Bibeln
und Bibelteile ausgegeben habe. Und sie freut sich darüber, daß die Bibel wieder
zu Ehren gekommen sei, daß Tausende in ihr „Kraft und Trost in Heimsuchungen,
Leiden und Todesnot, Hoffnung zum Nushalten, Stärke in Bekümmernis, den
rechten Ernst zum Kampf gegen Sünde und Oberflächlichkeit" gefunden haben.
Die Eisenacher Bibelgesellschaft hat den Beschluß gefaßt, den Familien
der im Krieg Gefallenen ein besonders ausgestattetes Neues Testament mit vor-
stehender Widmung und Lesezettel überreichen zu lassen.
Welche Erfolge haben diese Bestrebungen gehabt? Es sei mir gestattet, aus
dem Kreise meiner persönlichen Erfahrungen einiges mitzuteilen. Gleich nach
Nusbruch des Krieges 1914 benutzte ich den Beginn der Pfarrstunden, um durch
meine Schüler feststellen zu lassen, in welchen Häusern keine Vollbibel vorhanden
war. Das Ergebnis war überraschend: etwa zwanzig vom hundert besaßen über-
haupt keine Bibel. Noch größer war der Prozentsatz bei den Feststellungen im
herbste 1915: von 123 Familien waren 38, also 33 vom hundert, ohne Luther-
bibel. Dieser auffällige Mangel läßt sich wohl teilweise daraus erklären, daß
in der Schule nur das Neue Testament verwandt wird, während an Stelle des
Nlten ein biblisches Lesebuch getreten ist. Durch das Entgegenkommen der
weimarischen Bibelgesellschaft gelang es mir nun, die fehlenden Bibeln zum billigen
Preise von je 60 Pfennig zu beschaffen. Ganz umsonst wollte ich sie nicht in die
Häuser geben, da bekanntlich das geschenkte Gut als wertlos gilt und nicht ge-
schätzt wird. Lin Nmtsbruder befürchtete sogar, es möchte der billige Preis dazu
verleiten, die Bibel mit Verdienst weiter zu verkaufen. Nllein das habe ich
nirgends bemerkt; dazu war sie wohl ein zu wenig begehrtes Buch.
Nlso nun war das alte Trostbuch wieder in der Hand zahlreicher Familien.
In jede der verkauften Bibeln hatte ich eine auf den Krieg bezügliche Widmung
und Ermahnung geschrieben. Ist sie befolgt worden? Ich fand bei gelegent-
licher Nachfrage, daß die Bibel, gut eingeschlagen, wohl noch vorhanden war,
daß man auch — vielleicht der Neugierde halber - hier und da darin gelesen
haben mochte. Nber ein Trost- und Lrbauungsbuch für das Haus war sie nicht
geworden.
Ähnliche Feststellungen mußte ich hinsichtlich des den Neuvermählten über-
reichten Trautestaments machen. Man zeigte mir zum Beweise, daß man nicht
unkirchlich und ohne Glauben sei, mit einem gewissen Stolz das Neue Testament
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ist viel verkauft und verbreitet worden. In den Lazaretten ist wohl jedem ver-
wundeten ein Neues Testament zum Lesen überreicht und eine Bibel zugänglich
gemacht worden.
Daneben hat man in der Heimat den Gebrauch der Bibel zur häuslichen
Erbauung gefördert. Wurster redet der „Bibel für die Hausandacht" das Wort
und bezeichnet sie als „neues Hilfsmittel für die Familie". Saathoff empfiehlt
die „deutsche Volksbibel" (lN. f. pastoralth., März 1916). Innere Mission
und Bibelgesellschaften haben wohl ein übriges getan, um ihre Bibeln zu ver-
breiten. So berichtet die Sächsische Hauptbibelgesellschaft in dem Vibelblatt
zur Sammlung der Osterkollekte 1916, daß sie im letzten Jahre 134377 Bibeln
und Bibelteile ausgegeben habe. Und sie freut sich darüber, daß die Bibel wieder
zu Ehren gekommen sei, daß Tausende in ihr „Kraft und Trost in Heimsuchungen,
Leiden und Todesnot, Hoffnung zum Nushalten, Stärke in Bekümmernis, den
rechten Ernst zum Kampf gegen Sünde und Oberflächlichkeit" gefunden haben.
Die Eisenacher Bibelgesellschaft hat den Beschluß gefaßt, den Familien
der im Krieg Gefallenen ein besonders ausgestattetes Neues Testament mit vor-
stehender Widmung und Lesezettel überreichen zu lassen.
Welche Erfolge haben diese Bestrebungen gehabt? Es sei mir gestattet, aus
dem Kreise meiner persönlichen Erfahrungen einiges mitzuteilen. Gleich nach
Nusbruch des Krieges 1914 benutzte ich den Beginn der Pfarrstunden, um durch
meine Schüler feststellen zu lassen, in welchen Häusern keine Vollbibel vorhanden
war. Das Ergebnis war überraschend: etwa zwanzig vom hundert besaßen über-
haupt keine Bibel. Noch größer war der Prozentsatz bei den Feststellungen im
herbste 1915: von 123 Familien waren 38, also 33 vom hundert, ohne Luther-
bibel. Dieser auffällige Mangel läßt sich wohl teilweise daraus erklären, daß
in der Schule nur das Neue Testament verwandt wird, während an Stelle des
Nlten ein biblisches Lesebuch getreten ist. Durch das Entgegenkommen der
weimarischen Bibelgesellschaft gelang es mir nun, die fehlenden Bibeln zum billigen
Preise von je 60 Pfennig zu beschaffen. Ganz umsonst wollte ich sie nicht in die
Häuser geben, da bekanntlich das geschenkte Gut als wertlos gilt und nicht ge-
schätzt wird. Lin Nmtsbruder befürchtete sogar, es möchte der billige Preis dazu
verleiten, die Bibel mit Verdienst weiter zu verkaufen. Nllein das habe ich
nirgends bemerkt; dazu war sie wohl ein zu wenig begehrtes Buch.
Nlso nun war das alte Trostbuch wieder in der Hand zahlreicher Familien.
In jede der verkauften Bibeln hatte ich eine auf den Krieg bezügliche Widmung
und Ermahnung geschrieben. Ist sie befolgt worden? Ich fand bei gelegent-
licher Nachfrage, daß die Bibel, gut eingeschlagen, wohl noch vorhanden war,
daß man auch — vielleicht der Neugierde halber - hier und da darin gelesen
haben mochte. Nber ein Trost- und Lrbauungsbuch für das Haus war sie nicht
geworden.
Ähnliche Feststellungen mußte ich hinsichtlich des den Neuvermählten über-
reichten Trautestaments machen. Man zeigte mir zum Beweise, daß man nicht
unkirchlich und ohne Glauben sei, mit einem gewissen Stolz das Neue Testament
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