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maul bewohnte, nachdem am Tage vorher sich der Umzug aus der
„Stadthalle", wie der Bau bald aufhörte sich zu nennen, der 75
Jahre lang die Museumsgesellschaft, ihren Erbauer, beherbergte, voll-
zogen hatte. Ein Stück Altheidelberger Geschichte ging damit, ohne
daß eS Aufsehen erregt hätte, zu Ende*); in der Entwicklung des
geistigen und geselligen Lebens Heidelbergs hatte das „Museum"
eine geschichtliche Bedeutung viele Jahre hindurch, die nicht vergessen
werden sollte. Jn die Zeit der Wiederausrichtung der Hochschule
fallen seine Anfänge. Aus einer teilweisen Verschmelzung der „Lese-
gesellschast" des damals aus Franksurt a. M. herbeigezogenen Buch-
händlers I. C. B. Mohr (Firma: Mohr L Zimmer) und des von
den Rechtslehrern Thibaut, Heise und Martin begründeten geselligen
Klubs im „Ochsen" war das „Kasino" entstanden, das sich 1813
den Namen „Museum" beilegte, in das „Deutsche Haus" übersiedelte,
sich 1823 mit der größeren gelehrten Lesegesellschaft im Wachterschen
Lokale verband und auf Anregung des Anatomen Tiedemann auf
einem von der Stadt unentgeltlich iiberlaffenen Gmndstück (Teil des
Paradeplatzes, Garten des ehemaligen Augustinerklosters) 1827—28
ein eigenes Gebäude errichtete. Damit wuroe das „Museum" der
Mittelpunkt des geselligen und geistigen Lebens in Heidelberg, das
es auch bis in die achtziger Jahre durch zwei Menschenalter geblieben
isi. Der Umbau der Jahre 1874—76, der die finanziellen Kräste
der Gesellschast erschütterte, und die neuen Verhältniffe und veränderten
geselligen Sitten der sich ausdehnenden Stadt haben dann auch die
Stellung der Gesellschaft verschoben, die in den nun bezogenen
Räumen, von allen materiellen Sorgen besreit, einem neuen behag-
lichen und gedeihlichen Leben entgegengehen wird.

*) Man vcrgleiche den Aussay von Dr. Lobftein „Das Museum" in
Ruperw-Earola Nr. 9, S. 14S—147; ferner H. Heinz in der Hcidelberger Zei-
tung 1903 Nr. 247 vom 17. September.
 
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