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weslivärtr wenden', zunächst siedelte er sich in Freiburg (Breirgau)
an, aber Roberl Bunsen veranlaßte es, daß er alr Honorarprofessor
nach Heidelberg berufen wurdc, wo er sich ein Privatlaboratorium
einrichtete, in dem er mit seinen Schülern auch experimentell arbeitete.
Jm Sommersemester 1889, als Bunsen aus dem Lehramte schied,
übernahm eS Profesior Brühl, seine Lorlesungen zu halten. Seine eige-
nen Vorlesungen und Praktika erstreckten sich aus organische und an>
organische Chemie; durch eine Reihe ausgezeichneler Experimental-
untersuchungen förderte er die Wiffenschaft, am meisten bewundert
waren seine Studien über den Zusammenhang zwischen den optischen
Eigenschasten und der Konstitution der organischen Körper. Er hat
daS Handbuch der organrschen Chemie von Noscoe-Schorlemer fort-
geführt und einen 8. Band hinzugesügt. Er besaß eine glänzende
Fähigkeil, auch Nichtchemikern die Vorgänge auf diesen Gebieten
klarzumachen, wozu seine außerordentliche Vielseitigkeit beitrug. Auch
wer nur eine ilüchlige Unterhaltung mit ihm hatte, erkannte bald
seine unbesangene Betrachtungrweise, die Schärfe seines Urteils und
die Leichtigkeit, mit der er auch serner liegende Gebiete ergriff. Seine
Lehrtätigkeit mußte er leider srühe (1895) ausgeben, genStigt durch
die Steigerung seiner Krankheit, die ihn zu monatelangen Pausen
zwang, aber seine Forschertätigkeit ruhte nicht. Noch wenige Monate
vor seinem Tode nahm er lebhast an den Verhandlungen der chemi-
schen Gesellschast teil. Durch Auszeichnungen gelehrter Körperschaften
wurde er ost geehrt; so wurde er 1907 Ehrenmitglied der Ro^al
Instiiutiou ok 6reat Lritain, ordentliches Mitglied der Wiffen-
schasten in Krakau, auch war er Ehrendoktor der Universität Cam-
bridge. 1908 wurd« er zum ordentlichen Honorarproseffor an der
Ruperto-Carola ernannt. Seine kostbaren Apparale und Jnstru-
mente schenkte er der Universilät. Die cnglische Gesellschast veran-
staltele sür ihn eine würdige Trauerkundgebung. Seine Freunde
beklagten in ihm den Hingang eines offenen, geraden Charakters,
eines Freundes von sellener Trcue. Die Trauerseier in Heidelberg
war schlicht und würdig, wie eS seinem Wesen entsprach.

Am3. März starb der Privatmann Jakob Friedrich Rohr-
mann, der Begründer der bekannten Kohlen- und Holzhandlung,
 
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